Der Zauber eines fruehen Morgens
daheim sind«, fuhr er fort. »Auch wenn sie vorher eine glückliche Ehe geführt haben, von einer kleinen Pension mit einem Mann zu leben, der ständige Pflege braucht, kann zum Albtraum werden.«
Belle zuckte innerlich zusammen. Etienne hatte geklungen, als würden sie einen Weg finden, um zusammenzukommen. Hoffte er, dass Jimmy den Krieg nicht überlebte?
KAPITEL 18
Einige Tage nach ihrer Nacht mit Etienne sah Belle vor der Arbeit nach, ob Post für sie gekommen war. Als man ihr einen Brief reichte, dachte sie sofort an Etienne, und ihr Herz machte einen Satz. Ihrer Enttäuschung, als sie Jimmys vertraute Handschrift auf dem Umschlag erkannte, folgte sofort tiefe Scham über ihre Reaktion.
Mein geliebtes Herz!, las sie. Es hat mir so leidgetan, von Mirandas Tod zu hören. Ich kann es kaum fassen, dass sie einem so tragischen und sinnlosen Unfall zum Opfer gefallen ist. Furchtbar, dass du dabei warst! Mit anzusehen, wie eine Freundin ums Leben kommt, ist hundert Mal schlimmer, als später von ihrem Tod zu erfahren.
Ich wünschte, ich hätte bei dir sein können, um dich in den Armen zu halten und zu trösten. Du musst dich schrecklich allein gefühlt haben. Was für eine Unverschämtheit von ihrer Mutter, dir zu sagen, dass du bei der Beerdigung unerwünscht bist! Welche Mutter verbietet der besten Freundin ihrer Tochter, ihr das letzte Geleit zu geben? Aber nimm es nicht zu schwer, mein Liebes. Denk daran, dass Mog die Geschichte in ganz Blackheath herumerzählen und dafür sorgen wird, dass jeder in Mrs. Forbes-Alton die herzlose Person erkennt, die alle anderen in ihr schon längst vermutet haben.
Auch Will tut mir furchtbar leid. Wenn ich dich verlieren würde, könnte ich das alles nicht mehr durchhalten, das weiß ich. Gib ihm unsere Adresse, falls du ihn wiedersiehst! Vielleicht kommt er uns einmal besuchen, wenn der Krieg vorbei ist. Du könntest ihm Mirandas Lieblingsplätze zeigen. Möglicherweise hilft es ihm bei seinem Verlust, sich ein Bild davon zu machen, woher sie kam und wie ihr Leben v or dem Krieg aussah. Aber es wäre wohl klüger, ihn nicht mit ihrer Mutter bekannt zu machen!
Was mich angeht, halte ich mich so halbwegs, obwohl der Dauerregen in einem ohnehin schon sumpfigen Gebiet nichts Gutes für die große Offensive verheißt, auf die wir warten. Man hat uns noch nicht gesagt, was geplant ist, doch es wird gemunkelt, dass Haig sich schon zu viele Fehler geleistet hat und General Plumer seinen Platz einnehmen wird. Ob sich das für uns Soldaten als günstiger erweist, bleibt abzuwarten. Unsere Truppe hat zum Glück eine Weile keine Fronteinsätze gehabt, aber angesichts des harten Drills, dem wir zurzeit unterzogen werden, befürchte ich, dass es damit bald vorbei ist. Wir haben diesen Ort alle schon mehr als satt. Wie viele Kämpfe soll es noch um ein paar Hundert Meter Land geben? Wir haben den Matsch, den Dreck und die Verwüstung satt, von der ständigen Gefahr, das Leben zu verlieren, ganz zu schweigen. Wenn man nur wüsste, wann das alles endlich aufhört! Ich habe nicht das Gefühl, dass wir auch nur einen Schritt weiterkommen. Die Boches zeigen kein Anzeichen von Ermüdung, und im Gegensatz zu uns haben sie Betonbunker, sind also besser geschützt und bequemer untergebracht als wir.
Aber da maule ich nun vor mich hin, während du mit einem der traurigen Resultate dieses Wahnsinns fertigwerden musst. Es kann nicht mehr sehr lange dauern. Ich träume ständig davon, wieder mit dir zu Hause zu sein, von sauberer Kleidung, einem warmen Bad, Spaziergängen im Greenwich Park, einem Glas Bier. Und kein Sperrfeuer mehr! Ich habe gefragt, ob ich Urlaub nehmen kann, um dich zu besuchen, doch meine Anfrage wurde abgelehnt. Vielleicht im Herbst, hat man mir gesagt, aber das scheint in sehr weiter Ferne zu sein.
Mog schreibt in ihrem letzten Brief, dass deine Briefe an sie und Garth jetzt sehr kurz sind. Wahrscheinlich musst du zu hart arbeiten. Ich weiß, wie sehr sie sich wünscht, dass du deine Sachen packst und heimkommst; sie vermisst dich so sehr. Vielleicht wünschst du es dir jetzt auch, weil Miranda nicht mehr bei dir ist. Mir wäre es auf jeden Fall lieber, wenn du daheim und in Sicherheit wärst.
In deinem Brief, den du mir vor Mirandas Tod geschrieben hast, e rwähnst du, dass in eurem Lazarett viele Kanadier liegen. Ich habe hier auch ein paar von ihnen kennengelernt. Sie haben sich beim Angriff auf den Vimy-Rücken gut geschlagen, es sind gute, tapfere Männer. Wenn die
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