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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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sie jedoch. Wieder versuchte er es – und diesmal bekam er sie zu fassen. Er bog seine magischen Finger darum, hielt sie fest und fing an, sie herauszuziehen – aus Screes Körper an die Luft. Einen endlosen Moment lang dauerte die Bewegung, während er die Scherbe umklammerte.
    Zitternd öffnete Tamwyn die Augen. Da, in seiner Hand, lag die blutrote Scherbe.
    Was bist du, böses Ding? Und wer hat dich geschickt?
    Er bekam keine Antwort. Stattdessen wurde die Scherbe in seinen zitternden Fingern rissig, zerbrach und löste sichin Rauch auf. Eine dunkelrote Wolke stieg in die Luft und wellte sich wie eine Schlange, bevor sie im Wind davon wehte. Alles, was zurückblieb, war ein ganz leichter Geruch nach Flieder, unglaublich süß.
    Tamwyn richtete den Blick auf seinen Bruder, der ebenfalls die Augen geöffnet hatte. Mehrere Sekunden lang sahen sich die Brüder schweigend an. Dann flüsterte Scree heiser: »Warum hast du so lange gebraucht?«
    Tamwyns Mundwinkel hoben sich leicht. »Oh, du kennst mich doch. Ich bin schon immer langsam.« Er beugte sich näher zu ihm und fügte hinzu: »Verlang es nur nicht noch einmal, einverstanden?«
    Mühsam wischte sich Scree einen Schweißtropfen von der Hakennase. »Mach dir keine Sorgen.«
    Tamwyn richtete sich auf und drückte die muskulöse Schulter seines Bruders. Jetzt war er erleichtert, aber auch erstaunt. Wenigstens diesmal hatte er seine Kräfte gebraucht – und gut gebraucht. Dann fiel ihm Nuic auf, dessen Färbung sich in ein kräftiges, glänzendes Gold verwandelt hatte. Der Maryth knurrte lediglich: »Nicht schlecht für einen Anfänger.«
    Tamwyn nickte ihm zu, er wusste, dass er von Nuic kein größeres Kompliment bekommen konnte.
    »Du sein immer noch voller Verrücktheit«, sagte Shim und nickte. »Aber du sein auch sehr praktisch klug.«
    »Manchmal«, antwortete Tamwyn.
    »So gut wie nie«, widersprach Henni, der herbeigeeilt war, damit ihm die ganze Aufregung nicht entging. Er grinste den Menschen an, den er so gern plagte. »Wartet nur,gebt ihm eine Minute und der Tollpatsch hier macht etwas Dummes! Iihii, iihii, huuhuuhuuhuu.«
    »Wahrscheinlich stimmt das«, brummte Elli. Aber ihr Gesicht verriet mehr als eine Andeutung von Dankbarkeit. Das Gleiche galt für Brionna, doch die Elfe sah nicht Tamwyn an, sondern Scree.
    Erschöpft versuchte der Adlermann sich aufzusetzen. Doch sofort brach er zusammen und fiel zurück in den blutigen Schnee. »Wahrscheinlich gehe ich
. . .
nirgendwo hin«, keuchte er.
    »Oh doch«, erklärte Tamwyn. »Hier auf dem Berg hältst du es nicht lange aus, nachdem du so viel Blut verloren hast. Ich bringe dich über den westlichen Hang hinunter zu dem Adlervolk, das dort wohnt. Der Clan wird sich um dich kümmern, bis du wieder auf den Beinen bist. Oder den Flügeln.«
    Widerwillig nickte sein Bruder. Aber selbst das schien ihn anzustrengen.
    Tamwyn winkte Henni. »Komm her, du wertloser Hoolah. Warum machst du zur Abwechslung nicht mal etwas Nützliches? Hilf mir, diesen großen Kerl auf meinen Rücken zu heben.«
    Über die Beleidigung grinsend gehorchte Henni und schob Scree dem gebückten Bruder auf den Rücken. Tamwyn schwankte unter dem Gewicht. Trotz des Schnees, der ihm jetzt bis zu den Knien reichte, machte er ein paar schwerfällige Schritte.
    Scree tippte ihm schwach auf die Schulter. »Bist du sicher, dass du das schaffst, kleiner Bruder?«
    »Nein«, ächzte Tamwyn. »Aber wenigstens habe ich genug Hornhaut an den Füßen. Die gibt mir eine gewisse Polsterung, weißt du. Und du bist zwar groß, aber nicht schwerer als der tote Troll, den wir vor Jahren aus seiner Höhle geschleppt haben.«
    Als er ein schwaches Kichern hörte, fuhr er fort: »Du siehst ihm auch ähnlich.«
    Da bewies Scree, dass er selbst in diesem Zustand Tamwyn in die Rippen treten konnte.
    »Au! Nicht noch mehr davon, oder ich werfe dich in diesen Schneehügel dort drüben.«
    Aber Scree reagierte nicht. Er war ohnmächtig geworden, sein Kopf rutschte auf Tamwyns Nacken.
    Tamwyn wandte sich an Shim. »Holst du mir den Stab, bitte? Und mein Bündel? Sie liegen bei der heißen Quelle.« Als er merkte, dass der alte Bursche ihn nicht verstand, rief er:
    »
Heißliches Wasser
hast du sie genannt!«
    Shim kniff die rosa Augen zusammen. »Als scheußlicher Prasser sein ich bekannt? So reden man nicht mit Freund.«
    Tamwyn schüttelte verzweifelt den Kopf. Aber bevor er etwas sagen konnte, war die schnellfüßige Brionna schon zu der überhängenden

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