Der Zauber von Savannah Winds
gemeinsamer Abend der Beginn einer innigeren, helleren Zukunft sein wird.
Ich liebe Dich, Greg.
Fleur stopfte die Karte in die Tasche ihres Regenmantels, schloss umständlich die Tür auf, ließ die Blumen stehen, nahm alles andere mit ins Apartment und schlug die Tür zu.
Nachdem sie ihre Einkäufe auf die Anrichte gestellt hatte, streifte sie den Mantel ab, hängte ihn ins Badezimmer und rieb sich wütend die Haare trocken. Greg besitzt doch glatt die Frechheit, einen Tisch in demselben verdammten Lokal zu reservieren, in das er Carla ausgeführt hat, dachte sie sauer. Und zu behaupten, er liebe und vermisse mich – was zum Teufel soll das?
Sie hatte ihn nie für unaufrichtig gehalten und hätte sich nie vorstellen können, dass er untreu war. Dennoch hatte sie ihn mit ihr zusammen gesehen, und es sah ganz danach aus, als sei er bereit, diese Scharade aufrechtzuerhalten. Offenbar kannte sie Greg überhaupt nicht.
Sie ging zurück ins Wohnzimmer und bemerkte, dass der Anrufbeantworter blinkte. Mehrere Freundinnen hatten angerufen und gefragt, wo sie denn sei und ob man sich nicht zum Dinner, auf einen Drink oder eine Runde Badminton treffen wolle. Der letzte Anruf jedoch war von Greg, und er klang, als sei er in Eile.
»Hi, Fleur. Ich war überrascht, dich heute Morgen in der Stadt zu sehen, und ich hoffe, du musstest nicht wegen einer Krise früher nach Hause zurück. Da du wieder hier bist, würde ich mich über einen Anruf vor Montagabend sehr freuen. Ich bin den ganzen Tag auf einem Kongress, aber du könntest eine Nachricht hinterlassen. Ich hoffe, die Blumen gefallen dir. Tschüss, mein Schatz.«
Beim Klang seiner Stimme wurde Fleur unsicher, doch dann löschte sie die Nachricht. Blumen, Anrufe und E-Mails konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein Lügner und Betrüger war. Wieso bemüht er sich überhaupt?, fragte sie sich. Wenn unsere Ehe vorbei ist und er mit Carla zusammen sein will, warum bringt er dann nicht einfach den Mut auf, es mir zu sagen, statt dieses Affentheater aufzuführen?
Vielleicht sollte die Verabredung zum Dinner der letzte Akt sein – aber da müsste sie ihn enttäuschen.
Ihr Blick fiel auf den Müllsack, in den sie seine Kleidung gestopft hatte. Rasch packte sie alles in einen überflüssigen Koffer, bevor sie ans Telefon ging und beim Empfang unten anrief. »Ich habe hier zwei Sachen, die ich gern per Kurier an eine Adresse in der Stadt schicken würde. Könnten Sie jemanden beauftragen, sie abzuholen?«
»Das geht nicht mehr vor Montag«, wandte der Portier ein. »Es ist bereits nach sechs.«
Fleur schaute auf ihre Armbanduhr und stöhnte. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie spät es war. »Ich breche morgen früh auf«, sagte sie. »Wenn Sie die Sachen also bis Montag in Ihrem Büro aufbewahren könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
Während sie auf den Portier wartete, schrieb sie eilig eine Notiz und steckte sie in den Koffer. Sie gab dem jungen Mann Gregs Anschrift und schaute ihm nach, als er, beladen mit dem Koffer und dem Blumenstrauß, in den Aufzug stieg.
Fleur schloss die Tür hinter sich, schenkte sich ein Glas Wein ein und begann, für ihre Reise nach Savannah Winds zu packen. Wenn sie sich konzentrierte und beschäftigte, würde sie bestimmt keine Zeit haben, an Greg zu denken – oder an die zerstörten Träume und die Versprechen, an die sie sich in den letzten Wochen so geklammert hatte.
Erst kurz vor Mitternacht kehrte Greg in seine einsame Wohnung zurück und hörte seinen Anrufbeantworter ab. Freunde hatten angerufen, die ihn einluden, mit ihnen zu Abend zu essen oder an einem Fußballspiel für einen wohltätigen Zweck teilzunehmen oder am Sonntagmorgen mit ihnen segeln zu gehen. Fleur jedoch hatte nichts hinterlassen.
Tief seufzend machte er sich bettfertig. Seine Gedanken überschlugen sich. Vielleicht hatte der Blumenhändler den Strauß nicht wie gewünscht ausgeliefert? Oder war Fleur noch nicht zu Hause? Hatte er zu hohe Erwartungen an die Blumen und die Karte gestellt, und Fleur wollte ihre Gedanken bis Montagabend für sich behalten?
Er ging zu Bett und starrte in die Dunkelheit. Er wollte sie anrufen, ihre Stimme hören – doch vor morgen konnte er nichts tun.
Fleur verließ das Apartment im Morgengrauen nach einer schlaflosen Nacht. Selbst Annies Tagebücher hatten sie nicht von Greg und seinem Betrug ablenken können. Sie hatte die Bücher in den Koffer gepackt, um sie zu lesen, wenn ihre Gedanken wieder klarer und ihre
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