Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
ihrem Hals. Als sie vorsichtig die Eichen-, Eschen- und Weißdornblätter teilte, schossen weitere blendend helle Strahlen hervor. Während der Kristall sonst weiß mit grünen und blauen Schattierungen war, leuchtete er diesmal nur grün.
Dann sah sie ein gleiches Grün im Nebel direkt vor sich.
Es sah aus wie – konnte das sein? –
Tamwyns Stab
, der in seiner ganzen Länge grün leuchtete.
Eine Hand streckte sich aus den Nebeln und griff nach dem Stab. Ein Arm folgte, eine kräftige Schulter, einige schwarze Strähnen
. . .
Tamwyn! Da stand er auf der Wolke und schaute sie an. Seine kohlschwarzen Augen funkelten.
»Guten Tag, Elli.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sprechen konnte. »Tamwyn?«
Seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Ich bin es.«
Sie schüttelte den Lockenkopf. »Ist das
. . .
ein Traum?«
»Hmm, nun – ja und nein. Wir sind irgendwo, wo es nicht ganz wirklich ist, aber auch nicht in einem Traum. Es ist ein Ort
dazwischen.
Und ich bin durch Magie zu dir gekommen. Durch meine eigene Magie.«
Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch.
Er nickte, dass seine Haare die Schultern streiften. »Ich habe keine Angst mehr davor, Elli! Davor habe ich mich sogefürchtet, damals am Sternguckerstein. Ich dachte, es könnte
. . .
«
»Es könnte was?«
»Dir schaden.« Seine Stimme klang weicher. »Und das war das Letzte, was ich wollte.«
Sie sah ihn prüfend an. »Ich glaube, du hattest vor mehr Angst als nur vor deiner Magie, Tamwyn. Aber was du sagst, hilft zu erklären, warum du dich verhalten hast wie ein
. . .
«
»Ein Tölpel«, ergänzte er.
»Ein Idiot, wollte ich sagen.« Sie nickte nachdrücklich. »Und weißt du, dich wie ein Idiot zu verhalten ist deine Spezialität! Wirklich, ich würde dich nicht erkennen, wenn du nicht manchmal so wärst.«
»Häufig.« Tamwyn fragte sich plötzlich, ob es nicht ein großer Fehler von ihm gewesen war, herzukommen. »Wenn du mich ausschelten willst«, sagte er resigniert, »dann habe ich das wohl verdient.«
Sie legte den Kopf schief. »Ich werde dich nicht ausschelten, Tamwyn.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern. »Aber ich will dir sagen
. . .
du hast mir gefehlt.«
»Wirklich?« Er schluckte. »Nun, weißt du, also du
. . .
«
»Was?«
Er riss sich zusammen. »Du hast mir auch gefehlt.«
Sie lachte und um ihre Schultern schimmerten und tanzten dünne Nebelstreifen.
Er griff nach ihrer Hand. »Elli, ich habe schreckliche Dinge gesehen. Und auch wundervolle Dinge.«
»Genau wie ich.«
»Wo bist du jetzt?«
»In Luftwurzel und ich will
. . .
« Sie unterbrach sich, bevor sie ihm von dem absurden Vorschlag des Barden erzählte. »Ich will nach Schattenwurzel. Und dann hinunter in eine tiefe Mine – um Kulwychs Kristall zu zerstören.«
Tamwyn zog eine Grimasse. »Der auch Rhita Gawrs Kristall ist.«
Elli sah besorgt aus. »Tamwyn, sie haben ihn irgendwie verdorben. Ihn böse gemacht. Rhia hat mir das gegeben«, sie deutete auf ihr Amulett, »es könnte mir also gelingen.«
Er stieß einen tiefen Seufzer aus und verteilte damit die Nebelschwaden, die von der Wolke aufstiegen. »Eine tiefe Mine in Schattenwurzel. Genau das richtige Versteck für Weißhand und seinen Meister – bis sie endlich zum Angriff bereit sind.« Er schüttelte den Kopf. »Aber wie willst du sie finden? Wie willst du wissen, wohin du in dieser ständigen Finsternis gehen sollst?«
Sie senkte den Blick. »Ich weiß es nicht. Was wir wirklich brauchen, ist, wie Nuic sagt, eine Landkarte. Aber die bekommen wir unmöglich.«
Tamwyn drückte ihr die Hand. »Warte! Mir ist gerade etwas eingefallen! Weißt du, ich habe eine neue Freundschaft geschlossen – mit einer Person, die nach einer Schlacht meine Wunden geheilt hat.«
Elli versteifte sich, sie erinnerte sich an die Szene im Galator. »Wer ist sie?«
»Er«, verbesserte Tamwyn und merkte nicht, wie sie sich wieder entspannte. »Er heißt Gwirion. Ein wirklich guterMann – und ein geborener Führer. Genau der Richtige, um sein Volk zu retten, glaube ich.«
Ihre haselnussgrünen Augen funkelten. »Wie du.«
Er wurde rot und schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wie ich.« Dann fiel ihm wieder ein, was er sagen wollte. »Gwirion hat mir etwas über die versunkene Stadt des Lichts erzählt – Dianarra wurde sie vor langer Zeit genannt. Er sagte, dort habe es eine große Bibliothek gegeben, ein Haus voller Bücher und Landkarten.«
Sie schnappte nach Luft. »Wenn ich also diese alte Bibliothek finde
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