Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
gestoßen und dich praktisch ins Maul dieses Drachen geschoben hat.«
Sie schaute den Tannenzapfengeist an, doch der hatte sich bereits mitfühlend grün gefärbt. Dann, bevor sie etwas sagen konnte, murmelte Nuic: »Außerdem könnte jeder Narr sich denken, dass wir zur Herrin vom See gehen.«
»Du Idiot!« Llynias Gesicht verzerrte sich vor Zorn. »Dazu hattest du kein Recht!«
Nuic leuchtete nur noch grüner.
Überrascht hielt Tamwyn den Atem an. Die Herrin vom See? Nun,
das
war ein Abenteuer – von der Sorte, die er sich immer gewünscht hatte. Von der er geträumt hatte! Aber konnte er so lange seine Suche nach Scree aufschieben? Eine solche Expedition dauerte vielleicht mehrere Wochen oder sogar Monate. Und doch . . . es war sehr verführerisch. Wie viele Chancen hatte ein Führer durch die Wildnis, nach Waldwurzel zu kommen und vielleicht die legendäre Magierin zu sehen – die Person, die als Erste die dunkle Prophezeiung ausgesprochen hatte?
Er schaute zurück auf die Hufspur. Im Sternenlicht leuchtete sie unheimlich, wie Augen in der Erde, die ihn anstarrten. Unsicher holte er Luft und schaute zurück. Vielleicht . . . könnte er sogar die Herrin über das Schicksal eines Jungen befragen, der im Jahr der Dunkelheit in Feuerwurzelgeboren war. Ein Junge, dessen Name dunkle Flamme bedeutete.
Llynia versetzte ihm einen Stoß. »Du darfst das nicht verraten. Niemandem!« Sie packte ihn an den Schultern. »Du bist jetzt mit der Gemeinschaft des Ganzen verbunden. Schwöre mir das, Träger. Sonst stehst du unter dem Fluch! Weißt du, was das ist?«
Tamwyn schüttelte sie ab. »Ich könnte dir Beispiele nennen für Flüche. Soll ich wirklich?« Und als sie nickte: »Na schön. Du bist eine verdammte Närrin! Eine Dagda-verlassene Idiotin. Und eine hirnverbrannte, hoffnungslose, hysterische Heulsuse! Habe ich jetzt genug geflucht?«
Llynia war so entsetzt, dass sie nur den Mund aufriss und nach Luft rang. Schließlich fand sie die Stimme wieder, konnte aber nur ein paar Worte aus Elens demütigem Grundgebet hervorstoßen.
Aus den Ästen der Buche pfiff Henni belustigt. Vielleicht sogar bewundernd. Doch Fairlyn, die unter ihm stand, begann nach verbranntem Fleisch zu riechen, deshalb wurde er still.
Von seinem Sitz auf Ellis Schulter sagte Nuic so ruhig, als wäre nichts geschehen: »Da jetzt unser Ziel bekannt ist, Llynia, solltest du uns sagen, ob du neuerdings irgendwelche Visionen hattest. Ich nehme an, hmmpff, du hast die Herrin nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
Sie fuhr herum zu dem Maryth. »In der Tat habe ich sie gesehen! Noch dazu gerade heute Abend.« Sie deutete auf ihn, so dass ihr Finger ihn fast berührte, und jetzt nahm Nuic ein verdrießliches gelbliches Grün an. »Ich hatte diegleiche Vision wie zuvor. Die Herrin hat mich an ihrem Wohnsitz willkommen geheißen. So war es! Sie hat mir sogar grüßend zugewinkt.«
Nuic färbte sich dunkler. »Tatsächlich?«
»Ja«, bestätigte Llynia stolz. »Es war völlig klar.«
Der alte Geist schnitt lediglich eine Grimasse.
Elli warf ihm einen unsicheren Blick zu, doch er sagte nur: »Lass mich hinunter, Elliryanna.«
Besorgt setzte sie ihn ab. Er ging zu dem kleinen Teich in der Senke des Hügels, steckte die Füße ins Wasser und knurrte vor sich hin.
Llynia wandte sich wieder an Tamwyn. »Ich würde dir gern sagen, was ich von dir halte, Träger. Aber . . . als heilige Frau kann ich das nicht!« Sie erhob sich, die Fäuste geballt, und ging auf die andere Seite des Hügels. Fairlyn roch wie etwas, das zu lange auf dem Feuer gebraten hat, als sie ihr folgte.
Tamwyn schaute ihnen nach. Dann stand er auf, vorsichtig, um Flederwisch (der in seiner Tunikatasche in tiefem Schlaf lag) nicht zu wecken, und ging zu Nuic. Während er sich neben den Maryth setzte, schüttelte er düster den Kopf. »Das ist vielleicht eine Reise!«
Der Maryth betrachtete ihn einen Moment aus den glän zenden violetten Augen. »Ich habe schon schlimmere gesehen. Nicht in den letzten Jahrhunderten, das stimmt, davor aber schon.«
Der junge Mann seufzte. Der Kopf platzte ihm fast vor Fragen. Was war mit der Herrin, den Sternen und vor allem mit den geheimnisvollen Hufabdrücken beim Teich? Besorgtberührte er einen davon mit dem Zeh, als könnte er so irgendwie die Wahrheit über die Entstehung der Spur füh len . Aber er fühlte nichts . . . außer Verwirrung.
In Gedanken versunken hob er einen kleinen Ast auf, den der Drache mit dem Schwanz von der Buche gebrochen
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