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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Augen und griff in den Schmutz. Während er den Dolch aus seiner Gürtelscheide zog, dachte er an denalten Bauern, der ihm diese Waffe vor Jahren gegeben hatte. Tamwyn hatte beim Pflügen geholfen – als er mitten in einem Kornfeld den Dolch herausgepflügt hatte, den der Bauer »ein Geschenk des Landes« nannte. Die Klinge war schon damals schartig und am Heft rostig. Aber der Dolch lag gut in Tamwyns jungen Händen und war alles, was er brauchte, um frische Seegrasstängel zu schneiden, eine Faustnuss zu öffnen oder sich seine eigene Kürbisflasche zu schnitzen.
    Oder nur zum Schnippeln.
    Er entdeckte ein Stück Holz auf dem Haufen, Teil eines abgebrochenen Astes. Im schwachen Sternenlicht sah das Holz schwärzer aus als der Dung und es war gerade in Reichweite. Ein Krümmen, ein Strecken – und er hatte es gepackt.
    Warum Tamwyn sich besser fühlte, wenn er schnitzte, konnte er nicht sagen. Aber es half immer. Selbst wenn er sich in den Daumen schnitt, was häufig genug geschehen war, fand er diese Arbeit irgendwie beruhigend.
    Er drehte das Holz in der Hand, betastete die Form und fing dann an die Rinde abzuschälen. Dünne, gedrehte Locken fielen herunter. Tamwyn packte fester zu und schnitt ein paar tiefe Kerben unten ins Holz. Wenn der Mistgestank nicht gewesen wäre, hätte er am Geruch festgestellt, von welchem Baum das Holz stammte. Oder, wenn es nicht Nacht gewesen wäre, an Farbe und Maserung.
    Wahrscheinlich Esche
, dachte er.
Oder ein Stück von diesem dornigen Nadelholz, das mir immer die Tunika zerreißt.
Er grinste. Schon ging es ihm besser.
    Ein Geräusch beim Stall ließ ihn im Schnippeln innehalten und aufschauen. Dort, hinter dem Ziegenpferch, gingen fünf oder sechs schattenhafte Gestalten vorbei.
    Tamwyn blinzelte und spähte in die Dunkelheit. Menschen waren es nicht. Auch keine Elfen. Und keine Gobsken. Sie bewegten sich nicht so wiegend und schwungvoll wie zweibeinige Geschöpfe. Auch nicht wie Vierbeiner. Kein Hirsch oder Reh würde so aufrecht stehen.
    Vielleicht eine Gruppe junger Oger? Nein – diese Geschöpfe, wer sie auch sein mochten, kamen viel zu leicht voran. Ruhig. Als würden sie gar nicht gehen, sondern . . . rollen. Oder auf einem Zauberatem schweben.
    Baumgeister.
    Tamwyn beobachtete sie staunend, sein Herz hämmerte erregt. Obwohl die Geister unterschiedlich groß waren, hatten sie alle das gleiche üppige Haar, das lang herunterhing und von einer Seite zur anderen wehte, während sie dahinschwebten. Das und ihre geschmeidigen Gestalten – und die Anmut ihrer Bewegungen – ließen ihn vermuten, dass sie einmal Weiden gewesen waren.
    Von seinen vielen Wanderungen in der Wildnis wusste Tamwyn, dass man sehr selten Baumgeister so frei umherziehen sah. Während seiner Zeit in Steinwurzel war er nur einem begegnet: einem Ahorngeist, der als Maryth einen Drumanerpriester begleitete. So viele auf einmal zu sehen – das war wirklich außergewöhnlich. Denn Baumgeister reisten nur frei umher, wenn ihre Gastbäume starben oder schwer krank waren. Selbst dann blieben sie oft nahe der Stelle, an der sie so lange verwurzelt gewesen waren, undverbargen sich in einem hohlen Stamm oder einem verlassenen Bau.
    Und noch etwas fiel Tamwyn auf. Wenn Baumgeister je weit entfernt von ihrem Zuhause reisten, dann meist, weil ihr Gastbaum und seine Umgebung so schwer geschädigt oder so unbewohnbar gemacht worden waren, dass sie dort einfach nicht länger bleiben konnten. Vielleicht wirkten deshalb diese Weiden trotz ihrer Anmut so überaus traurig.
    Tamwyn schluckte. Diese Geschöpfe waren zweifellos schön. Aber sie waren auch ein Zeichen. Wofür konnte er nicht erraten . . . obwohl es bestimmt nichts Gutes war.
    In diesem Augenblick tauchte eine neue Gestalt auf und ging in die entgegengesetzte Richtung. Ein Mann – und ein sonderbarer dazu, nach seiner Silhouette zu urteilen. Er hatte einen beschwingten, unbekümmerten Gang wie ein junger Bursche, der gerade volljährig geworden ist. Doch er trug einen dichten Bart, der breiter als lang wirkte. Die spitzen Enden glänzten silbrig im Sternenlicht. War er jung oder alt?
    Tamwyn beugte sich im Misthaufen vor und versuchte den Fremden genauer zu sehen, aber er kam zu keinem Ergebnis.
    Dann war da der Hut. Falls es tatsächlich ein Hut war! Breitrandig und mit einer Krone, die sich ringelte wie einer von Tamwyns Holzspänen, hing der Hut seinem Träger so schief wie nur möglich über einem Ohr.
    Zu Tamwyns Überraschung liefen die

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