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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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die lachend mit ihren kleinen Kindern auf der Heide herumtollten, und Familien, die im Greenwich Park picknickten, erinnerten sie daran, wie alles hätte sein können, wenn Jimmy nicht verwundet worden wäre.
    Sie sagte sich, dass sich Tausende anderer Frauen in ihr Schicksal fügten und Jimmy und sie von Glück reden konnten, bei Garth und Mog ein Zuhause zu haben. Aber obwohl sie all die Beschränkungen akzeptieren konnte, die das Leben mit einem Invaliden mit sich brachte, ging es ihr gegen den Strich, wie sehr sich Jimmy in Selbstmitleid suhlte. Und sie hatte Angst, eines Tages unter der Last der Verantwortung zusammenzubrechen.
    »Hilfst du mir beim Kuchenstand?«
    Mogs Frage holte Belle in die Gegenwart zurück.
    »Ja, natürlich«, antwortete sie. Was auch in ihrem Leben schiefgehen mochte, es war eine Wohltat, Mog so glücklich und aufgeräumt zu sehen.
    »Ich dachte, du könntest vielleicht ein schöneres Schild für den Stand malen«, sagte Mog. »Mit Kuchen drauf und so, richtig bunt und fröhlich.«
    Garth kam mit einem Brief in der Hand in die Küche. »Das hat mir gerade der Bursche aus der Eisenwarenhandlung gebracht«, meinte er und reichte Jimmy den Brief. »War falsch adressiert. Sieht so aus, als käme er aus Frankreich.«
    »Ja, das könnte ich machen«, antwortete Belle, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich eher auf Jimmy als auf Mog. Obwohl er davon geredet hatte, seinen Freunden bei der Armee zu schreiben, hatte er dieses Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Belle hoffte inständig, dass es keine schlechten Nachrichten waren, die ihn noch mürrischer machen würden.
    »Von wem ist er denn, Jimmy?«, erkundigte sich Mog.
    »Bin«, sagte Jimmy, als er den Brief aus dem Umschlag zog. »Na ja, eigentlich heißt er Jack Cash, aber wir haben ihn ›Bin‹ genannt, weil er ständig gesagt hat: ›Bin ich schon gewesen‹. Er ist der einzige von meinen Kameraden in Etaples, der überlebt hat.«
    Jimmy las den Brief, während Belle und Mog sich leise wegen des Kuchenstandes beratschlagten.
    »Donnerwetter!«
    Mog und Belle starrten Jimmy an.
    »Was ist denn?«, fragte Belle.
    »Er hat etwas über den Franzmann rausgefunden, der mich gerettet hat. Ist anscheinend ein echter Held, der das Croix de Guerre bekommen hat. Das ist so was wie bei uns das Victoria-Kreuz.«
    »Für mich war er schon immer ein Held, weil er dich gerettet hat«, lachte Belle. »Aber ich wusste nicht, dass Franzosen dafür Orden verleihen!«
    Jimmy lächelte verhalten. »Er hat mir keinen großen Gefallen erwiesen, was? Er hätte mich lieber erschießen und meinem Elend ein Ende bereiten sollen.«
    »Wie kannst du so etwas sagen!«, rief Mog entsetzt.
    »Eigentlich wäre er vors Kriegsgericht gekommen, weil er seine Männer verlassen hat, um mich zur Frontlinie zurückzuschleppen. Doch Bin schreibt, dass er mich abgeladen und sich gleich wieder ins Getümmel gestürzt hat. Im Alleingang hat er ein MG-Nest gestürmt und wie verrückt herumgeballert, bis er seine Männer gefunden hatte und sie zum Angriff führte. Bin schätzt, dass er damit Dutzende Franzosen gerettet hat, und sie haben über fünfzig Gefangene gemacht.«
    »Unglaublich mutig«, gab Belle zu. »Klingt, als hätte er sich seinen Orden redlich verdient.«
    »Doch am komischsten ist, dass Bin behauptet, dass wir dem Mann schon mal begegnet sind«, fuhr Jimmy fort. »1916 wurden wir nach Verdun geschickt, um zwei unserer Leute abzuholen, die von den Franzosen aufgegriffen worden waren, als sie – angeblich! – desertieren wollten. Wir blieben bei diesem Estaminet stehen, um nach dem Weg zum Hauptquartier zu fragen, und dieser Typ hat uns geholfen und auf ein Glas Wein eingeladen. Seinen Namen habe ich damals nicht mitbekommen, aber er sprach fließend Englisch, und wir haben uns eine ganze Weile unterhalten. Bin glaubt, dass er mich gerettet hat, weil er mich an meinen roten Haaren wiedererkannt hat.«
    »Na, so was!«, murmelte Mog. »Ist es also doch mal zu etwas gut, rothaarig zu sein!«
    Belle fand die ganze Geschichte fantastisch, aber sie war glücklich, Jimmy auf einmal so lebhaft zu sehen.
    »Das hat Bin auch gesagt.« Jimmy brachte ein kurzes Lachen zustande. »Er schreibt: Früher dachten wir immer, dass rotes Haar Pech bringt, doch jetzt hätten wir es auch gern. Er sagt, dass die Geschichte zu einer der Legenden von Ypern geworden ist und dass er vorhatte, diesen Sergeant Carrera zu finden, um sich persönlich bei ihm zu bedanken. Doch leider ist der

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