Der Zauber eines fruehen Morgens
ihr und Garth ging, wie das Gasthaus lief und ob sie etwas von Noah gehört hatten.
»Er hat uns geschrieben, wie leid es ihm für Jimmy tut«, berichtete Mog. »Du kannst Jimmy den Brief mitbringen, wenn du ihn besuchst. Natürlich ist er die meiste Zeit als Kriegsberichterstatter unterwegs. Lisette hat mit Rose, dem Baby, und Jean-Philippe alle Hände voll zu tun. Noah hat versprochen, Jimmy so bald wie möglich zu besuchen. Und du musst Lisette einen Besuch abstatten. Sie möchte alles über deine Arbeit in Frankreich wissen, hat Noah geschrieben.«
Belle lächelte. Sie würde Lisette gern sehen, eine der wenigen Personen, vor denen sie ihre Vergangenheit nicht verheimlichen musste, weil Lisette ein ähnliches Schicksal erlitten hatte. Was Noah betraf, so würde Belle ihn immer besonders gernhaben. Er hatte in Paris genauso viel zu ihrer Rettung beigetragen wie Etienne, und er war der Einzige, der wusste, dass sie Etienne damals geliebt hatte, auch wenn er nie darüber sprach.
»Wie läuft das Geschäft?«, fragte Belle, die das Gefühl hatte, dass Mog diesem Thema auswich.
»Nicht allzu gut, mein Häschen. Na ja, viele von unseren jüngeren Stammkunden sind nicht übrig geblieben. Die älteren kommen immer noch, aber sie hocken stundenlang bei einem einzigen Bier. Alle sind knapp bei Kasse, und außerdem sind die Leute kriegsmüde. Alles in allem sind unsere Einnahmen deutlich zurückgegangen.«
Etwas später kam Garth in die Küche. Er strahlte, als er Belle sah, und zerquetschte sie fast in seinen Armen. »Gut, dich wieder hier zu haben! Ohne dich haben wir uns ganz verloren gefühlt.«
Wenigstens er sah mit seinem roten Haar und Bart und den Schultern, die so breit wie Scheunentore waren, beruhigend unverändert aus.
»Erzähl mir von unserem verwundeten Helden!«, sagte er. »Bekommt er eine Beinprothese?«
Belle erzählte den beiden alles, woran Jimmy sich hatte erinnern können, beschrieb die Behandlung, die er bekam, und sprach über die Möglichkeit eines künstlichen Beins. Und sie machte Garth unmissverständlich klar, welches Glück Jimmy gehabt hatte, nach Haddon Hall zu kommen. »Er wird mindestens zwei Monate dort bleiben. Ich habe daran gedacht, mir da ein Zimmer zu mieten, doch erst mal soll Jimmy sich eingewöhnen.«
»Er sollte hier bei uns sein«, brauste Garth auf. »Ihr beide könntet euch um ihn kümmern.«
Belle wurde ärgerlich. Garth meinte es gut, und es war sehr nett, dass er für Jimmy sorgen wollte, aber er hatte keine Ahnung, wie schwierig es sein würde, einen Amputierten zu betreuen, noch dazu in einem Haus voller Treppen und schmaler Türen.
»Er muss lernen, einige Dinge allein zu bewältigen, bevor er nach Hause kommt«, sagte Belle. »Und er muss mit dem, was ihm passiert ist, fertigwerden.«
Garth schnaubte abfällig, und Belle sah rot.
»Mog und ich sind nicht kräftig genug, um ihn auf die Toilettezu heben, und noch dazu ist er seelisch nicht in der besten Verfassung. Du glaubst vielleicht, dass es ihn glücklich macht, den ganzen Tag bei dir in der Kneipe zu sitzen und sich anzuhören, wie tapfer er ist, doch so läuft es nicht, und außerdem wäre das ganz schlecht für ihn. In Haddon Hall ist er mit Männern zusammen, die ähnliche Behinderungen haben, und bei Leuten, die ihm beibringen können, damit umzugehen. Im Moment ist er sehr verbittert; das muss er erst einmal loswerden.«
»Wir könnten den Vorratsraum zu einem Zimmer für ihn umwandeln«, schlug Garth vor und zeigte auf die Kammer, die von der Küche abging, als hätte er Belles Worte nicht gehört. »Ich kann an der Hintertreppe eine Rampe für seinen Rollstuhl aufstellen, damit er das Außenklo benutzen kann. Dann braucht ihr ihn nicht hochzuheben.«
»Er kann mit nur einem Arm nicht Rollstuhl fahren«, erwiderte Belle mit zusammengebissenen Zähnen. »Im Moment kann er sich noch nicht mal allein seine Hose ausziehen. Um Himmels willen, Garth, heb dir deine Pläne auf, bis du ihn gesehen und mit ihm gesprochen hast! Ich weiß, du meinst es gut, doch einstweilen ist er in Haddon Hall wirklich besser aufgehoben.«
Garth starrte sie einen Moment betroffen an. »So schlimm ist es also?«
Belle konnte nur nicken. Ihr war klar, dass er noch gar nicht erfasst hatte, wie stark behindert Jimmy war.
»Daran habe ich nicht gedacht«, gestand er. »Ich wollte ihn einfach hier bei mir haben.«
»Ich weiß«, sagte sie. Angesichts der Zuneigung zu seinem Neffen, die aus seinen Worten klang, löste sich
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