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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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erledigt sein. Wann seid ihr in Frankreich aufgebrochen? Wie geht es Jimmy?«
    Den Ansturm an Fragen hatte Belle erwartet; sie ließ sich in die Diele ziehen und umarmen.
    »Jimmy geht’s ganz gut, Haddon Hall ist sehr schön, und ja, ich bin erledigt, aber es ist gut, wieder daheim zu sein«, sagte sie, vergrub ihr Gesicht an Mogs Schulter und atmete den vertrauten Duft von Lavendel und frisch Gebackenem ein.
    »Komm, trinken wir eine Tasse Tee!«, meinte Mog. »Dein Bett ist schon gemacht, und ich habe eine Wärmflasche reingelegt, damit du es schön warm und gemütlich hast. Garth lauert bestimmt schon darauf, das Lokal zu schließen, um dich zu begrüßen. In letzter Zeit ist hier nicht viel los.«
    Als Mog eine Kanne Tee aufgoss und Schinken, Käse und Brot auf einen Teller legte, fiel Belle auf, dass ihr Gesicht eingefallen und ihr Haar stärker ergraut war und dass sie insgesamt stark gealtert zu sein schien. Sie trug ein marineblaues Kleid, das zwar nicht abgetragen, aber sehr unscheinbar war, wie die Kleider, die sie früher in Seven Dials getragen hatte. Es war einfach erschütternd: Blessards Artikel und Mrs. Forbes-Altons Bosheit hatten aus Mog wieder die kleine graue Maus gemacht, die Belle von früher kannte.
    »Spar dir lieber alles über Jimmy auf, bis Garth da ist!«, sagte sie und stellte den Teller vor Belle auf den Tisch. »Erzähl mir einfach, wie es dir geht! Du hast in deinem letzten Brief geschrieben, dass er sehr niedergeschlagen ist. Es ist sicher für dich nicht immer leichtgewesen, nicht wahr? Aber darüber willst du in Garths Gegenwart wahrscheinlich nicht reden.«
    Belle lächelte schwach. Wie einfühlsam Mog doch war! »Nein, leicht ist es nicht. Meistens ist er so unleidlich, dass ich mich wie erschlagen fühle. Doch wenn ich erst mal ein paar Nächte gut durchgeschlafen habe, wird es mir gleich besser gehen. Auf jeden Fall bin ich beruhigt, dass er jetzt in Haddon Hall ist, und alles andere muss ich eben nehmen, wie es kommt.«
    »Hier im Ort wird es für dich auch nicht leicht werden«, seufzte Mog. »Die Leute schauen immer noch woandershin, wenn ich ein Geschäft betrete, und ich habe Angst, dass sie gemein zu dir sind.«
    »Die ignoriere ich einfach«, sagte Belle mit mehr Tapferkeit, als sie empfand. »Aber dass du so traurig und bedrückt aussiehst, geht mir nahe.«
    Mog zuckte mit den Schultern. »Garth will das Gasthaus verkaufen, wenn der Krieg vorbei ist, und nach Folkestone oder Hastings ziehen. Doch er versteht nicht wirklich, wie es für mich ist. Du kannst dir sicher denken, dass sich in seiner Gegenwart niemand traut, das Thema anzusprechen. Deshalb ist er manchmal böse auf mich, weil er glaubt, ich bilde mir die bissigen Bemerkungen und das Getuschel nur ein. Du wirst auch bald merken, dass ihm nicht wirklich klar ist, wie es um Jimmy steht. Für Garth ist er ein Verwundeter und ein Held, und ein fehlendes Bein und ein fehlender Arm sind eine Art Ehrenzeichen. Der Dummkopf denkt, dass Jimmy den ganzen Tag quietschvergnügt im Pub sitzen wird.«
    Belle wand sich innerlich, denn genau diese Reaktion seines Onkels hatte Jimmy vorausgesagt. »Ich werde Garth demnächst umfassend aufklären«, sagte sie. »Wenn ich daran denke, in welcher Verfassung Jimmy momentan ist, können wir froh sein, wenn er sich überreden lässt, überhaupt nach unten zu kommen. Um ehrlich zu sein, Mog, er ist sehr bitter und verschlossen.«
    »Und nicht nett zu dir?«
    »Ja. Nett ist er eigentlich nicht. Na ja, er entschuldigt sich, wenner mich anfährt, und ich weiß, dass er es im Grunde nicht so meint. Doch er verliert einfach sehr schnell die Beherrschung.«
    »Du meine Güte!« Mog sank auf einen Stuhl. »So kann ich ihn mir gar nicht vorstellen. Er war doch immer so rücksichtsvoll. Aber das klingt, als hättest du es ziemlich schwer mit ihm gehabt.«
    »Vielleicht war ich nicht mitfühlend genug, immerhin bin ich inzwischen daran gewöhnt, schlimme Verwundungen zu sehen. Wahrscheinlich wäre er in einem anderen Lazarett besser aufgehoben gewesen. Er hat meinetwegen eine Sonderbehandlung bekommen, und außerdem glaube ich, dass es ihm gar nicht recht war, dass ich tagsüber gearbeitet habe«, erwiderte Belle. »Ach, ich weiß nicht, Mog, vielleicht ist es bei allen Männern so, dass sie zuerst auf ihre Frauen losgehen. Erzähl Garth bitte nichts davon! Vielleicht findet Jimmy in Haddon Hall zu seinem alten Selbst zurück.«
    Während Belle ihr Abendessen verspeiste, fragte sie Mog, wie es

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