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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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der Stirn. Wohin gehörte
er
eigentlich?
    Er schwang am Dachrand die Beine und schaute wieder auf die glänzenden Gipfel in der Ferne. Vielleicht gehörte er einfach dorthin, in diese Wälder und Felder und Bergrücken, wo er so gern lief. So unbeholfen er sich in einem Dorf wie diesem fühlte . . . wenn er frei herumrannte und über Steine und Bäche sprang,
geschah
etwas.
    Etwas Magisches.
    Er streckte den steifen Hals und schaute hinauf zu den Sternen. So viele – und so schöne. Er folgte den Umrissen einiger Lieblingskonstellationen. Da war Pegasus mit zurückgelegten Ohren und funkelnden Augen, der hoch oben schwebte. Und der knorrige Baum, der seine langen Äste über den beschatteten Himmel spannte.
    Tamwyn lächelte und stellte sich vor, wie es wäre, jetzt zu laufen – wirklich zu laufen – zwischen diesen Sternen, sich durch die Lichtbündel zu schlängeln wie durch Gehölze. Oh, wie gern würde er durch diese Sternenfelder streifen!
    Während er die Sterne beobachtete, wurden sie blasser und kündigten die Nacht an. Während ihre Helligkeit nachließ, wurden ihre individuellen Positionen deutlicher, und das machte es leichter, sie zu Konstellationen zu verbinden. Tamwyn fragte sich, wie schon so oft, was die Sterne von Avalon wirklich waren . . . und ob jemand irgendwann eine Möglichkeit finden würde, sie zu erkunden.
    Er schürzte die Lippen und dachte nach. Niemand wusste, warum die Sterne am Ende jeden Tages nach diesem letzten goldenen Lichtblitz verblassten. Oder warum sie jedenMorgen wieder hell sichtbar wurden. Genau wie niemand wusste, warum hier in Steinwurzel die Sterne strahlender leuchteten als in jedem anderen Reich – etwas, das er von wandernden Barden gelernt hatte. Wie anders als in Schattenwurzel, wo die Sterne überhaupt nicht funkelten . . . Alle diese Fragen summierten sich zum großen ungelösten Rätsel über die wahre Natur der Sterne – etwas, worüber sich Menschen in allen Zeitaltern Avalons den Kopf zerbrochen hatten.
    Viele Nächte, in denen Tamwyn auf einer geschützten Lichtung oder einem moosbedeckten Stein zu den Sternen hinaufschaute, hatte er über solche Dinge gegrübelt. Die Sterne wirkten immer so weit entfernt, so geheimnisvoll. Irgendwie Furcht einflößend und doch verführerisch. Fast als würden sie ihm etwas zurufen.
    Wie gern würde er dort hinaufreisen. Ja, und zu allen anderen Reichen Avalons. Er würde die richtigen Pforten finden und durch sie zu anderen Ländern, anderen Menschen wandern, zu anderen Pfaden, über die er laufen konnte. Vielleicht würde er sogar eine Möglichkeit finden, das obere Avalon zu erkunden – den Stamm selbst und das, was darüber lag! Vielleicht könnte er dort sogar andere Arten von Geschöpfen entdecken . . . Geschöpfe, von deren Existenz niemand in den sieben Reichen etwas wusste. Er könnte ein großer Entdecker sein – genau wie Krystallus Eopia, der berühmte Sohn Merlins.
    Au!
Er zuckte zusammen, eine Laus hatte ihn in den Unterarm gebissen.
    Grimmig schnipste er den kleinen Plagegeist weg. Er warvielleicht ein Entdecker! Immerhin, heute hatte er es bis zur obersten Sprosse von Lotts wackliger Leiter geschafft. Und sogar mit einigen Menschen fressenden Läusen gekämpft.
    Er kickte an der Dachkante in die Luft. In Wahrheit führte er ein Leben, das sich völlig von dem des Krystallus unterschied. Oder von seinen eigenen schattenhaften Anfängen. Er biss sich auf die Lippe und rief sich seine allererste Erinnerung zurück – diese vagen wirren Bilder von einem feurigen Berg, einem alten Mann mit Adlerschwingen . . . und der warmen Umarmung einer Frau.
    Er schüttelte den Kopf. Wie konnte er sicher sein, dass diese Erinnerung stimmte? Jene Nacht auf dem feurigen Berg kam ihm immer mehr wie ein Traum vor. Ein verworrener Traum. Er hatte noch nicht einmal gewagt mit Scree darüber zu reden, nicht nachdem sie so viel durchgemacht hatten, obwohl die Erinnerung zwischen ihnen schwebte wie ein Ghul – immer gegenwärtig, doch immer unsichtbar.
    Nicht, als ob diese unausgesprochene Erinnerung ihnen die gemeinsame Zeit verdorben hätte – nein, nicht im Geringsten. Scree und Tam (wie sein Bruder ihn nannte) streiften weit umher und erkundeten große Teile von Feuerwurzels Vulkanlandschaften. Sie hatten Gipfel erklommen, waren durch Lavatunnel gekrochen, glasglatte Hänge aus schwarzem Obsidian hinuntergerutscht, hatten einander Fäuste voll Asche an den Kopf geworfen, zwischen lodernden Feuerschloten gerauft . . . und

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