Der Zauber von Savannah Winds
Über kurz oder lang muss ich wieder nach Brisbane zurück, und mir wäre viel wohler zumute, wenn ich wüsste, dass sich jemand wirklich um dieses Anwesen kümmert. Ich wäre bereit, Sie dafür zu bezahlen.«
Er nahm einen Fuß aus dem Wasser, stellte ihn auf den morschen Steg und legte einen Arm um das Knie. »Ich habe es nur für Annie getan«, sagte er nach langem Schweigen. »Ich habe kein Geld von ihr genommen, und von Ihnen will ich auch keins.« Er stützte das Kinn auf den Handrücken und schaute nachdenklich ins Wasser. »Aber wenn es Ihnen damit besser geht, werde ich mich eine Weile um beide Anwesen kümmern«, fügte er hinzu.
Der Mann war ein Rätsel – ein entmutigendes, aber reizvolles Puzzle, das sie wohl nie lösen würde. »Erzählen Sie mir etwas über Annie«, bat sie. »Sie hat Ihnen offenbar sehr vertraut, und ich spüre, dass Sie beide tiefe Zuneigung füreinander empfunden haben.«
Er tauchte den Fuß wieder ins Wasser und lehnte sich zurück auf die Ellbogen. Die breite Hutkrempe verdeckte sein Gesicht. »Sie kam damals in den Sechzigerjahren hierher. Sie wollte Frieden und Schönheit in ihrem Leben nach der herben Umgebung im Gulf Country. Daher baute sie dieses Haus zu einem kleinen Luxushotel um, wie ihr Städter sagen würdet.«
Er richtete sich auf, holte die Tabakdose aus der Hosentasche und drehte sich eine Zigarette. »Es war eigentlich eher ein Zufluchtsort. Die Leute kamen hierher, um der Hektik des Stadtlebens zu entfliehen, um Ruhe und Erholung von allem zu finden, was sie belastete.« Er zündete sich eine Zigarette an und sog den Rauch ein. »Es gab eine lange Warteliste. Annie konnte gut mit Menschen umgehen – sie verstand sie, wusste, was sie brauchten, damit sie sich wohlfühlten.«
Fleur nickte. »Auf jeden Fall hat Annie mir Heilung geschenkt, indem sie mir dieses Anwesen hinterlassen hat. Ich empfinde so viel innere Ruhe wie seit Jahren nicht mehr.« Schweigend nahm sie das Haus, den Wald und die glitzernden weißen Wellen in sich auf, die sich am Strand brachen. »Ich vermute, ihre Gäste haben die Tage genauso verbracht wie ich – herumlungern, schwimmen, in der Sonne liegen und die Stille dieses Ortes auf sich wirken lassen.«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Manche wollten das vielleicht, aber Annie hatte andere Vorstellungen. Sie hielt nichts von Nabelschau und ermunterte die Leute, zu malen, durch den Busch zu wandern, zu schwimmen, den Strand abzusuchen. Wenn sie reden mussten, setzte sie sich mit ihrem Nähzeug hin und hörte ihnen zu, und wenn sie Unterhaltung wollten, nudelte sie auf dem Klavier alle alten Melodien herunter und ließ die Gäste singen, bis sie nicht mehr konnten.« Er lächelte schief. »Manchmal nahm Annie sie mit hier herunter und machte ein Feuer am Strand. Sie zog das alte Grammophon auf, und sie saßen und redeten, bis die Sonne aufging.«
Er seufzte abgrundtief. »Annie wollte jeden Augenblick so leben, als wäre es ihr letzter – und das hat sie auch getan.«
Fleur bemerkte seine belegte Stimme und sah, dass Tränen in seinen Augen schimmerten. »Erzählen Sie weiter!«, bat sie leise.
Er räusperte sich, blinzelte ein paarmal hintereinander und schaute zum Horizont. »An einem Morgen war sie sehr schwach, bestand aber darauf, dass ich sie hier herunterbrachte. Wir saßen eine Weile hier, beobachteten, wie die Sonne aufging, und dann wandte sie sich mir zu, lächelte und sagte: ›Ein wunderbarer Tagesanbruch. Ein perfektes Ende für ein schönes Leben.‹«
Er ließ den Kopf sinken, seine Stimme war heiser vor Rührung. »Sie ist in meinen Armen gestorben, und ich bin lange mit ihr hier sitzen geblieben, bevor ich es übers Herz gebracht habe, sie wieder ins Haus zu tragen.«
Fleur brannten Tränen in den Augen. Sie konnte sich die Szene gut vorstellen.
Schweigend hing jeder seinen Gedanken nach. »Kein Wunder, dass es ihr hier so gut gefallen hat«, sagte Fleur schließlich leise. »Das ganze Haus ist ein Refugium mit seiner Mischung aus alt und neu, mit dem Freiraum und der Abgeschiedenheit dieser kleinen Bucht. Ich wundere mich nur, dass das Leinen und die Spitzen die Feuchtigkeit überstanden haben.«
»Sie hat die Sachen für gewöhnlich in der Truhe unter der Veranda aufgehoben. Aber als sie wusste, dass sie sterben würde, hat sie Amy gebeten, alles hervorzuholen und die Räume so herzurichten, wie sie waren, als das Geschäft lief. Sie wollte, dass Sie sich willkommen fühlen und den richtigen Eindruck von
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