Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Steinplatte gelaufen, unter der die Quelle lag, und kam mit seinen Sachen heraus. Ein paar Sekunden später schob sie den Stab in die Hüftscheide, die er aus Weidenrinde gewebt hatte. Dann hielt sie das Bündel hoch und hätte offenbar zu gern gewusst, welchen leichtgewichtigen Gegenstand es enthielt.
»Häng es mir einfach um den Hals.« Er gab ihr keine Gelegenheit,danach zu fragen. Unsicher schaute er zu Elli hinüber. War das der Moment, ihr zu verraten, was sich im Bündel befand?
Elli kam zu ihm, ihr Gesicht war sorgenvoller als je zuvor. Sie sah ihn an. »Wenn du ihn zum Adlervolk gebracht hast, wirst du dann immer noch
. . .
«
»Versuchen, zu den Sternen zu gehen?« Er holte tief Luft. »Ja. Um sie wieder zum Leuchten zu bringen, wenn ich kann. Und auch, um vielleicht meinen Vater zu finden.«
»Eher findest du den Tod.« Sie schüttelte die Locken, die so dicht wie ein Blumenbeet der Feen waren. »Warum kommst du nicht mit mir, Tamwyn? Gemeinsam können wir Coerria helfen und dann eine Möglichkeit finden, Rhita Gawr zu besiegen, und das alles hier in den sieben Reichen. Kommt dir das nicht sinnvoller vor, als dein Leben für eine wilde Idee wegzuwerfen?«
Er sagte nichts.
Elli wandte sich an Brionna. »
Du
kommst mit mir, nicht wahr?«
Das Elfenmädchen nickte. »Solange du mich dabeihaben willst.« Dann wurde ihr Gesicht grimmig und sie klopfte auf ihren Langbogen. »Und wenn es eine Möglichkeit gibt, herauszufinden, wer das dem Einhorn – und Scree – angetan hat, dann um so besser.«
»Wie steht’s mit dir, Nuic?«, fragte Elli.
»Hmmmpff. Musst du fragen? Ich bleibe bei dir.« Er schaute zu dem weißhaarigen Burschen hinauf, der ihn hielt. »Genau wie Shim.«
Der kleine Riese hatte anscheinend seinen Namen gehört, er nickte.
»Und du, Henni?«
Der Hoolah legte spielerisch den Kopf schief. »Ich? Huuhuu, ich bleibe bei dem Tollpatsch hier! Mit ihm ist das Leben viel unterhaltsamer.«
Tamwyn ächzte, diesmal nicht wegen Screes Gewicht auf seinem Rücken.
Elli wandte sich wieder an ihn. »Nun, wie entscheidest du dich?« Ihre haselnussgrünen Augen musterten aufmerksam sein markantes Gesicht. Leise sagte sie: »Ich kann dir helfen bei der Auseinandersetzung mit diesen Ängsten, Tamwyn.«
Er schluckte, schaute auf Screes Blutflecke im Schnee und stotterte: »Diese Ängste – sie, nun, es
. . .
äh, es ist jetzt anders.« Dann nahm er sich zusammen und setzte hinzu: »Außerdem, Elli, sind sie nicht das, was du glaubst. Ich meine, sie betreffen nicht dich.«
»Ach, wirklich?«, höhnte sie. »Nein, wahrscheinlich nicht! Sie betreffen
dich
. Wie immer! Du bist einfach selbstsüchtig, Tamwyn. Eigennützig! Warum denkst du nie an jemanden außer dir?«
Er biss sich auf die Unterlippe. Kein Zweifel, er musste ihr von der Harfe erzählen – und zwar jetzt. Dann würde sie ihn anders beurteilen! Schon machte er den Mund auf, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Also geh zu den Sternen. Das macht mir gar nichts aus!« Sie schaute hinüber zu dem verstümmelten Leichnam des saphirblauen Einhorns und ihr Gesichtsausdruck wurde noch düsterer. »Ich gehe direkt zu Coerria.«
»Nicht zur Herrin?«
»Nein.«
»Aber das Einhorn sagte
. . .
«
»Befiehl mir nicht, was ich tun soll.«
»Ich will nur
. . .
«
»Du bist einfach unmöglich!« Sie stieß ihn so fest an die Schulter, dass er stolperte und beinah Scree fallen ließ.
Als er sich wieder gefangen hatte, rief er: »Und du bist eine sture Närrin.«
»Besser als ein toter Narr.« Sie funkelte ihn an. »Oh, hätte ich dich doch nie kennen gelernt!«
Damit fuhr sie herum und lief durch den Schnee davon, wobei sie wütend auf die Verwehungen trat. Tamwyn sah ihr nach und war selbst wütend, aber auch enttäuscht und gekränkt. Das Gewicht auf seinem Rücken kam ihm jetzt geringer vor als das andere, das in ihm lastete.
Langsam drehte er sich um und stapfte in die entgegengesetzte Richtung.
5
Freundschaft
D ieser verdammte Kerl!« Elli schlug in die Luft, um ihrer Beschimpfung mehr Nachdruck zu geben. Doch sie ging nicht langsamer, während sie sich dem Kamm des schneegefleckten Hangs näherte.
Brionna, die ein paar Schritt vor ihr war, blieb stehen. Mit ihren scharfen Augen betrachtete sie prüfend die hohen Berge in der Ferne, darunter die windumtoste Spitze von Hallias Gipfel, die jetzt drei Tageswanderungen entfernt lag. Eine lange gebogene Schneewolke wehte von dort oben und ihre Form, die einer über den Horizont
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