Der Zauber von Savannah Winds
knurrte er. »So ein Schwarm kann sich innerhalb weniger Stunden durch viele Morgen Land fressen. Mach das Fenster zu. Sie kommen.« Er fuhr nun fast im Schritttempo. Der Himmel wurde noch dunkler, und der Schwarm hüllte sie ein.
Fleur kurbelte das Fenster hoch, als die erste Heuschrecke mit dumpfem Geräusch auf die Windschutzscheibe prallte. Die ledrigen Tierkörper donnerten wie Hämmer gegen den Wagen, und Fleur fuhr zusammen, als die Insekten sich an der Windschutzscheibe übereinanderschichteten. Silbrige Flügel flatterten, und Beine und Fühler zappelten in Todesqualen. Fleur hatte nicht gewusst, wie groß die Tiere waren; einige waren schätzungsweise fast fünf Zentimeter lang. Djati schaltete die Scheibenwischer in den schnellen Modus, und bald war die Windschutzscheibe von Heuschreckenblut verschmiert.
Fleur konnte nicht länger hinsehen, daher schloss sie die Augen, bis das Gehämmer aufhörte und der Himmel heller wurde. »Das war ekelhaft«, sagte sie schaudernd.
»Wenn die kommen, will man nicht draußen auf dem Feld sein«, erklärte er. »Die fliegen direkt auf einen zu, weil sie anscheinend nichts als das Gras oder neues Getreide sehen und einfach in alles hineinknallen, was ihnen im Weg ist.« Er gab wieder Gas.
»Warum schwärmen sie so aus?«
»Das liegt am Wetter. Wir hatten Regen und eine heiße Trockenperiode – die ideale Voraussetzung für die jungen Schrecken, sich zu vermehren und auszuschwärmen. Ich hoffe nur, sie haben uns das Gras für die neuen Kälber nicht weggefressen. Futter aus Lagerhaltung zu kaufen ist teuer.«
Fleur erkannte, dass sie noch viel lernen musste, wenn sie diese weitläufige, entlegene Gegend je verstehen wollte – und sie bewunderte Annie noch mehr.
Djati hielt schließlich an und schaltete den Motor aus. »Wir müssen über Nacht rasten, denn hier im Dunkeln zu fahren ist gefährlich.«
Fleur beäugte aufmerksam ihre Umgebung, als sie aus dem Wagen stieg. Sie befanden sich auf einer niedrigen Anhöhe über einem schmalen Fluss. Der Grasbewuchs war spärlich, aber es gab Dickichte aus Mulga-Sträuchern und höhere und elegantere Gidgee-Bäume mit ausladenden hängenden Kronen sowie schlanke, grau-grün belaubte Hainbuchen. »Wie sieht es mit Schlangen und Krokodilen aus?«
»Du bist hier einigermaßen sicher«, sagte er. »Ich werde dir ein Bett im Wagen herrichten.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich schlafe auf der Ladefläche.« Er ging hinter den Wagen, auf dem Fleurs Koffer, Ersatzreifen, Wasser- und Benzinkanister, Seile, Schaufeln und fast alles lag, was sie im Notfall benötigen würden. Indem er die Plane abzog, wurde er die meisten toten Heuschrecken los, musste aber trotzdem noch eine Menge Kadaver von der Ladefläche schaufeln. »Mit denen will ich nicht zusammen schlafen«, bemerkte er grinsend.
Nachdem er Platz dafür geschaffen hatte, rollte er einen Schlafsack und ein Kissen aus, fügte noch eine Decke hinzu und befestigte ein Moskitonetz darüber. Für Fleur waren ein weiterer dicker Schlafsack, ein Kissen und zwei Decken vorhanden, die er auf die Rückbank des Wagens legte.
»Lass dich bloß nicht verleiten, die Fenster zu öffnen!«, warnte er. »Die Moskitos werden dich bei lebendigem Leibe fressen.« Er betrachtete ihre Shorts, das knappe T-Shirt und die Sandalen. »Sobald die Sonne untergegangen ist, wird es hier draußen kalt. Ich hoffe, du hast warme Sachen und ein Paar gute Wanderschuhe dabei.«
Sie spürte bereits die Kälte in der Luft, als die Sonne hinter dem fernen Horizont verschwand, und holte einen Pullover und Jeans aus dem Koffer. Sie zog sich um und schnürte ihre Wanderstiefel über dicken Socken zu, während Djati genug Zündholz für ein Feuer sammelte. Schon bald schlugen die ersten Flammen hoch, und Fleur setzte sich daneben, sobald Wasser und Eintopf in zwei Feldkesseln zu sieden begannen und das Brot in der Asche braun wurde.
Fleur stellte fest, dass sie ausgehungert war, und verschlang den köstlichen Lammeintopf und das Brot mit Appetit. Sie tupfte den letzten Rest Soße mit dem Brot auf und begegnete dabei Djatis amüsiertem Blick. »Immer wenn ich im Freien esse, habe ich einen Mordsappetit«, erklärte sie, noch kauend.
»Ich auch.« Er sammelte die Teller ein und wusch sie im Fluss ab, während Fleur Tee kochte. Bei den Pfadfinderinnen hatte sie gelernt, wie man Bush Tea richtig zubereitet, und sie war sehr stolz, Djati zeigen zu können, dass sie kein komplett dummes Mädchen aus der Stadt
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