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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Dilemma mit Etienne und Jimmy Verständnis gehabt und ihr Verhalten weder gebilligt noch verurteilt. »Du hast nach Mirandas Tod lediglich bei Etienne Trost gesucht und solltest einstweilen nichts sagen oder tun, was du später wahrscheinlich bereuen würdest«, hatte sie Belle in ihrer ruhigen, vernünftigen Art geraten.
    Am nächsten Tag traf ein Brief von Etienne ein, in dem er ihr mitteilte, dass er versetzt worden war. Wohin, konnte er ihr nicht sagen, und er erwähnte auch nicht, ob sein Regiment in Reserve stand oder direkt an die Front kam.
    Du sollst wissen, dass ich in Gedanken ständig bei dir bin, schrieb er.
    Er hatte recht, sein schriftliches Englisch war tatsächlich schlecht; er verwendete die richtigen Wörter, doch mit der Rechtschreibung haperte es.
    Ich leide, weil mir klar ist, dass ich dich in eine unmögliche Lage gebracht habe. Manchmal denke ich, ich hätte dich nicht besuchen sollen. Hier sind so viele englische Soldaten, und ich schäme mich, dass ich die Frau eines anderen Mannes begehre.
    Aber das hat mich nicht daran gehindert, Pläne zu schmieden. Einer davon kam mir perfekt vor, obwohl mir jetzt klar ist, dass es r eine Verzweiflung meinerseits war: Du solltest aus dem Lazarett verschwinden und nach Marseille gehen und dort in meinem Haus auf mich warten. Wie konnte ich nur auf so eine Idee kommen? Du würdest all die Menschen verlieren, die du liebst, und sie würden wieder um dich trauern, wie damals, als du entführt worden bist. Ich könnte mit dem Wissen, so vielen Menschen Schmerz zuzufügen, nicht glücklich werden, und du könntest es dir nie verzeihen.
    Der einzige Weg ist, ehrlich zu sein und gemeinsam mit Jimmy zu sprechen und ihm die Wahrheit zu sagen. Ich halte mir ständig vor Augen, dass er nur dein Glück will, wenn er dich wirklich liebt. Aber ich weiß nur zu gut, dass nur sehr wenige Männer so edel sind. Nicht, wenn sie wissen, dass sie den Menschen verlieren, den sie am meisten lieben.
    Belle fing an zu weinen. Etiennes erste Idee war auch ihr in den Sinn gekommen, und sie hatte sie aus denselben Gründen wie er verworfen. So ehrenhaft die zweite Möglichkeit auch sein mochte, konnte Belle sie beim besten Willen nicht ins Auge fassen. Sie wusste, dass sie nicht den Mut haben würde, Jimmy völlig zu vernichten.
    Fast wünschte sie, Etienne hätte nur mit ihr gespielt und würde ihrer bald müde werden. Aber da der Rest seines Briefes eine einzige Liebeserklärung an sie war, stand fest, dass er nicht die Absicht hatte, sie aufzugeben.
    In der letzten Juniwoche ging die Zahl der Züge mit Verwundeten deutlich zurück. Die Leute, die ein Jahr oder länger in Camiers arbeiteten, behaupteten, es sei nur die Ruhe vor dem Sturm. Es sah so aus, als hätte Jimmy recht gehabt mit seiner Vermutung, dass eine weitere große Offensive bevorstand, denn als Belle die Krankenstationen aufsuchte, stellte sie fest, dass Ärzte und Krankenschwestern bemüht waren, alle zu entlassen, die sich halbwegs erholt hatten. Anscheinend bereitete man sich auf eine große Zahl neuer Verwundeter vor.
    Da weniger Transporte eintrafen, fuhren Belle und einige der anderen Fahrer nicht mehr zum Bahnhof, sondern brachten stattdessen die Soldaten, die sich auf dem Weg der Besserung befanden, nach Calais, von wo sie mit dem Schiff nach England reisen würden. Belle war froh über die Abwechslung; die Patienten freuten sich auf zu Hause und waren guter Laune, und es machte Spaß, die geschäftige Hafenstadt zu besuchen.
    In den Straßen von Calais wimmelte es von Soldaten, Australiern, Neuseeländern, Kanadiern und neuen Rekruten aus England, die entweder auf dem Weg in die Ausbildungslager oder zur Front waren. Mittlerweile sah man auch mehr Amerikaner, eine relativ kleine Vorhut von Berufssoldaten, die die erwarteten Wehrpflichtigen ausbilden sollten.
    Ein paar dieser Männer hielten sich am Hafen auf, um Belle und David beim Transport der Verwundeten zu helfen, doch obwohl sie über die Unterstützung froh waren, fand Belle das Auftreten der Soldaten ein wenig befremdlich. Sie waren sehr laut und nassforsch und machten keinen Hehl aus ihrer Ansicht, dass die amerikanische Armee der britischen weit überlegen war. Angesichts der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten drei Jahre lang keinen Finger gerührt und sich erst bereit erklärt hatten, den europäischen Alliierten zu helfen, als ihre Schiffe torpediert wurden, fand Belle, dass sie kein Recht hatten, sich wie die großen Retter

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