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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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getrocknetes Blut. Die Pflanze duftete nach Fliederblüten und das wirkte unglaublich verführerisch auf diesem gefrorenen Hang.
    Das Einhorn legte die Ohren zurück und schlug mit dem langen Schwanz. Anmutig beugte es den Kopf, um die Blume genauer zu betrachten. Seine großen blauen Augen funkelten neugierig.
    Doch Tamwyn ahnte plötzlich Unheil. Er hob die Hand und wollte schon rufen, als ein anderer ihm zuvorkam.
    »Warte!«, schrie Scree. Auf seinen muskulösen Beinen rannte er mit langen Schritten durch den Schnee auf das Einhorn zu. »Da stimmt etwas nicht. Ich habe mein Leben lang in den Bergen gelebt und nie eine solche Blume gesehen!«
    Das Einhorn achtete gar nicht auf ihn. Es neigte den Kopf zur Blume, schnupperte mit weit geöffneten Nüstern und trank den süßen Duft in sich hinein.
    »Warte!«, brüllten Scree und Tamwyn gleichzeitig.
    Zart berührte das saphirblaue Geschöpf mit der Spitze seines gedrehten Horns die blutroten Blütenblätter. Plötzlich explodierte die Blume mit einem donnernden Getöse, das über den Gipfel und die umgebenden Kämme hallte. Als wäre sie aus Glas, zerbarst die Blume in Dutzende spitziger Scherben – die mit zerstörerischer Gewalt das Einhorn trafen.
    Es schrie vor Schmerz, ein herzzerreißendes Heulen. Taumelnd fiel es auf die Seite und kickte wild den Schnee auf. Das Horn, das von mehreren Scherben getroffen worden war, verlor den leuchtenden Glanz, zischte, brach entzwei und löste sich in Ascheflocken auf, die über den Hang wehten. Eine Scherbe war dem Tier ins Auge gedrungen und hatte einen breiten Spalt in das kristallklare Blau gerissen. Inzwischen zeigten sich auf dem ganzen großartigen Körper – dem langen Hals, den kräftigen Keulen, der eleganten Nase – klaffende Wunden. Silberblaues Blut schoss heraus und befleckte rundum den Schnee, während das Geschöpf sich vor Schmerzen wand und hilflos wimmerte.
    Innerhalb von Sekunden war es vorbei. Elli, die hinter dem Einhorn gestanden hatte und deshalb nicht getroffen worden war, schrie entsetzt auf. Bevor sie noch daran denken konnte, ihre Flasche herauszuholen, die mit dem heilenden Wasser aus der geheimen Quelle von Halaad gefüllt war, erschauerte das großartige Geschöpf und lag still.
    Das saphirblaue Einhorn, das Barden so lange als
die flüchtigste Schönheit aller Länder
gerühmt hatten, war nicht mehr.
    Elli fiel im Schnee neben dem grausig zugerichteten Leichnam auf die Knie. »Warum?«, schrie sie. Die Frage hallte über den Hang.
    Tamwyn stürzte vor, wild wirbelten ihm die Fragen durch den Kopf. Wer hatte das getan? Warum zerstörte jemand ein so wundervolles Geschöpf, das einzige seiner Art? Damit es nicht seinen Auftrag für die Herrin erledigen konnte? Oder aus einem anderen Grund?
    Plötzlich wusste er es.
Rhita Gawr hat das getan. Ich bin sicher.
Und dann erkannte er noch etwas: Diese schreckliche Falle war vielleicht gar nicht für das Einhorn bestimmt! Vielleicht sollte die tödliche Blume explodieren, wenn sie vom ersten Geschöpf mit magischer Kraft berührt wurde.
    Er hielt den Atem an. Diese Blume könnte für
ihn
bestimmt gewesen sein!
    »Aaaach«, stöhnte jemand bei der Leiche. Es war Scree!
    Tamwyn, Elli und Brionna liefen zu ihm. Scree kauerte im Schnee und drückte seinen Schenkel, das markante Gesicht war schmerzverzerrt. Blut rann aus einem kleinen Schnitt über dem Knie und durchtränkte seine Leggings. »Eine Scherbe
. . .
hat mich getroffen. Und sie bohrt sich tiefer, das spüre ich.«
    Er beugte das andere Bein mit der Gelenkigkeit eines Adlermanns, kratzte mit den scharf zugespitzten Zehennägeln an der Wunde und versuchte verzweifelt, die Scherbe zu entfernen. Das Blut floss reichlich, es war mehr, als sein Kratzen hervorgerufen hatte.
    »Warte«, befahl Elli. »Das wird helfen.«
    Sie zog die Wasserflasche heraus und goss mehrere Tropfen auf die Wunde. Während die magische Flüssigkeit eindrang, trat Brionna zu ihr. Die beiden Frauen wechselten einen Blick, beide dachten an den Tag, an dem das gleiche Wasser die Wunden des Elfenmädchens geheilt – und ihr Leben gerettet hatte.
    »Etwas ist nicht in Ordnung«, sagte Tamwyn besorgt. »Das Mittel wirkt nicht!« Er kniete nieder und drückte die Hand auf die Wunde seines Bruders.
    Immer mehr Blut floss und quoll Tamwyn durch die Finger. Es ergoss sich über Screes Schenkel und färbte den Schnee dunkelrot. Der junge Adlermann sank zurück in den Schnee.
    »Zu viel Blut«, sagte er schwach. »Eine kleine Wunde
. .

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