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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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hat er sein höchstes Ziel erreicht. In all diesen Jahren, in denen ich ihn um den Hals trug, hat er nichts getan, was annähernd so wichtig war.«
    Plötzlich wurde Elli bleich. »Der Kristall
. . .
er hat dir Kraft gegeben, nicht wahr? Und Macht?«
    Die Herrin antwortete nicht.
    »Und noch mehr!« Elli folgte ihrer Eingebung. »Er hat dir Leben geschenkt. Ohne ihn wirst du
. . .
«
    »
. . .
sterben«, vollendete die Magierin. »Du hast Recht, mein Liebes. Aber ich habe schon lange gelebt, vielleicht zu lange. Und denke immer daran: Der Kristall selbst kam von Avalon, das uns alle am Leben erhält. Wenn es für mich schließlich an der Zeit ist, zu sterben, werden mein Körper und mein Blut zu Avalons Erde zurückkehren, mein Atemzu seinem Atem, mein Leben zu seinem Leben. Kann dann jemand sagen, ich sei anderswo hingegangen als nach Hause?«
    Sie lächelte fast, während Nebelschwaden aufstiegen, ihr Gesicht berührten und ihre Wangen streichelten. »Wenn ich mich mit Avalon vereinige, verstehst du, vereinige ich mich mit der Welt, die ich geliebt habe. Und auch mit allen Geschöpfen, die ich geliebt habe. Wie meine Mutter Elen.«
    Alle außer Elli und Nuic hielten überrascht den Atem an.
    »Es ist Zeit«, erklärte die Herrin, »Schluss mit allen Geheimnissen zu machen. Erkennt mich jetzt als die Frau, die ich wirklich bin.«
    Mit einer raschen Bewegung nahm sie den Schal ab und warf ihn in den wabernden Nebel. Aus ihrem Rücken ragten Flügel – so leuchtend wie der schönste Stern. Sie funkelten in der feuchten Luft und strahlten Anmut und Schönheit aus.
    »Rhia!« Brionna war völlig überrascht. »Mit deinen Flügeln aus dem versunkenen Fincayra.«
    »Du bist es«, sagte Lleu und blinzelte ungläubig. Catha auf seiner Schulter pfiff bewundernd.
    Shim schlug sich an den Kopf. »Ich vermuten, du sein du! Aber nie und nimmermals konnten ich es glauben.«
    »Hmmmpff«, knurrte Nuic. »Schon immer hast du gern angegeben!«
    Zum ersten Mal, seit sie sich getroffen hatten, brach die Herrin vom See   – Rhia – in Gelächter aus. Der helle, glockengleiche Klang flog über das Nebelfeld und ließ die Dämpfe vergnügt steigen und tanzen. Silbrige Wölkchenhüpften durch die Luft, sprangen und kreisten. Und während Rhia lachte, öffneten sich ihre Flügel weit und blitzen mit eigenem Licht.
    Schließlich griff sie in die Tasche ihres Gewands, das ganz aus Ranken gewebt war. »Ich habe noch ein Geschenk«, verkündete sie. »Für dich, Nuic, meinen treuen Maryth.«
    Selbst der brummige alte Tannenzapfengeist fand keine Worte. Seine Farbe wechselte zu tiefem Violett, fast wie seine Augen.
    Aus ihrer Tasche zog Rhia einen Anhänger mit einem tiefgrünen Stein in der Mitte. Ein schimmerndes, geheimnisvolles Licht leuchtete in diesem Stein, der von einem Goldfiligran umgeben und an einem einfachen Lederband befestigt war. Rhia nahm das Band doppelt, damit es kürzer war, bückte sich und legte es Nuic um. Weil er so klein und rund und ohne erkennbaren Hals war, rutschte es bis zu seiner Mitte hinunter und hing da wie ein Gürtel.
    Mit seinen winzigen Händen betastete Nuic den schimmernden Stein und befühlte seine Umrisse. Dann schaute er Rhia an und sagte ohne eine Spur von Spott in der Stimme: »Du wirst immer meine Herrin sein.« Und er verbeugte sich so tief, dass ihn der Nebel völlig bedeckte.
    Als er sich wieder aufrichtete, sah er Rhia wieder an und fragte: »Bist du sicher?«
    »Ja, mein Freund. Der Galator gehört jetzt dir.«
    Alle anderen holten zugleich Atem – einschließlich Shim, der nicht nur das Wort, sondern auch den Stein erkannt hatte.
    Der Galator! Hier war er, der magische grüne Stein, den Elen mit den Saphiraugen vor langer Zeit Merlin gegeben hatte – und um diesen Stein zu schützen, hatte Merlin schwer gekämpft, weil der Galator noch wertvoller war als die Schätze im versunkenen Fincayra. Elli bückte sich, um ihn genauer zu betrachten, und sah rote, violette und blaue Linien, die wie Blutgefäße unter seiner Oberfläche lagen. Ihr fielen die Worte ein, mit denen Merlin ihn in der Legende zu beschreiben pflegte:
ein lebendiges Auge
.
    Sie stand auf, den Blick immer noch auf den Stein geheftet.
Aber was, frage ich mich, kann er sehen?
    Wie zur Antwort sagte Rhia nachdenklich: »Er hat die Macht, durch Zeit und Raum zu schauen – und jemanden zu sehen, den du liebst. In den Jahrhunderten, seit ich ihn von Merlin bekam, habe ich meinen Bruder damit häufig beobachtet, selbst als er

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