Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
gerissen, Nuic.«
»Bist du erst jetzt darauf gekommen?«
»Aber Moment mal! Wie können wir diese alte Mine finden?«
»Wie soll ich das wissen?«, knurrte er. »Ich bin kein Forschungsreisender!Du musst einfach eine Landkarte oder so etwas besorgen.«
Elli starrte ihn nur an. »Eine Landkarte? Von Schattenwurzel? Leichter wäre es, irgendwo einen freundlichen dunklen Elfen zu finden und ihn um Auskunft zu bitten.«
»Hmmmpff.« Nuic verschränkte die Arme. »Dann mach das. Aber was du auch vorhast, mach schnell!«
Elli runzelte lediglich die Stirn. »Die tiefste Mine im dunkelsten Reich«, murmelte sie bekümmert. »Solche Orte besuchen Leute nur in ihren schlimmsten Alpträumen. Nicht vorsätzlich.«
Der Maryth packte ein paar Nebelfetzen und trommelte dann mit feuchten Fingern auf seinen Bauch, direkt über dem Galator. »Ich fürchte, das stimmt. Es wird schwierig genug sein, den Ort zu finden, besonders wenn man so wenig Zeit hat. Aber etwas sagt mir, das
Eindringen
wird noch schwieriger sein. Und wer weiß, was wir drinnen finden werden?«
»Einen Spaßmacher vielleicht.«
Blitzschnell setzte Elli sich auf, sie wollte sehen, wer das gesagt hatte. Genau wie Nuic neben ihr betrachtete sie grimmig die graue Gestalt, die durch den Nebelring um die Wolke auf sie zukam. Kampfbereit bis zum Tod sprang Elli auf die Beine.
»Oder einen Barden«, sagte die neblige Gestalt und kam durch den Dunst näher.
Zu Ellis Erstaunen, wenn nicht zu ihrer Erleichterung, war es nicht Deth Macoll. Kein Meister der Maskerade hätte eine so dramatische Veränderung zustande bekommen,falls er nicht zugleich ein Wechselbalg war. Dieser Bursche hatte einen buschigen Bart, der zu beiden Seiten des Gesichts abstand, er trug einen schiefen alten Hut und grinste äußerst töricht. Und selbst ohne den Hut war er mindestens einen Kopf größer als der Mörder.
Trotzdem betrachtete Elli ihn misstrauisch und mit erhobenen Fäusten. Sie warf schnell ein Blick auf Nuic, der im Dunst neben ihren Füßen stand. Auffallend war, dass seine Färbung keinerlei Besorgnis verriet. Auf seiner Haut mischten sich warmes Gelb und Grün. Sie schaute wieder den Mann an – und erkannte ihn plötzlich.
»Du bist der Barde vom Hügel! Der uns zu Brionna geführt hat. Und von dem Tamwyn sagte, dass er ihn schon zuvor getroffen hat.« Sie zuckte fast zusammen, als sie hörte, wie sie seinen Namen sagte
. . .
denn jetzt fehlte er ihr mehr, als sie für möglich gehalten hätte.
Der Mann zwirbelte eine Spitze seines seitlichen Barts und verbeugte sich leicht. »Olewyn der Barde, zu deinen Diensten.«
»Nuic der Geist, zu deinen«, erklang es neben Ellis Füßen. »Oder, wie meine Freunde mich nennen
. . .
«
»Nuic der Griesgram«, ergänzte sie. »Und ich bin Elliryanna Lailoken oder einfach Elli.«
»Hmmmpff. Einfach
unhöflich
, wenn du mich fragst.«
Das törichte Grinsen des Barden wurde noch breiter. »Freut mich euch kennen zu lernen, Nuic den Griesgram und Elli die Unhöfliche. Man kann nie voraussagen, wen oder was man auf einer vorbeikommenden Wolke trifft. Reiner Zufall, wisst ihr.«
Er schüttelte sich beschwingt und ließ sich mit untergeschlagenen Beinen auf die Wolke fallen. Dann streckte er die Arme aus und wackelte mit den Fingern. »Ah«, seufzte er verträumt. »Wie schön, sich auszuruhen.«
Elli und Nuic folgten seinem Beispiel und setzten sich wieder. Während Elli sich tiefer in die weiche Dunstmasse grub, betrachtete sie den Barden prüfend. Sie war sich nicht sicher, ob er sehr alt oder sehr jung war. Genauso schwer war es, zu entscheiden, ob etwas anderes als der
reine Zufall
ihn hergebracht hatte.
»Wünscht jemand ein Lied?«, fragte Olewyn fröhlich.
»Hmmmpff, eine Mahlzeit wäre mir lieber.«
»Ah, das können wir auch bieten.« Der Barde nickte, als würde er sich zustimmen, und griff in die Falten seines sackartigen Umhangs. Er zog etwas Dunkles, Grobkörniges hervor, das für Eichenrinde gehalten werden konnte. »Hier, versucht mein selbst gebackenes Brot.«
Mit großer Anstrengung riss er die Scheibe in zwei Hälften, die er immer noch keuchend den beiden reichte. Elli, die ihrem Ruf als Unhöfliche nicht entsprechen wollte, griff zögernd zu und probierte vorsichtig.
Zuerst schmeckte es wie Holz, genau wie sie erwartet hatte.
Doch nachdem es ein wenig gekaut worden war, wurde es erstaunlich weich und löste sich plötzlich in eine würzige, nach Minze schmeckende Flüssigkeit auf. Kaum hatte Elli
Weitere Kostenlose Bücher