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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Schlafzimmer war, rief nach Belle.
    »Ich glaube, er ist gerade gestorben«, sagte sie und setzte sich zu ihm aufs Bett.
    Jimmy stiegen Tränen in die Augen, und Belle legte beide Arme um ihn und wiegte ihn an ihrer Brust. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie.
    Als sie ihn in den Armen hielt, während er an ihrer Schulter schluchzte, fragte sie sich, was ihnen noch genommen werden könnte: Jimmy war verkrüppelt und Garth für immer von ihnen gegangen. Es war ihr gleichgültig, ob sie den Pub weiterführen konnten, ob die Deutschen den Krieg gewannen oder ob nie wieder jemand im Ort mit ihr sprechen würde. Aber die Vorstellung, dass Mog ohne Garth weiterleben musste, war trauriger und grausamer als alles andere zusammen.

KAPITEL 26
    »Du siehst gar nicht gut aus, mein Junge«, sagte Mog zu Jimmy, nachdem sie endlich die Tür hinter dem letzten Gast der Trauerfeier für Garth geschlossen hatten. Es war halb neun Uhr abends, und obwohl Mog gerührt war, dass so viele Leute zur Beerdigung gekommen waren, hatte sie allmählich befürchtet, sie würden gar nicht mehr gehen.
    »Immer denkst du an andere«, meinte er und langte aus seinem Rollstuhl nach ihrer Hand. »Du hast deinen Mann verloren, dich um jeden gekümmert, der heute Nachmittag hier war, und jetzt sorgst du dich auch noch um mich.«
    »Ich bin wohl dazu geboren, mir Sorgen zu machen.« Sie lächelte schwach und beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf den Scheitel zu drücken, als er sie unbeholfen umarmte. »Ich weiß wirklich nicht, wie es ohne Garth weitergehen soll.«
    »Wir finden schon einen Weg«, sagte Belle, die Teller und Gläser auf ein Tablett lud, und drehte sich zu den beiden um. Als sie Jimmy ansah, fiel ihr auf, dass Mog recht hatte. Er schaute wirklich nicht wohl aus. Sie trat näher zu ihm und drehte den Rollstuhl zur Seite, um sein Gesicht besser sehen zu können. »Du schwitzt und bist sehr blass. Geht es dir nicht gut?«
    »Ach, es ist nichts. Bei der Beerdigung ist mir nur bewusst geworden, wie sehr ich mich immer auf Garth verlassen habe und wie viel er mir bedeutet hat«, antwortete er. »Du siehst auch nicht gerade blendend aus. Schließlich warst du den ganzen Tag auf den Beinen. Und ich schwitze, weil es hier drinnen furchtbar warm ist.«
    Belle und Mog wechselten einen Blick. Es war nicht warm imSchankraum, sondern reichlich kühl. Sie hatten die Fenster weit geöffnet, um den Zigarettenqualm herauszulassen.
    »Ich denke, du solltest jetzt zu Bett gehen, Jimmy«, riet Belle freundlich. »Du hast einen sehr langen und anstrengenden Tag hinter dir. Ich bringe dir noch einen Grog.«
    »Ich gehe zu Bett, wenn Mog geht«, widersprach er. »Sie hat kaum geschlafen, seit Garth krank wurde.«
    Mog winkte ab. »Ich kann nicht ins Bett, es gibt viel zu viel zu tun.«
    »Darum kann ich mich kümmern«, sagte Belle fest. »Jimmy hat recht, du hast kaum geschlafen. Los, rauf mit euch, ihr zwei! Ich bringe gleich jedem von euch einen Grog nach oben.«
    Sie schob Jimmy im Rollstuhl zur Treppe und half ihm beim Aufstehen, damit er sich die Stufen hinaufhangeln konnte. Mog nahm seine Krücken und trug sie für ihn nach oben. Als Belle den beiden nachsah, fiel ihr auf, wie langsam Jimmy sich bewegte. Normalerweise kam er die Treppe fast genauso schnell hinauf wie sie.
    Furcht regte sich in ihr. Sie hatten sämtliche Vorsichtsmaßnahmen, die der Arzt empfohlen hatte, befolgt. Jimmy war kein einziges Mal in Garths Nähe gekommen, und Mog und sie hatten Garths Bettzeug ausgekocht und alle Becher und Gläser, die er berührt hatte, mit kochendem Wasser ausgespült. Heute Nachmittag war vor allem über die Spanische Grippe geredet worden. Einige Leute kannten Familien, in denen es nur einen erwischt hatte, während in anderen alle daran gestorben waren. Niemand schien zu wissen, wie sich die Epidemie ausbreitete oder wie man die Krankheit heilen konnte. In manchen Bezirken Londons waren Dutzende Menschen daran gestorben, in anderen Stadtteilen ging es den Leuten zwar sehr schlecht, doch sie überstanden die Grippe.
    Aber die Grippeepidemie wütete nicht nur hier in London und in Europa, sondern laut Zeitungsmeldungen überall auf der Welt. Das Einzige, worin man sich anscheinend einig war, war die Tatsache, dass alte Leute und kleine Kinder nicht daran starben. Vorallem Menschen zwischen achtzehn und fünfundfünfzig erlagen der Krankheit.
    Etwas später brachte Belle zwei Gläser Grog nach oben. Mog lag schon im Bett und sah mit ihrem offenen Haar

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