Der Zauber eines fruehen Morgens
Kindheit verbracht hatte, ihn für einen Grobian gehalten hatten, doch er hatte Jimmy aufgenommen, als dessen Mutter gestorben war, und er hatte nicht gezögert, Mog und Belles Mutter ein Dach über dem Kopf anzubieten, als ihr eigenes Haus abgebrannt war.
Es war Mogs Liebe, die ihn milder gestimmt und alle seine guten Seiten zum Vorschein gebracht hatte, und seine Liebe zu ihr hatte bewirkt, dass sie mehr Selbstvertrauen gewann und nicht mehr die kleine graue Maus von früher war. Mog hatte sich immer ein eigenes Heim gewünscht, sie liebte es, zu kochen, zu putzen und für andere zu sorgen, und sie hatte ein Gespür dafür, ein Zuhause anheimelnd zu gestalten. Das zeigte sich an den sanften Farben, der Wärme und der Behaglichkeit im ganzen Haus.
Ihr Einfluss war selbst im Schankraum zu spüren, obwohl hier Garth geherrscht hatte. Das polierte Messing, der sauber gescheuerte Boden, die spiegelblanke Theke und die blitzenden Gläser waren Mogs Verdienst. Im Winter brannte immer ein prasselndes Feuer im Kamin, und auf der Bank daneben lagen Polster, die sie mit hellen Stoffen bezogen hatte. Obwohl sich heute nichts unter der Glaskuppel am Ende der Theke befand, lagen an jedem anderen Tag selbst gemachte Pasteten darunter.
Es war zu früh, um daran zu denken, wann sie das Wirtshaus wieder aufsperren konnten, aber obwohl Belle sich zutraute, es gemeinsam mit Mog zu führen, sagte ihr ihr Instinkt, dass es ohne Garths eindrucksvolle Persönlichkeit mit dem Geschäft bald bergab gehen würde.
Nachdem sie aufgeräumt hatte, kehrte sie den Boden und stellte die sauberen Gläser in die Regale hinter der Theke, schloss und verriegelte die Fenster und ging in die Küche zurück. Von Lisette, Noahs Frau, war an diesem Morgen ein Beileidsschreiben gekommen, und da Belle noch keine Zeit gehabt hatte, es in Ruhe zu lesen, setzte sie sich hin und griff nach dem Brief.
Lisette schrieb, Noah sei in Frankreich und könne deshalb nicht zur Beerdigung kommen. Sie erwartete ihn aber demnächst zurück. Sicher würde er sie alle besuchen und ihnen seine Hilfe anbieten, da ihm klar war, wie schwierig es für sie wäre, ohne Garth eine Schenke zu führen.
Es war ein sehr warmherziger und aufrichtiger Brief. Noah und Jimmy waren in der Zeit, als sie Belle gesucht hatten, gute Freunde geworden, und Belle war Lisette für die Güte dankbar, die sie ihr in Paris hatte angedeihen lassen.
Seit damals waren sie in der Gesellschaft aufgestiegen. Noah war ein höchst angesehener Journalist, und Lisette eine perfekte Ehefrau und liebevolle Mutter für Jean-Philippe, den Jungen, den sie mit in die Ehe gebracht hatte, und die kleine Rose, die jetzt drei war. Lisette führte ihr elegantes Haus in St. John’s Wood, als wäre sie in Wohlstand und Bürgertum hineingeboren. Doch Geld und Stellung hatten die beiden nicht verändert. Sowie sie von Jimmys Verwundung erfahren hatten, hatten sie geschrieben, und Belle wusste, dass sie sofort herkommen würden, wenn Noah wieder in England war. Er würde ihnen in jeder Hinsicht behilflich sein.
Belle hatte Noah nichts von Etiennes Tod geschrieben. Sosehr er sich während seiner Arbeit als Kriegsberichterstatter auch an Tod und Zerstörung gewöhnt haben musste, würde er sehr traurig über den Tod seines Freundes sein, das wusste sie. Aber im Grunde ging es eher darum, Jimmys Gefühle zu schonen. Wenn Noah zurückschrieb oder vorbeikam und über Etienne sprechen wollte, würdealles wieder von vorn anfangen. Gelegentlich fragte Jimmy sie noch nach ihrer Zeit in Paris, und obwohl damals zwischen Etienne und ihr nichts gewesen war, dessen sie sich schämen müsste, befürchtete sie, im Gespräch unabsichtlich ihre wahren Gefühle für ihn preiszugeben.
Im Großen und Ganzen war es mit Jimmy viel leichter geworden, seit Dr. Towle mit ihm gesprochen hatte. Er hatte weiterhin geübt, mit seiner Prothese zu gehen, und war ein paar Mal zu Geschäften in der Nähe gegangen. Manchmal lachte er sogar wieder so wie früher.
Doch es gab immer noch Tage, an denen er mürrisch war und sich Belle gegenüber sehr hässlich benahm. Sie brauchte sich nur etwas mehr Mühe mit ihrem Aussehen zu geben, bevor sie das Haus verließ, und schon fragte er sie, wohin sie wollte. Er gab durch nichts zu verstehen, dass er gern mit ihr schlafen würde, und wenn sie versuchte, darüber zu reden, verschloss er sich einfach.
Garths Tod war ein furchtbarer Schock für Jimmy gewesen. Er war völlig zusammengebrochen. Jimmy bedauerte
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