Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
in die Seite. "Nein, er starb... im Kampf."
Nicolas hob ärgerlich die Augenbrauen hoch. "Was, zum Teufel, soll das bedeuten? Das hier war ein Überfall? Los, Burschen, raus mit der Sprache!" Sein Befehlston ließ die beiden wiederum zusammenzucken.
Der kleinere der beiden antwortete zögerlich: "Eine Meute von bewaffneten Dorfbewohnern steckte gestern Nacht das Burgtor in Brand, um sich Einlass zu verschaffen. Es waren betrunkene Männer, die erst den Rücktritt des Fürsten forderten, um ihre Wälder zu erhalten. Als dann die Wachen auf sie einschlugen, setzten sie sich zur Wehr. Ein regelrechter Krieg entbrannte. Die Soldaten des Fürsten wurden überwältigt, und der Mob begann zu plündern, und die Wachen haben sich ihnen früher oder später angeschlossen."
"Na, offenbar seid ihr ja immer noch dabei!", erwiderte Nicolas in scharfem Tonfall. "Erzählt weiter!"
"Fürst Codrea wurde auf der Brüstung des Thronsaales von einem verirrten Pfeil seiner eigenen Männer getroffen und stürzte in den Tod. Der Priester und zwei Männer aus dem Dorf, die nicht an dem Geschehen beteiligt gewesen waren, haben die Toten heute Morgen auf Karren in die Kapelle gebracht. Mehr wissen wir nicht. Euch, Prinz Radu, hielt man bereits für tot, nachdem Eure Männer mit zwei Verletzten aus dem Wald zurückkehrten und niemand um Euren Verbleib wusste."
Der Franzose wandte sich an den Prinzen. "Wir müssen ins Dorf, um mehr zu erfahren!", schlug er vor. Radu nickte wie betäubt. Seine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Dennoch verspürte er durch den Tod seines strengen Vaters eine Art Erleichterung, wofür er sich wiederum schämte.
"Wo sind die Pferde?", fragte Nicolas jetzt die beiden Diener, die immer noch wie ertappte Schuljungen vor ihnen standen. "Gestohlen, Herr. Sie haben alles mitgenommen."
"Diebische Trunkenbolde!", fluchte der ehemalige Hauptmann außer sich vor Wut. Ein sehr langer Fußmarsch ins Dorf schien vor ihnen zu liegen als wiederum der kleinere der beiden Plünderer einen Vorschlag machte. "Wir haben einen Maulesel, Herr. Ihr könnt ihn gerne nehmen."
Nicolas stimmte zu. Das war besser als nichts. Das starkknochige Tier konnte sie beide bergab gut tragen. Zumindest konnten sie sich auf dem Ritt etwas von den Strapazen des gestrigen Tages erholen. Sie machten sich schweigend auf den Weg.
Etwa auf der Mitte des Rückwegs lies Radu Nicolas kurz anhalten und rutschte vom glatten Rücken des schwarzbraunen Maulesels herunter, der mit stoischer Ruhe den unbefestigten Waldweg hinunter geschritten und zu keiner schnelleren Gangart zu bewegen gewesen war.
"Was ist los?", fragte Nicolas verwundert.
"Ich habe nachgedacht", sagte Radu. "Vielleicht ist dies ein Wink des Schicksals. Was würde geschehen, wenn ich nicht länger ein Prinz wäre?"
Nicolas verstand. "Ihr könntet Euer Leben so fristen, wie Ihr es wollt", gab er zur Antwort.
"Ja, nur leider weiß ich nicht, womit ich mein Brot verdienen soll. Als Prinz lernt man nicht viel außer fechten, reiten und höfischen Umgang."
Der Franzose grinste. "Das reicht aus. Ich habe mit weit weniger am Hofe des Königs von Frankreich eine Anstellung gefunden. Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht zurück ins Dorf und diese Trunkenbolde ihrer gerechten Strafe zuführen wollt? Wollt Ihr nicht einmal Abschied von Eurem toten Vater nehmen?"
Radu schüttelte den Kopf. "Ich möchte niemandem von diesen Menschen mehr begegnen, und für meinen eigenen Vater war ich nur Mittel zum Zweck, genau wie meine Schwester. Ein völliger Neuanfang, das ist es, was ich wünsche. Allerdings, meinen Hengst hätte ich schon gerne zurück."
Sein Begleiter lachte. "Ich schätze mal, den finden wir im Stall des Schmiedes. Ich werde ihn holen und jeder, der sich mir in den Weg stellt, bekommt meinen Degen zu spüren." Radu lächelte und sprang mit einem Satz wieder hinter Nicolas auf das Reittier. Dankbar schlang er seine Arme um Nicolas. "Du hast sehr viel für mich getan, Nicolas", sagte er leise. Mit diesem vertrauten Du war die Barriere zwischen ehemaligem Herrscher und Jäger eingerissen. Vielleicht könnten sie zumindest so etwas wie Freunde werden?
Zumindest zu einem leichten Trab war der Maulesel jetzt zu bewegen. Kurz vor dem Dorf hielten sie erneut an. "Warte hier, ich gehe allein", meinte Nicolas. Er warf einen Blick auf den Stand der Sonne. Es war noch früh am Morgen, und vielleicht konnte er es noch schaffen, sich mit Angelos Familie an der
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