Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
unsere Welt verlassen hatte und zur Erde gegangen war.«
»Und so werde ich ihn benutzen«, erklärte Nuic, »um dich zu beobachten.« Barsch fügte er hinzu: »Und zu sehen, in welche neuen Schwierigkeiten du dich gebracht hast.«
Rhia lachte. »Zweifellos. Zu dumm für dich, dass du mich damit nur sehen und nicht mit mir reden kannst. Du würdest mir jeden Tag die Ohren voll schimpfen, wenn du könntest!«
»Zweimal am Tag!«, gab er zurück. »Und wer weiß? Vielleicht bringe ich diesen Stein doch noch zum Sprechen.«
»Wenn du das kannst, mein lieber Tannenzapfengeist, dann hast du mehr Geschick als ich. Oder mehr Leidenschaft in deinem Herzen. Denn in all den Jahren, in denen ich ihnbenutzte, konnte ich meine Lieben damit nur in aller Stille sehen. Etwas, das für dich bestimmt schwierig sein wird.«
»Hmmmpff. Bestimmt.«
Elli streifte mit der Hand ihr Amulett aus Blättern. Bei der Erinnerung an das neue Gewicht, das sie trug, um den Hals und anderswo, kehrten ihre Zweifel zurück. »Aber Herrin, wie sollen wir den anderen Kristall finden?«, fragte sie. »Wir haben keine Ahnung, wo wir anfangen könnten.«
Rhia ergriff Ellis Hand und sagte: »Nein, aber ich.«
»Wo?«
»Bei einem Bekannten von mir. Kein Freund, da muss ich euch warnen – aber auch kein Feind. Er wohnt weit von hier, jenseits der Regenbogenmeere im unteren Brynchilla. Er ist besonders begabt im Umgang mit Kristallen aller Art. Er kann sie aufspüren, selbst wenn sie Tausende von Meilen entfernt sind. Und er kann auch ihre besonderen Kräfte fühlen.«
Nuics Färbung dunkelte zu einem violetten Grau. »Du meinst doch nicht etwa
. . .
«
»Doch. Ich rede von Hargol, dem Fürsten der Wasserdrachen.«
»Drachen!«, rief Elli.
»Äh, meine Herrin Rhiannon!« Lleu schlug die Hände zusammen. »Haben wir nicht schon genug Drachen gesehen?«
Catha plusterte zustimmend sein silbriges Gefieder auf.
»Und
das
war nur ein illusionärer Drache«, fügte Brionna hinzu. »Kein richtiger.«
Rhia schaute sie nacheinander prüfend an. »Ihr entscheidet.Aber zuerst müsst ihr wissen: Hargol ist ein Drache, also von Natur aus schnell wütend und höchst gefährlich. Und wie alle Drachen ist er auf Schätze versessen – vor allem liebt er Kristalle und Edelsteine. Hargols Fähigkeit, das Versteck von Kristallen zu finden und ihre Kraft zu erkennen, verstärkt noch seine Gier, sie zu besitzen. Für ihn sind sie eine Art Nahrung, ohne die er nicht leben kann.«
Elli schluckte, sie fragte sich, warum sie in Betracht ziehen sollten, ein so grässliches Untier aufzusuchen.
»Aber das ist nicht alles. Hargol ist auch sehr gelehrt, er beherrscht viele Sprachen. Für einen Drachen ist er ungewöhnlich vernünftig – wie man es erwarten kann von einem direkten Abkömmling Bendegeits, des tapferen Fürsten, der zur schlimmsten Zeit im Krieg der Stürme die Wasserdrachen zum Frieden aufrief. Bendegeit hatte übrigens beinah Erfolg, wurde aber bei einem Aufstand ermordet. Ihr werdet also feststellen, dass Hargol trotz seines unstillbaren Hungers auf Schätze ehrlich, nachdenklich und manchmal sogar bewundernswert sein kann.«
Sie beugte sich zu Elli. »Und noch etwas. Er bietet euch bei weitem die beste Möglichkeit, Kulwychs Kristall zu finden. Und nach dem, was wir durch die Vision wissen, bleiben euch weniger als drei Wochen dafür.«
»Nicht viel Zeit«, sagte Elli grimmig. Sie sah die anderen an. Alle, selbst Shim, schienen zu verstehen, welches Risiko sie eingingen. Und alle sahen aus, als seien sie dazu bereit.
Elli nickte. »Aber wie kommen wir dorthin? Die Regenbogenmeere sind weit von hier entfernt. Gibt es eine Pforte bei den Höhlen der Wasserdrachen?«
»Nein.« Rhia strich sich über ihr Gewand aus gewebten Ranken. »Aber es gibt etwas Besseres. So lange meine frühere Kraft nachklingt, habe ich wohl gerade noch Macht genug, um euch durch die Kunst des Springens dort hinzuschicken.«
»Wirklich?« Elli kannte die Kunst des Springens nur von Geschichten, die ihr Vater erzählt hatte, als sie ein kleines Kind gewesen war. »Kannst du das?«
Nuic schnaubte. »Vielleicht in ihren Träumen.«
Rhia musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Willst du damit sagen, dass nur Merlin es konnte?«
»Nein«, antwortete er spöttisch. »Ich sage nur, dass du vielleicht nicht mehr die Magierin bist, die du einmal warst.«
Er blinzelte Elli zu. »Jemand muss darauf achten, dass sie ehrlich bleibt, weißt du.«
»Deine Spezialität«, antwortete
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