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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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als Jimmy und nie Besuch von ihren Familien bekamen. Jimmy sprach voller Bewunderung über seinen neuen Freund. Er schien optimistischer zu sein, was den Umgang mit seiner Behinderung betraf, weil man ihm gesagt hatte, dass er demnächst eine Prothese bekommen könnte, mit deren Hilfe er auf Krücken gehen oder für kurze Strecken den Rollstuhl bewegen konnte. Doch zunächst musste der Armstumpen vollständig verheilen.
    Jimmy hatte viel gelesen und gelernt, Schach zu spielen, und erzählte lachend, dass er auf seinem gesunden Bein vom Rollstuhl zum Esstisch, zur Toilette oder ins Bett hüpfen konnte.
    »Das einzige Problem ist, das Gleichgewicht zu behalten«, gestand er kleinlaut. »Gestern Abend habe ich nicht aufgepasst, bin hingefallen und konnte nicht mehr aufstehen. Einer der Jungs hat gemeint, ich soll mir Gewichte an den linken Arm hängen.«
    Belle wurde warm ums Herz, als sie ihn über seine Behinderung scherzen hörte. Sie hatte befürchtet, das würde nie passieren.
    »Würde es dir gefallen, wenn ich mich hier irgendwo einmiete?«, fragte sie ihn ein wenig später. »Dann könnte ich dich jeden Tag besuchen kommen, und Mr. Gayle meint, ich könnte Patienten und ihre Angehörigen chauffieren.«
    »Das halte ich für keine gute Idee«, sagte er, und die plötzliche Schärfe seines Tonfalls überraschte sie. »Du warst lange genug von zu Hause weg, und außerdem würde man nicht wollen, dass du jeden Tag herkommst.«
    Auf der Heimfahrt dachte Belle immer wieder über Jimmys Worte nach. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man es in Haddon Hall nicht gutheißen würde, wenn sie ihren Mann jeden Tag besuchte; das hätte Mr. Gayle ihr bestimmt gesagt. Aber die Worte »Du warst lange genug von zu Hause weg« verrieten ihr einiges. Jimmy wollte, dass Mog und Garth ein Auge auf sie hatten; er vertraute ihr nicht mehr!
    Sie konnte ihm nicht böse sein, weil sie wusste, dass sie sein Vertrauen nicht verdiente, doch es stimmte sie traurig, dass er glaubte, sie würde sich wegen seiner Verletzungen einen anderen Mann suchen. War ihm nicht klar, warum sie vorgeschlagen hatte hierherzuziehen? Sie wollte doch nur in seiner Nähe sein.
    Der November brachte starken Dauerregen, der nicht einmal einen kurzen Spaziergang erlaubte, um sich die Zeit zu vertreiben. Mog ging in ihren häuslichen Pflichten auf und wollte keine davon abgeben, sosehr Belle sie auch darum bat.
    »Ich erledige das gern alles auf meine Art«, sagte sie bestimmt. »Du kannst ja ein Buch lesen oder ein bisschen zeichnen. Du würdest mir bloß im Weg stehen.«
    Belle bot Garth an, ihm im Keller zu helfen, doch das wollte er nicht, weil es »Männerarbeit« war. Sie konnte sehen, dass ihm der Rücken vom Schleppen der schweren Bierfässer wehtat, und erinnerte ihn daran, dass sie es gewohnt war, noch schwerere Lasten zu tragen, aber er lehnte ihre Hilfe trotzdem ab.
    Sie versuchte zu zeichnen, doch die einzigen Bilder, die sie vor sich sah, waren Szenen aus dem Lazarett in Frankreich und vomBahnhof, wo die Verwundeten abgeholt wurden. Sie fertigte ein paar Zeichnungen an, legte den Block aber bald weg. Solche Bilder zu malen deprimierte sie und erinnerte sie noch dazu schmerzlich an die guten Freunde, die sie in Frankreich gefunden hatte.
    Am zweiten Sonntag nach Jimmys Heimkehr fuhren Garth und Mog zusammen mit Belle zu ihm. Es war ein schöner Tag. Mog hatte Kuchen gebacken und Marmelade eingekocht, und Garth und sie waren glücklich, sich mit eigenen Augen überzeugen zu können, dass Haddon Hall genauso war, wie Belle es beschrieben hatte. Mog weinte, als sie Jimmy sah, und sogar Garths Augen wurden feucht. Da es ein trockener, sonniger Tag war, fuhren sie Jimmy im Rollstuhl spazieren und erfreuten sich am Anblick der lieblichen Landschaft in all ihrer herbstlichen Pracht.
    Jimmy war bester Laune. Als sie nach Haddon Hall zurückkehrten, demonstrierte er sogar seine Hüpftechnik, um vom Rollstuhl bis zum Tisch in der Orangerie zu kommen. Aber als Garth ihn fragte, wann er nach Hause kommen würde, antwortete er rundheraus, dass er es damit nicht eilig hätte.
    »Hier bin ich besser aufgehoben«, sagte er und machte dabei ein Gesicht, als fühlte er sich in die Enge getrieben. »Ich mag die Ruhe und die Gesellschaft anderer, wenn mir danach zumute ist. Im Pub kann ich dir sowieso nicht helfen.«
    Zum Glück erhob Garth keine Einwände. Vielleicht war ihm selbst klar, dass sein Neffe einstweilen besser blieb, wo er war, doch später auf der

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