Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
auf seinem Schoß saß ein kleiner Vogel, den er zart am Kopf streichelte.
»Catha!«, rief Elli. Sie lief mit Nuic zu ihm.
Lleu schaute traurig auf. Wenn er überrascht war, sie zu sehen, so zeigte er es nicht. Alle seine Gedanken waren bei seinem treuesten Freund, dessen letzte Lebensfunken gerade erloschen.
»Beim Lichte Dagdas«, sagte er bedrückt, »ich kann ihn nicht retten.«
Elli kniff die Lippen zusammen, als sie die tiefe Wunde in der Brust des Falken sah. »Vielleicht kann ich es.«
Sie kniete sich neben Lleu ohne auf die Schlachtrufe und Schmerzensschreie ringsum zu achten. Sie zog ihre Wasserflasche hervor und schüttete ein paar Tropfen auf die Wunde. Das Heilwasser, das Tamwyn bei der geheimen Quelle von Halaad nicht weit von hier gefunden hatte, fing an zu brodeln und zu schäumen. Dann zog Elli sanft Cathas Schnabel auf und goss weitere Tropfen hinein.
Dampf stieg aus der Wunde, während das Fleisch sich allmählich schloss. Zerrissene, beschmutzte Federn nahmen wieder ihre normale Gestalt und Farbe an. Ein Flügel zitterte, dann der andere. Schließlich öffnete Catha die Augen – und Lleu holte erleichtert Atem.
Der Falke stieß einen glücklichen Pfiff aus und kam auf die Füße. Er stand in Lleus Schoß und schaute sekundenlang zu dem Priester hinauf, dann sah er dankbar Elli an. Mit einem energischen Flügelschlag hob er ab und flog an seinen üblichen Platz auf Lleus Schulter.
»Danke«, sagte der Priester zu Elli. Er griff hinauf und streichelte Catha an der Seite. »Du bist gerade rechtzeitig als Antwort auf meine Gebete gekommen.«
Sie betrachtete den erholten Falken, dann antwortete sie: »Papa sagte immer, dass die Götter nur die Gebete derer beantworten, …«
»… die wahrhaft glauben«, ergänzte er lächelnd. »Mir hat er das auch gesagt.«
Elli wollte gerade etwas erwidern, da zog Nuic kräftig an ihrem Ärmel. »Wenn du die Antwort auf ein anderes Gebet sehen willst, dann schau mal dort hinauf.« Er deutete mit dem kleinen Arm zum Himmel und seine Haut nahm eine dankbare Blauschattierung an.
»Der Zauberstab!«, rief Elli. »Seine Sterne leuchten wieder.«
»Unglaublich.« Lleu zog ehrfürchtig die buschigen Augenbrauen hoch. »Das muss gerade erst geschehen sein! Als ich das letzte Mal hinaufschaute, als ich Dagda und Lorilanda vor noch nicht einmal fünf Minuten um Hilfe bat, waren die Sterne noch dunkel.« Er kratzte sich am Kinn. »Was glaubst du, was dort oben geschehen ist?«
»Ich weiß es nicht«, erklärte Nuic, »aber ich vermute, dass ein gewisser tollpatschiger Führer durch die Wildnis klüger ist.«
Elli wandte sich mit leuchtenden Augen dem Maryth zu. Er hatte jetzt ein blitzendes Gold angenommen, ein sicheres Zeichen für Verwunderung. Doch ob er über die Sterne staunte oder über die Möglichkeit, dass Tamwyn das erreicht hatte, war ihr nicht klar.
Plötzlich fiel ein Schatten auf sie. Catha kreischte, aber es klang eher überrascht als furchtsam. Zwei riesige Hände hoben alle so leicht hoch, als wären sie nur ein paar Blaubeeren.
Elli, Lleu, Nuic und Catha rollten in der Mitte der hohlen Hände durcheinander und starrten in das Gesicht über ihnen. Es war wahrhaft gigantisch. Allein die Nase war so groß wie ein Elephaunt. Struppige weiße Haare, jedes so lang wie der Wolkenfaden, der die Nebelbrücke von Luftwurzel trug, krausten sich um einen massigen Kopf.
Shim schaute mit breitem Lächeln auf sie hinunter. Er trug einen riesigen Umhang aus gewebten Weidenästen, die er einem von Harlechs Klaue getöteten Riesen abgenommen hatte. Allein der blättrige Kragen war so groß wie ein ganzes Gehölz; wenn Shim sich hinlegte, würde ihn der Umhang aussehen lassen wie einen bewaldeten Hügel.
»Etwas Wunderherrliches sein mir geschehen«, brüllte er so laut wie eine Lawine. »Bestimmt, definitiv, absolut.«
34
Sternenwächter
T amwyn stand auf dem Kopf von Basilgarrad, dessen breite grüne Flügel auf den Winden von Avalons höchsten Ausläufern ritten. Mit einer Hand hielt sich der junge Mann am Drachenohr fest, die andere umklammerte die Fackel mit ihrem magischen Feuer. Mit einem Gefühl von Ehrfurcht, Befriedigung und Erstaunen zugleich betrachtete er die sieben Sterne des Zauberstabs, die wieder hell strahlten.
Ohne sich umzudrehen, ahnte er, dass Gwirion sich von hinten näherte. Denn bevor er das vertraute Knistern der Feuerengelflügel hörte, spürte er ihre Hitze im Nacken. Als er sich schließlich umwandte, landete Gwirion
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