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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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des hinterhältigen Herrn der Geister hat er ihn irgendwie verändert – seine Macht verfälscht. Ich kann das spüren. Der Kristall hat sich von einer Quelle des Guten zu einer Sache von großem Übel gewandelt.«
    »Was für eine Art Übel?«, fragte Elli.
    »Das weiß ich nicht. Aber ich fürchte, dass es genauso zerstörerisch sein könnte, wie reines Élano schöpferisch ist. Statt neues Leben zu erzeugen, könnte es zerstören, was mit ihm Berührung kommt.«
    Elli hielt den Atem an. »Wie diese Blume! Sie tötete das Einhorn und beinah auch noch Scree.«
    Die Augen der Herrin füllten sich mit einem eigenen Nebel. »Das saphirblaue Einhorn, das Einzige seiner Art. Welch ein Verlust! Für Avalon
. . .
und für das ungeborene Junge.«
    »Das Junge?«, wiederholte Elli. »Erwartete das Einhorn ein Kind?«
    »Ein magisches Kind. Es gibt immer nur ein saphirblaues Einhorn in Avalon, mit einer Ausnahme: Kurz vor dem Ende dieses Einhorns schenkt es immer einem Jungen das Leben. Und ich kannte meine Freundin gut genug, um zu wissen, dass ihre Zeit näher kam.« Sie presste die Lippen zusammen. »Ich glaubte nur nicht, dass sie so bald sterben würde.«
    »Sie auch nicht«, sagte Elli bitter. »Diese böse Blume! Bestimmt ist sie durch den Kristall entstanden.« Sie klopfte auf ihre Wasserflasche. »Selbst das heilende Wasser konnte nichts ausrichten.«
    Nuic färbte sich noch dunkler. »Wo ist dieser verfälschte Kristall jetzt?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann ihn nicht sehen, so sehr ich mich auch bemühe. Doch ich spüre ihn ganz deutlich. Irgendwo in den sieben Wurzelreichen.« Die Herrin drückte Ellis Schulter. »Du musst ihn finden, wo er auch sein mag. Und ihn zerstören.«
    »Aber wie?«
    »Damit.« Sie setzte Nuic in die Wiese aus Nebel und holte dann unter ihrem Schal das Amulett aus Eichen-, Eschen- und Weißdornlaub hervor. Als sie ein paar Blätter zurückbog, blitzte etwas blendend hell auf.
    Shim, der dicht neben der Herrin stand, fiel überrascht um und spritzte dabei Nebel in alle Richtungen.
    »Élano!«, rief Lleu. »Du hast also auch einen Kristall gemacht.«
    »Nein«, entgegnete die Herrin. »Jemand anders hat ihn vor langer Zeit gemacht.«
    »Moment!« Brionna betrachtete verwundert das Amulett und erinnerte sich an Geschichten, die sie von ihrem Großvater gehört hatte. »Ich wette, das ist der Kristall, der vor Jahrhunderten Waldwurzel vor einer schrecklichen Seuche gerettet hat. Diesen Kristall hatte Merlin selbst gemacht.«
    Lleu bekam große Augen. »Natürlich. Und bei jener Reise hatte er nur zwei Begleiter. Zum einen seine geliebte Schwester Rhia.«
    Nur Elli fiel das Glitzern in den Augen der Herrin auf.
    »Und zum anderen«, fuhr der Priester fort, »meinen Urgroßvater, Lleu den Einohrigen.« Jetzt stolzierte Catha auf seiner Schulter hin und her.
    Die Herrin nickte ihnen zu. »Ihr habt Recht, meine Lieben. Das ist der Kristall. Merlin gab ihn mir später.« Sie berührte den funkelnden Stein, der seine Strahlen – weiß, blau und grün – über die wabernden Wolken zu ihren Füßen warf. Nebelfetzen fingen das Licht auf und schimmerten wie dunstige Prismen.
    »Aber jetzt gebe ich ihn dir.« Die Herrin zog das Band des Amuletts über den Kopf und durch ihre silbrigen Locken, dann legte sie es Elli um den Hals. Mit der Fingerspitze berührte sie den Kristall zum letzten Mal, spürte seine Facetten und bedeckte ihn dann wieder mit den Blättern.
    Elli klopfte auf die Blätter und den Kristall darunter. Trug sie ihn wirklich? Verdiente sie diese Macht, diese Verantwortung? Dann begegnete ihr Blick dem der Herrin und einen langen Moment teilten sie etwas noch Kostbareres als das Amulett.
    Doch einige Zweifel blieben. Sie tippte auf den Anhängerund fragte: »Wie kann dieser Kristall je den anderen zerstören? Ich dachte, Élano kann nur heilen oder Neues erschaffen.«
    Traurig schüttelte die Herrin den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht, mein Liebes. Es ist nur eine Vermutung. Doch ich bin überzeugt, dass der Kristall, den du trägst, als einzige Macht in ganz Avalon möglicherweise den verfälschten besiegen kann. Sie sind schließlich Gegensätze, also findest du vielleicht die richtige Methode. Bevor es zu spät ist.«
    Sie betrachtete das Amulett noch einen Augenblick, als könnte sie sehen, was unter den Blätter verborgen war. »Dieser Kristall wird mir fehlen – seine Schönheit ebenso wie seine Kraft. Mehr als ich sagen kann. Aber wenn er Avalon vor dieser Bedrohung rettet,

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