Der Zauber von Savannah Winds
Shorts saßen schon ein bisschen stramm, aber jetzt kommt es mir vor, als wären sie ein paar Nummern zu klein.«
Doreen schnaubte und strich so viel Butter auf ihren Toast, dass ihre Zähne nach dem Hineinbeißen einen Abdruck hinterließen. Sie kaute, schluckte und spülte mit einem großen Schluck Tee nach. »Zu Beginn des Tages braucht man eine ordentliche Mahlzeit«, sagte sie. »Ihr Mädels aus der Stadt passt nicht richtig auf euch auf.«
Fleur fand es an der Zeit, das Thema zu wechseln. »Hattest du schon Gelegenheit, mit Martha Daley zu sprechen?«
Doreen schüttelte den Kopf. »Ich habe nur den Verwalter der Farm an die Strippe gekriegt. Die Daleys sind für zwei Tage weggefahren. Deshalb hab ich Martha ausrichten lassen, sie soll mich zurückrufen, sobald sie wieder da ist.« Sie tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Keine Bange, Schätzchen, du wirst bald von ihr hören.«
Als es an der Hintertür klopfte, erschraken beide. Sie drehten sich um und erblickten hinter der matten Glasscheibe eine große männliche Gestalt.
»Jetzt steh da nicht rum, Djati Wishbone!«, rief Doreen fröhlich. »Das ist ungemütlich.«
Der Mann war gutaussehend und hellhäutig. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht, haselnussbraune Augen und graue Haare, die sauber geschnitten waren. Seine schlanke Erscheinung strotzte vor Energie, ein Eindruck, der von seinen muskulösen Unterarmen und den riesigen Händen noch bestärkt wurde. Für jemanden, der gerade achtzig geworden war, wirkte er erstaunlich durchtrainiert.
Djati musste seinen Hut absetzen und sich ducken, um durch die Tür zu passen. »Guten Tag, Doreen«, sagte er mit tiefer, polternder Stimme und warf Fleur einen Blick zu. »Freut mich, Sie endlich kennenzulernen, Mrs. Mackenzie.«
Schon umfasste er Fleurs Hand mit festem Griff. »Bitte, Djati, wir wollen uns duzen. Ich bin Fleur.«
»Setz dich, Djati!«, befahl Doreen. »Du gehst erst wieder, wenn du mein berühmtes Frühstück gegessen hast.«
Er gluckste. »Ich hatte auch gar nicht die Absicht, sofort wieder umzudrehen.« Er zwinkerte Fleur zu. »Dein Frühstück ist legendär, und da ich seit gestern Morgen unterwegs bin, habe ich gehörigen Hunger mitgebracht.«
»Dann warte.« Doreen band sich eine Schürze um die üppige Taille und machte sich in der Küche zu schaffen. »Wenn du so lange gefahren bist, willst du dich dann nicht ausruhen und ein bisschen Schlaf nachholen, bevor du zurückfährst?«
Grinsend schüttelte er den Kopf. »Letzte Nacht habe ich draußen gezeltet, und wenn ich das mache, schlafe ich immer wie ein Zweijähriger. Sobald ich gefrühstückt habe, geht es mir wieder gut.« Er betrachtete Fleur nachdenklich. »Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, warst du noch ein Baby«, murmelte er. »Du siehst aus wie deine Ma, soweit ich mich an sie erinnern kann.«
Fleur lächelte. »Das habe ich auch schon festgestellt.« Sie erklärte ihm, wie hilfreich Doreen am Vorabend gewesen war.
Während Djati sich durch den vollgepackten Teller pflügte, den Doreen ihm hingestellt hatte, sprachen sie über Annie, Selina und Savannah Winds. Zufrieden schob er schließlich den Teller von sich und leerte seine Teetasse. »Das war köstlich, Doreen. Sal wird traurig sein, dass sie es verpasst hat.«
»Wie geht es Sal? Ich habe gehört, sie hat Schwierigkeiten mit dem Knie?«
»Es geht ihr gut. Der Arzt sagt, sie muss es bald operieren lassen, aber sie kommt ganz gut zurecht. Sie wollte mich begleiten, aber die Urenkel haben Rabatz gemacht und wollten auch mit, daher habe ich beschlossen, dass es einfacher wäre, allein zu fahren.«
Fleur hörte ihnen zu und fügte die Puzzleteile zusammen, die sie aus Annies Tagebüchern kannte. Djati hatte offenbar Benuks resolute Enkelin geheiratet und war allem Anschein nach wunschlos glücklich. Wie schön, dass aus dem zerlumpten Jungen, der vor all den Jahren bei Annie gestrandet war, so viel geworden war.
»Wir brechen wohl besser auf«, sagte er schließlich. »Wie viel bin ich dir schuldig, Doreen?«
»Das übernehme ich«, erklärte Fleur rasch, und bevor er etwas einwenden konnte, hatte sie so viel Bargeld überreicht, dass es für ihre Übernachtung und alle Mahlzeiten reichte. »Nun dann«, sagte sie und nahm die Eisblöcke entgegen, die Doreen über Nacht für sie eingefroren hatte. »Ich habe so viel für deine Familie eingekauft, dass man ein ganzes Warenhaus damit füllen könnte. Daher habe ich zwei sehr schwere Koffer in meinem
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