Der Zauber von Savannah Winds
Lügen und Intrigen eingesetzt hatte, wirkte der von ihm angerichtete gewaltige Schaden möglicherweise ebenso nachhaltig.
»Weißt du, wo sie sein könnte?«, fragte er, als Bethany die traurige Geschichte zu Ende erzählt hatte.
»Sie hat mir erzählt, sie wolle nach Savannah Winds, um das Grab ihrer Mutter zu besuchen. Vermutlich versucht sie sogar, Selinas Familie ausfindig zu machen, obwohl ich bezweifle, dass deren Eltern noch leben.«
»Ich weiß nicht mal, wo die Farm liegt«, sagte er verzweifelt.
»Die ist draußen hinter Black Stump, irgendwo da oben im Gulf County, aber mehr weiß ich auch nicht. Du könntest versuchen, dich mit der Anwaltskanzlei in Verbindung zu setzen, die das Testament abgewickelt hat; aber ich glaube nicht, dass sie dir Auskunft geben werden. Anwaltsgeheimnis und so.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Tut mir leid zu hören, dass ihr beide gerade Probleme habt. Lass es nicht einfach so laufen, Greg! Sonst vergeht die Zeit wie im Flug, und ehe du es merkst, ist es schon zu spät – und es gibt kein Zurück. Eure Bindung ist stark, und ich hoffe sehr, dass ihr euren Bruch wieder kitten könnt.«
Er bedankte sich bei Beth, versprach, sie zu benachrichtigen, sollte Fleur sich bei ihm melden, und legte auf. Beth hatte offenbar aus Erfahrung gesprochen, als sie ihm Ratschläge erteilte. Er hatte Clive nie richtig gemocht und sich oft gefragt, warum Bethany sich mit dessen Gleichgültigkeit und Egoismus abfand. Er vermutete, dass Clives Vorstellung von »eine Runde spielen« sehr wenig mit Golf zu tun hatte – und er fragte sich, ob Bethany ihn endlich in flagranti erwischt hatte.
Doch Beth war nicht sein Problem. Fleur musste zutiefst verletzt sein nach allem, was ihr Vater getan hatte, und statt sich an ihren Ehemann zu wenden, um sich auszusprechen, hatte sie es vorgezogen, nach Savannah Winds zu fahren. Aber warum sollte sie das tun, ohne ihn wenigstens darüber zu informieren? Trotz der furchtbaren Eröffnung hatte sie doch bestimmt nicht vergessen, dass er noch immer ein fester Bestandteil ihres Lebens war? Bisher hatte sie sich ihm stets anvertraut – warum dann nicht jetzt, nachdem er deutlich gemacht hatte, dass er versuchen wolle, die Kluft zwischen ihnen zu überwinden?
Er schauderte, als seine Gedanken eine andere Wendung nahmen. Hatte sie vielleicht ihre Meinung über ihre gemeinsame Zukunft geändert? War ihre Flucht an den Golf und die Rückgabe der Blumen ihre Art, ihm zu sagen, dass sie entkommen musste – Zeit und Abstand von ihm brauchte, bevor sie ihm wieder gegenübertreten könnte?
Als er an diesem verregneten Sonntagmorgen in der kleinen Wohnung stand, wurde ihm deutlich, dass er seine Frau überhaupt nicht kannte und keine Ahnung hatte, was in ihr vorging.
Fleur war dem Strandweg gefolgt, bis er das Ufer verließ und in die Stadtmitte abbog. Sie ging durch die King Street, am Ross Creek entlang, der sich durch das Herz der Stadt schlängelte. Nach einer Tasse Tee und einem klebrigen Rosinenbrötchen kehrte sie ins Motel zurück.
Sie drehte die Klimaanlage voll auf und warf sich auf das Bett, überrascht und beschämt, weil sie nicht in Form war. Ob es an der Hitze in dieser nördlichen Stadt lag oder am Drama und der Aufregung der vergangenen Tage, dass sie so fertig war? Sie hoffte es, denn sie war nicht erpicht darauf, krank zu werden und gezwungenermaßen ihre Pläne zu ändern.
Wie immer in den Tropen wurde es schnell dunkel. Nach einer abkühlenden Dusche ging Fleur ins Bett und schlug Annies Tagebuch an der Stelle auf, die sie mit einer Postkarte markiert hatte. Kurz darauf war Fleur wieder in ein anderes Leben und in eine andere Zeit eingetaucht.
Februar 1940
Djati scheint sich gut eingelebt zu haben. Er hat sich am gegenüberliegenden Saum der Lichtung eine eigene Hütte gebaut und mit alten Fundstücken möbliert, die er repariert hat. Mir ist aufgefallen, dass Bens Enkelin Sal oft in der Nähe ist, wenn er an seiner Hütte arbeitet, und ich frage mich, ob sich da etwas anbahnt. Ben scheint nichts dagegen zu haben – ich glaube sogar, er fördert die Sache, denn er wandert oft mit Djati durch den Busch. Die beiden scheinen sich eng angefreundet zu haben. Ben ist auf jeden Fall der Patriarch der kleinen Gruppe, und Djati betrachtet ihn bestimmt als Vaterfigur – was auch gut ist, denn endlich lernt Djati etwas über die Gepflogenheiten seines Volkes, obwohl er und Ben verschiedenen Stämmen angehören.
Sam habe ich inzwischen gern um
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