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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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definieren wußten - ein Empfinden, in dem sich Angst, Haß und Mitleid mischten, dazu noch etwas anderes...
    Nach einiger Zeit stand Elric zitternd auf und führte seine Gefährten stumm den moosbewachsenen Hügel hinauf, einem natürlicher wirkenden Licht entgegen, das von oben herabsikkerte. Es drang durch eine breite Öffnung, die offensichtlich in die obere Luft führte. Mit Hilfe des Lichts machten sie nach kurzer Zeit einen dunklen, unregelmäßig geformten Umriß aus, der in den Schatten des Spalts lauerte.
    Als sie sich dem Umriß näherten, entpuppte er sich als Schloß aus schwarzen Steinen - ein weitläufiges Bauwerk, bedeckt von dunkelgrünen Kriechranken, die sich wie durch Beschützerinstinkt über die uralte Steinmasse zogen. Da und dort ragten in willkürlicher Folge Türme empor -die ganze Anlage bedeckte eine große Fläche. Nirgendwo schien es Fenster zu geben, und die einzige Öffnung war ein hoher Torbogen, durch Metallträger verriegelt, die mattrot schimmerten, ohne jedoch Hitze abzustrahlen. Über diesem Tor leuchtete in grellem Bernsteinbraun das Symbol der Lords der Entropie - acht Pfeile, die von einem Mittelpunkt aus in alle Richtungen wiesen. Das Symbol schien in der Luft zu schweben, ohne die flechtenbewachsenen schwarzen Steine zu berühren.
    »Ich glaube, hier endet unsere Expedition«, sagte Elric grimmig. »Hier oder nirgendwo.«
    »Ehe ich weitergehe, Elric, möchte ich gern wissen, was ihr beide sucht«, sagte Mondmatt leise. »Ich glaube, das Recht auf diese Frage habe ich mir verdient.«
    »Ein Buch«, sagte Elric beiläufig. »Das Buch der Toten Götter. Es liegt hinter jenen Schloßmauern - dessen bin ich sicher. Wir stehen am Ende unserer Reise.«
    Mondmatt zuckte die Achseln. »Deine Worte ergeben für mich keinen Sinn - ich hätte genausogut nicht zu fragen brauchen«, sagte er lächelnd. »Ich hoffe nur, daß du mir einen kleinen Teil des unbekannten Wertes überläßt, den es offenbar darstellt.«
    Trotz der Kälte, die seinen Leib durchströmte, lächelte Elric, doch er antwortete nicht. »Zunächst müssen wir mal in die Burg hinein«, sagte er statt dessen.
    Als hätte das Tor ihn gehört, flammten die Metallstäbe hellgrün auf, dann verblaßte ihr Glanz wieder ins Rot und dunkelte endlich ab. Der Eingang lag offen vor ihnen, ihr Weg war offenbar frei.
    »Das gefällt mir nun gar nicht«, brummte Mondmatt. »Viel zu einfach. Eine Falle erwartet uns - sollen wir sie zuschnappenlassen, nur damit der unbekannte Bewohner der Burg sein Vergnügen hat?«
    »Was bleibt uns anderes übrig?« fragte Elric leise.
    »Wir könnten zurückreisen - oder weiter. Umgehen wir die Burg. Bringen wir den Wächter des Buches nicht in Versuchung!« Shaarilla hatte den rechten Arm des Albinos gepackt, ihr Gesicht war von Angst verzerrt, in ihren Augen stand ein Flehen. »Vergiß das Buch, Elric!«
    »Jetzt?« Elric lachte sarkastisch. »Jetzt - nach dieser Reise? Nein, Shaarilla, nicht wenn die Wahrheit so nahe ist. Ich möchte lieber sterben, als nicht versucht zu haben, das Wissen des Buches zu erlangen, wo es so dicht vor mir liegt.«
    Shaarillas krallende Finger entspannten sich, und sie ließ hoffnungslos die Schultern sinken. »Wir können die Helfer der Entropie nicht bekämpfen.«
    »Vielleicht brauchen wir das auch gar nicht.« Elric glaubte es selbst nicht, doch sein Mund war in einer intensiven und schrecklichen Gefühlsaufwallung verzogen. Mondmatt blickte Shaarilla an.
    »Shaarilla hat recht«, sagte er nachdrücklich. »Du wirst hinter den Burgmauern nichts anderes finden als Bitterkeit und vielleicht den Tod. Wir wollen lieber die Stufen dort hinten erklimmen und sehen, ob wir nicht die Oberfläche erreichen können.« Er deutete auf eine gewundene Treppe, die dem klaffenden Riß in der Decke entgegenführte.
    Elric schüttelte den Kopf. »Nein. Ihr könnt ruhig gehen, wenn ihr wollt.«
    Mondmatt verzog ratlos das Gesicht. »Du bist ein starrsinniger Mann, Freund Elric. Nun, wenn es denn alles oder nichts sein soll, bleibe ich bei dir. Ich persönlich ziehe allerdings stets den Kompromiß vor.«
    Langsam ging Elric auf den dunklen Eingang der hohen Burg zu.
    In einem weiten, schattenhaften Hof wurden sie von einer großen Gestalt erwartet, die in rotes Feuer gehüllt war.
    Elric ging weiter und durchschritt das Tor. Nervös folgten ihm Mondmatt und Shaarilla.
    Stürmisches Gelächter dröhnte von den Lippen des Riesen, und das scharlachrote Feuer umzuckte ihn. Er war nackt

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