Der Zauber des weissen Wolfes
mit unverminderter Kraft angriff. Elric schleuderte Sturmbringer durch die Dunkelheit, und die Klinge bohrte sich dem verwundeten Monstrum mit der Spitze voran in den Hals. Der Affe griff mit gekrümmten Fingern nach dem Stahl und fiel über Bord. Der Körper schwamm in der Flüssigkeit und begann langsam zu sinken.
Elric lehnte sich weit über die Bordwand und tastete mit nervösen Fingern nach dem Schwertknauf. Unglaublicherweise sank die Klinge zusammen mit dem toten Affen. Elric war erstaunt, kannte er doch Sturmbringers Eigenschaften sehr gut - einmal hatte er das Schwert in den Ozean geschleudert, und es hatte überhaupt nicht sinken wollen. Jetzt sank es wie eine ganz gewöhnliche Klinge unter Wasser. Er packte den Griff und zog das Schwert aus der Leiche des geflügelten Affen.
Schnell verließen ihn die Kräfte. Es war unglaublich. Welche absonderlichen Gesetze galten in die- ser Höllenwelt? Er hatte keine Ahnung - und im Augenblick ging es ihm auch nur darum, seine schwindenden Kräfte zurückzugewinnen. Ohne die Macht des Runenschwerts war das unmöglich!
Mondmatts gekrümmter Säbel hatte das letzte Monstrum aufgeschlitzt, und der kleine Mann war damit beschäftigt, das tote Wesen über die Bordwand zu rollen. Triumphierend grinsend wandte er sich zu Elric um.
»Ein guter Kampf«, sagte er.
Elric schüttelte den Kopf. »Wir müssen dieses Meer schleunigst hinter uns bringen«, erwiderte er. »Sonst sind wir verloren. Meine besonderen Kräfte sind geschwunden.«
»Wie? Warum?«
»Keine Ahnung - es sei denn, die Kräfte der Entropie hätten hier die größere Macht. Beeil dich - wir haben keine Zeit für Mutmaßungen.«
Mondmatt blickte beunruhigt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als Elrics Worten zu folgen.
Elric zitterte in seiner Schwäche und hielt das gewölbte Segel mit schwindender Kraft. Shaarilla setzte sich neben ihn, um zu helfen; ihre schmalen Hände legten sich dicht neben die seinen, und in ihren tiefliegenden Augen schimmerte Mitgefühl.
»Was waren das für Wesen?« fragte Mondmatt keuchend. Seine Zähne funkelten zwischen angespannten Lippen, sein Atem ging in kurzen, harten Stößen.
»Ciakars«, antwortete Shaarilla. »Die urzeitlichen Vorfahren meines Volks, ihre Uranfänge liegen weit vor dem Beginn der bekannten Geschichte. Meine Artgenossen gelten als die ältesten Bewohner dieses Planeten.«
»Wer uns immer auf dieser Reise aufhalten möchte, sollte sich lieber etwas Originelles einfallen lassen«, sagte Mondmatt grinsend. »Die alten Methoden ziehen nicht.« Seine Begleiter aber lächelten nicht, denn Elric war einer Ohnmacht nahe, und die Frau achtete nur auf ihn. Mondmatt starrte achselzuckend nach vorn.
Als er einige Zeit später wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme aufgeregt: »Land voraus!«
Und tatsächlich - sie näherten sich in hohem Tempo dem Ufer. Sie fuhren zu schnell. Elric raffte sich auf und sagte mit schwerer Zunge: »Holt die Segel ein!«
Mondmatt gehorchte. Das Boot raste weiter, prallte gegen einen anderen silbernen Strand und rutschte knirschend hinauf, wobei der Bug in der schimmernden Kiesfläche eine dunkle Narbe hinterließ. Das Boot stoppte abrupt und neigte sich dabei heftig zur Seite, so daß die drei gegen die Bordwand geschleudert wurden.
Shaarilla und Mondmatt rappelten sich auf und zerrten den schlaffen und reglosen Albino über Bord. Mühsam schleppten sie ihn den Strand hinauf, bis der kristallene Kies von dickem, weichem Moos abgelöst wurde, das ihre Schritte dämpfte. Hier legten sie den Albino nieder und musterten ihn besorgt, unsicher, was sie nun machen soll- ten.
Elric versuchte sich aufzurichten, schaffte es aber nicht mehr. »Laßt mir Zeit«, keuchte er. »Ich werde nicht sterben - doch mein Augenlicht schwindet. Ich kann nur hoffen, daß die Klinge auf trockenem Land ihre Kräfte wiederfindet.«
Mit übermenschlicher Anstrengung zog er Sturmbringer aus der Scheide und lächelte erleichtert, als das böse Runenschwert leise stöhnte, ein Lied, das allmählich an Kraft zunahm, während schwarze Flammen an der Schneide entlangtanzten. Schon strömte Kraft in Elrics Körper, schenkte ihm neue Vitalität. Doch gleichzeitig flackerte in Elrics roten Augen ein schrecklicher Kummer auf.
»Ohne diese schwarze Klinge«, ächzte er, »bin ich, wie ihr seht, ein Nichts. Aber wozu macht mich das? Soll ich ewig daran gefesselt sein?«
Die anderen antworteten nicht, sie standen im Bann eines Gefühls, das sie nicht zu
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