Der Zauber des weissen Wolfes
gelb und rot - einfache fröhliche Farben in dieser Umgebung -, und als sie näherkamen, erkannten sie, daß es aus Holz bestand, aus einem Holz, wie sie es bisher noch nicht gesehen hatten. Mondmatt fuhr mit einem knubbeligen Finger daran entlang.
»Hart wie Eisen«, hauchte er. »Kein Wunder, daß es nicht wie die anderen zerfallen ist.« Er blickte hinein und erschauderte. »Nun, der Eigentümer wird keine Einwände erheben, wenn wir es für uns beanspruchen«, sagte er nüchtern.
Elric und Shaarilla verstanden seine Worte, als sie das in unnatürlicher Haltung verdrehte Skelett erblickten, das unten im Boot lag. Elric griff hinein, hob es heraus und schleuderte es auf die Steine. Es rollte klappernd über den schimmernden Kies, löste sich auf, die Knochen wurden über den Strand verstreut. Der Schädel rollte am weitesten, bevor er zur Ruhe kam und blicklos auf den seltsamen Ozean hinausstarrte.
Während Elric und Mondmatt das Boot ins Wasser zu schieben und zu stoßen versuchten, ging Shaarilla voraus, hockte sich hin und steckte eine Hand in die Brandung. Hastig zog sie sie zurück, stand auf und schleuderte die Nässe von ihrer Hand. »Das ist kein Wasser, wie ich es kenne«, sagte sie schrill. Die beiden Männer hörten ihre Worte, antworteten aber nicht.
»Wir brauchen ein Segel«, murmelte Elric. Die kalte Brise bewegte sich auf den Ozean hinaus. »Ein Kleidungsstück müßte uns weiterhelfen.« Er zog seinen Mantel aus und knotete ihn an den Mast des Schiffes. »Zwei von uns müssen links und rechts festhalten. Auf diese Weise können wir ein wenig die Richtung bestimmen, die das Boot einschlägt. Ein primitives Steuer - aber et- was Besseres ist im Augenblick nicht zu schaffen.«
Sie legten ab, wobei sie darauf achteten, nicht mit den Füßen ins Meer zu geraten.
Der Wind blähte das Segel und schob das Boot über den Ozean - schneller, als Elric zuerst wahrhaben wollte. Das Boot begann dahinzurasen, als besäße es einen eigenen Willen, und Elric und Mondmatt begannen die Muskeln zu schmerzen in ihrem Bemühen, die unteren Enden des Segels festzuhalten.
Nach kurzer Zeit schon war der Silberne Strand nicht mehr zu sehen, und es gab nur noch wenig wahrzunehmen - das hellblaue Licht über ihnen vermochte die Dunkelheit kaum zu durchdringen. Erst jetzt hörten sie das trockene Schlagen von Flügeln über ihren Köpfen und blickten empor.
Drei mächtige affenähnliche Wesen mit gewaltigen Lederflügeln senkten sich lautlos herab. Shaarilla erkannte sie und schrie auf.
»Ciakars!«
Mondmatt zuckte die Achseln und zog seine Klinge. »Ein Name nur - was sind das für Wesen?« Doch er bekam keine Antwort, denn der erste geflügelte Affe schoß grimassenschneidend und keckernd, die langen Reißzähne entblößend herab. Mondmatt ließ seinen Teil des Segels los und hieb auf das Ungeheuer ein, das jedoch mit zuckenden Riesenflügeln zur Seite auswich und wieder aufwärts außer Reichweite segelte.
Elric zog Sturmbringer - und war verblüfft: die Klinge blieb stumm - das vertraute Freudenjaulen klang gedämpft. Die Klinge erschauderte in seiner Hand, und anstelle des Energiestroms, der sonst durch seinen Arm strömte, fühlte er nur ein leichtes Kribbeln. Einen Augenblick lang erfüllte ihn Panik - ohne das Schwert würde er bald seine Lebenskraft verlieren. Grimmig zwang er die Angst nieder und gebrauchte das Schwert, um sich gegen den Angriff eines geflügelten Affen zu wehren.
Das Wesen packte die Klinge, Elric stürzte auf das Deck, und gleichzeitig schrie das Wesen vor Schmerzen auf, als sich die Schneide durch seine knotige Hand bohrte und Finger abtrennte, die zuckend und blutig auf die Planken fielen. Elric umklammerte die Bordwand des Bootes und stemmte sich wieder hoch. Vor Schmerzen schreiend griff der geflügelte Affe erneut an, diesmal jedoch vorsichtiger. Elric mobilisierte alle Kräfte, schwang das schwere Schwert in beidhändigem Griff und trennte damit einen der ledrigen Flügel ab, worauf das verstümmelte Wesen herabstürzte und auf dem Deck herumzuckte. Elric fragte sich, wo sich das Herz des Wesens befinden mochte, und bohrte ihm die Klinge unter dem Brustbein in den Körper. Der Affe bewegte sich nicht mehr.
Mondmatt hieb verzweifelt auf zwei geflügelte Affen ein, die ihn von beiden Seiten bedrängten. Er hockte auf einem Knie und hackte vergeblich und ziellos mit dem Säbel um sich. Er hatte einem Ungeheuer den Kopf seitlich aufgeschlagen, das ihn aber trotz seiner Verletzung
Weitere Kostenlose Bücher