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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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heraus, die ganz unten lagen, und blätterte sie rasch durch. »Hier ist nicht viel«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, warum ich das alles aufgehoben habe – das meiste gehört auf den Müll.«
    »Damit sind doch bestimmt viele Erinnerungen verknüpft, oder?«
    Doreen machte ein langes Gesicht und klappte den Deckel zu. »Ja, aber keine spendet mir Trost«, meinte sie säuerlich. »Mein Mann ist mit einer anderen Frau durchgebrannt, und meine Kinder und Enkel sind in alle Winde verstreut. Ich sehe sie nur einmal im Jahr, und sie rufen mich nur selten an.«
    Sie drehte sich zu dem Stapel Alben auf dem Tisch um und begann, sie chronologisch zu sortieren. »Die hier sind zu neu, also hat es keinen Zweck, sie zu durchforsten«, murmelte sie vor sich hin und legte die Hälfte beiseite.
    Fleur saß neben ihr auf der Couch, während sie langsam die Seiten umblätterte. Auf den Fotos lächelte eine viel dünnere, jüngere Doreen in die Kamera. Von einem Säugling auf einer Wolldecke bis hin zur strahlenden Braut und zu einer jungen Mutter, die ein Baby auf dem Arm trug und ein Kleinkind am Bein hatte, waren ihre frühen Jahre sorgfältig dokumentiert.
    »Auf dem hier siehst du sehr hübsch aus«, flüsterte Fleur und deutete auf ein Foto mit einer lachenden jungen Frau auf einem Pferd.
    »Das war ich damals auch«, seufzte Doreen. »Das Alter ist eine furchtbare Strafe; aber ich schätze, die Alternative zum Altwerden ist noch viel unangenehmer; daher finde ich mich damit ab und versuche nicht daran zu denken, wie es einmal war.«
    Als Doreen eine weitere Seite umschlug, hellte sich ihre Miene auf. Sie deutete auf ein Foto. »Da ist sie ja!«, rief sie. »Ich wusste, dass es hier irgendwo sein würde. Das war an Selinas sechzehntem Geburtstag. Ihr Dad hat es vor der Party aufgenommen.«
    Fleur nahm das Album mit zitternden Händen entgegen. Sie schaute auf die dunkelhaarige Schönheit, die an der Seite von Doreen auf einer Veranda stand und munter in die Kamera lächelte. Sie überragte Doreen um einige Zentimeter; ihre Haare waren seitlich gescheitelt und fielen in dichten Locken auf die Schultern. Sie wirkte schlank in ihrem Kleid mit rechteckigem Ausschnitt. Ihre Taille wurde durch einen breiten weißen Gürtel betont, und der schwingende weite Rock gab den Blick auf Petticoats und wohlgeformte Beine frei.
    Fleur stiegen Tränen in die Augen, als sie das Foto zärtlich streichelte. Das war ihre Mutter. Das war die Frau, die ihre Tochter so sehr geliebt hatte, dass sie sich lieber das Leben genommen hatte, als ohne ihr Kind zu sein; das junge Mädchen, das in wenigen Jahren Don Franklins abscheulichem Verrat zum Opfer fallen würde.
    Fleur konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, als sie in die Augen blickte, die zweifellos einst mit Liebe auf sie, Fleur, herabgeschaut hatten.
    Doreen räusperte sich. »Du kannst es behalten, wenn du willst«, sagte sie schroff.
    »Danke«, flüsterte Fleur. Sie drückte das kostbare Foto an die Brust und verabschiedete sich sofort. Sie wollte mit ihrer Mutter allein sein, wollte das Foto betrachten und das Wesen der Frau in sich aufnehmen, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte, weil sie damals noch zu klein gewesen war.
    In der Nacht träumte Fleur von Armen, die sie zärtlich umfingen, von einem süßen Parfüm, das sie nicht identifizieren konnte, und einem leisen Schlaflied, gesungen von einer jungen Stimme, die sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf wiegte.

13
    F leur hatte ausgezeichnet geschlafen und freute sich auf das Frühstück. Sie griff nach Handtasche und Jacke, trat hinaus in den relativ kühlen Morgen und vernahm das Zwitschern der Vögel im Pfefferbaum.
    Sie hatte nachts nichts gehört, aber drei schlammbespritzte Geländewagen waren willkürlich vor den Nummern eins und zwei geparkt, und vor den Türen standen zwei leere Bierkästen. Die Jackaroos schliefen sich zweifellos nach einer durchzechten Nacht aus.
    »Guten Morgen, meine Liebe«, sagte Doreen mit strahlendem Lächeln, als Fleur die Küche betrat. »Ich habe dir ein schönes üppiges Frühstück gemacht, damit du den Tag überstehst.« Sie stellte Fleur einen Teller mit Ei, Speck, Wurst, Baked Beans, Tomaten und Pilzen hin. »Und jetzt iss das auf, Mädel!«, befahl sie herrisch. »Du bist viel zu dünn.«
    Sehr zu ihrer Überraschung langte Fleur ordentlich zu und schaffte es, bis auf die Bohnen fast alles zu vertilgen. »Das war köstlich«, sagte sie zufrieden und tätschelte ihren Bauch. »Meine

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