Der Zauber eines fruehen Morgens
Seite erstreckten sich ausgedehnte Parkanlagen, die von Beeten mit immer noch farbenfroh leuchtenden Chrysanthemen und Astern gesäumt wurden. Nach all der Trostlosigkeit in Frankreich tat es gut, die unveränderte englische Landschaft zu sehen.
»Es ist eines der besten Genesungsheime hier in der Gegend«,informierte sie Mr. Gayle, ihr Fahrer. Er war um die fünfzig, eine schmucke Erscheinung mit schütterem Haar und schmalem Schnurbart. Er hatte Belle erzählt, dass er Anwalt war, sich aber freiwillig gemeldet hatte, um verwundete Soldaten ins Heim zu bringen und abzuholen, weil sein ältester Sohn an der Somme gefallen war. »Hinter dieser Seite des Hauses befindet sich eine Orangerie; darin ist es sogar mitten im Winter warm, und die Männer halten sich sehr gern dort auf. Zweimal die Woche kommen Physiotherapeuten, die bringen Sie im Nu wieder in Schuss, mein Sohn. Die Damen in der Umgebung backen Kuchen und Plätzchen für die Männer und veranstalten Konzerte und dergleichen. Es war sehr großzügig von den Eigentümern, ins Witwenhaus zu ziehen, um Platz für die Soldaten zu schaffen. Ich finde es großartig, wenn jemand sein Heim für einen solchen Zweck zur Verfügung stellt.«
»Das klingt nach sehr netten Leuten, Jimmy. Stell dir vor, das eigene Heim Invaliden zu überlassen«, sagte Belle vom Rücksitz. Sie wünschte, ihr Mann würde ein bisschen Anerkennung und Freude zeigen. Frühmorgens hatten sie das Lazarett mit fünf anderen Männern verlassen, die nach Hause durften. Alle fünf waren aufgeregt gewesen und hatten sich auf daheim gefreut, sogar die, die noch schwerer verwundet waren als Jimmy. Aber er hatte ihre Scherze ignoriert und nicht ein Mal den Mund aufgemacht. Auf der Fähre von Calais hatte er darauf bestanden, dass Belle seinen Rollstuhl von den anderen wegschob, und die ganze Fahrt über mürrisches Schweigen bewahrt.
»Wenn sie ein Witwenhaus haben, ist es wohl kaum ein großes Opfer«, sagte er.
Belle war bestürzt. Jimmy hatte noch nie Ressentiments gegen die wohlhabende Oberschicht gehabt, doch jetzt schien er welche zu entwickeln. Anscheinend war ihm nicht bewusst, wie glücklich er sich schätzen konnte, an einen Ort wie diesen zu kommen, der normalerweise Offizieren vorbehalten war.
Zwei Stunden später fand Belle Mr. Gayle vor dem Haus in seinem Wagen wartend vor, um sie zum Bahnhof zu fahren. Inzwischen war es dunkel geworden und recht kühl.
»Hat sich Ihr Ehemann schon ein bisschen an seine neue Umgebung gewöhnt?«, fragte er, als er den Motor anließ.
»Das kann ich wirklich nicht sagen. Er hat sich kaum dazu geäußert. Ich muss mich für ihn entschuldigen, Mr. Gayle, normalerweise ist er nicht so unhöflich, doch er ist völlig verzweifelt.«
»Männer reagieren unterschiedlich, wie Ihnen von Ihrer Tätigkeit in Frankreich sicher bekannt ist«, meinte er. »Ich habe Männer mit so schweren Verletzungen kennengelernt, dass von Lebensqualität keine Rede mehr sein kann, und die trotzdem optimistisch und guter Dinge sind, während andere mit relativ unbedeutenden Wunden über alles und jeden in Wut geraten. Aber wenn sie erst einmal das ständige Donnern der Geschütze und die Gräuel des Kriegs hinter sich gelassen haben, fangen sich im Allgemeinen sogar die schwierigsten Patienten wieder. Ihr Mann kann von Glück sagen, dass er eine so schöne und liebevolle Frau hat. Er hat einiges, wofür er dankbar sein kann. Diejenigen, die Gasangriffe erlebt haben, blind oder gelähmt sind, bedaure ich am meisten. Für sie gibt es kaum eine Zukunft.«
Belle, die Haddon Hall wunderschön fand, war Captain Taylor sehr dankbar, dass er seine Beziehungen hatte spielen lassen, um Jimmy dort unterzubringen. Man hatte Jimmy bei ihrer Ankunft in einen Rollstuhl geholfen und ihn zu einem Schlafsaal im Erdgeschoss gefahren, den er mit fünf anderen Männern bewohnen würde. Es war ein schöner heller und freundlicher Raum, und eine Wand war vollständig von Bücherregalen bedeckt, weil hier früher die Bibliothek gewesen war. Man zeigte ihnen das Badezimmer, das ganz neu ins Erdgeschoss eingebaut worden war und über ein spezielles Gestänge verfügte, um denen zu helfen, die in die Wanne steigen wollten. Es gab ein Billardzimmer, einen Salon mit bequemen Sesseln und Sofas und einem Klavier, den Speisesaal und schließlich noch die Orangerie, die Mr. Gayle erwähnt hatte. Hier fanden sichBrettspiele, Puzzles und Wasserfarben für jene, die malen konnten, und ein Mann, der beide Beine
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