Der Zauber eines fruehen Morgens
gefahren habe. Sobald eine Entschuldigung gedruckt und diese hässliche Geschichte ein für alle Mal aus der Welt ist und meine liebe, gute Tante wieder hocherhobenen Hauptes durch den Ort gehen kann, bin ich zufrieden.«
»Ich weiß nicht, ob ich das zuwege bringe.«
Belle zuckte mit den Schultern. »Sie wissen ja, was passiert, falls es Ihnen nicht gelingt. Ich werde reden, und zwar sehr laut. Sicher wollen Sie die Chancen Ihrer anderen Tochter auf eine gute Partienicht zunichtemachen – wie ich höre, hat sie sich mit einem Viscount verlobt.«
Blankes Entsetzen zeigte sich auf dem Gesicht der Älteren. »Tun Sie das bitte nicht, Mrs. Reilly!«, flehte sie. »Ich bedauere es sehr, dass ich Sie und Ihre Tante gekränkt habe. Ich war nach Mirandas Tod vor Kummer wie von Sinnen, und dieser Reporter hat mir Worte in den Mund gelegt. Aber ich werde versuchen, alles wieder in Ordnung zu bringen.«
»Es zu versuchen reicht nicht. Ich gebe Ihnen zwei Wochen. Vergessen Sie nicht, dass ich nichts mehr zu verlieren habe. Der Krieg hat meinen Mann zum Krüppel gemacht, ich habe meine beste Freundin und meinen guten Namen verloren. Für Sie hingegen steht alles auf dem Spiel. Wenn die Angelegenheit nicht innerhalb der nächsten zwei Wochen bereinigt ist, starte ich meine eigene kleine Kampagne gegen Sie und Ihre Familie.«
Damit stand Belle auf, strich ihren Mantel glatt und schritt stolz zur Tür. »Nicht nötig, mich zur Tür zu begleiten«, sagte sie. »Ich komme immer allein zurecht.«
KAPITEL 24
Eines Nachmittags im April kam Mog freudig erregt in die Küche gelaufen. »Sie haben mich gefragt, ob ich beim Sommerfest den Kuchenstand übernehmen will«, platzte sie heraus. »Ich fasse es nicht! Mrs. Parsons hat gesagt, dass ich die besten Kuchen im Ort backe und eine Inspiration für die jüngeren Frauen bin.«
Belle bügelte gerade. Obwohl Mogs Triumph angesichts der ernüchternden Nachricht, dass die Deutschen in Frankreich die Linien der Alliierten durchbrochen hatten, kaum ins Gewicht fiel, war es für Mog ein Sieg. Belle stellte das Bügeleisen ab und lief zu ihr, um sie zu umarmen. »Und das stimmt auch«, erklärte sie. »Wenn jemand etwas Gutes verdient hat, dann du.«
Jimmy, der vor dem Ofen saß und Zeitung las, blickte lächelnd auf. »Ich erzähle den Leuten schon seit Jahren, dass deine Kuchen die besten in London sind.«
Mog strahlte noch mehr. »Aber wie komme ich zu den Zutaten, wenn alles rationiert ist?«, fragte sie ängstlich.
»Wahrscheinlich erwarten sie, dass Garth ein paar Hebel in Bewegung setzt«, meinte Jimmy.
Garth kannte einige Schwarzmarkthändler und kam gelegentlich in den Besitz von einem Pfund Schinken, Butter oder Käse, doch Belle fand, dass Jimmys Bemerkung so klang, als wäre Mog diese Ehre nur wegen der guten Beziehungen ihres Mannes zum Schwarzmarkt erwiesen worden.
Bevor er in den Krieg gegangen war, war Jimmy nie zynisch gewesen, jetzt war er es. Gelegentlich blitzte etwas von seiner früheren Warmherzigkeit und seinem Sinn für Humor auf, aber die meiste Zeit war er mürrisch und verdrossen.
»Die Damen vom Festkomitee haben davon keine Ahnung«, widersprach Mog. »Doch vielleicht haben sie selbst etwas in ihren Vorratskammern und können mir aushelfen.«
Belle war versucht, Jimmy auf seinen Schnitzer aufmerksam zu machen, ließ es aber, da Mog es anscheinend nicht als Stichelei empfunden hatte. In mancher Hinsicht hatte er sich in den letzten Monaten zum Positiven verändert. Er redete mehr, und er kümmerte sich um die Buchhaltung. Und er hatte nicht mehr so oft Albträume.
Doch obwohl es Belle traurig stimmte, dass sie den Jimmy von früher nicht zum Leben erwecken konnte, war es ihr wenigstens gelungen, dass Mog wieder ein geachtetes Mitglied der Gemeinde war. Mrs. Forbes-Alton hatte genau das getan, was Belle verlangt hatte. Im Chronicle war eine Entschuldigung erschienen, in der es hieß, dass der Reporter Mr. Blessard böswillig Mrs. Forbes-Altons Kummer über den tragischen Tod ihrer Tochter ausgenutzt und Behauptungen über deren Freundin Mrs. Belle Reilly aufgestellt habe, an denen nichts Wahres war.
Außerdem war zu lesen, dass Jimmy im Kampf ernsthaft verwundet worden sei und die Zeitung es bedauere, das Leid der Familie in einer so schwierigen Zeit vergrößert zu haben. Der Artikel schloss mit dem Satz, dass Mr. Blessard entlassen worden sei.
Der Artikel war kurz und mitten in der Zeitung versteckt, wo er leicht übersehen werden konnte, doch Belle
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