Der Zauber von Savannah Winds
wohlerzogenes Mädchen wie Fleur«, nuschelte er.
Gregs Neugier war geweckt. »Du warst schon mal dort?«
Don sah ihn wachsam an und wich der Frage aus. »Sie sollte sich Annies Vermögen nicht zu Kopf steigen lassen. Die Frau hat im Lauf der Jahre genug Schaden angerichtet, und ich will nicht, dass meine Tochter in etwas reingezogen wird, was sie nicht annähernd versteht.«
»Deine Sorge um Fleur wäre rührend, wenn ich sie für echt halten könnte«, sagte Greg barsch. »Du hast doch immer einen Hintergedanken. Was also ist der eigentliche Grund dafür, dass sie nicht nach Savannah Winds fahren soll?«
Don wich seinem Blick aus. »Wie schon gesagt, es ist kein Ort für meine Tochter. Meine Schwester hat ihr das Anwesen doch nur deshalb hinterlassen, weil sie wusste, dass es Probleme aufwerfen würde.« Er kaute heftig an seiner Zigarre. »Ist sie dort?«
»Dir darüber Auskunft zu geben steht mir nicht zu. Ich bin mir sicher, wenn Fleur meint, dass du das Recht hast zu erfahren, was sie macht, dann wird sie es dir selbst sagen.«
»Sie spricht nicht mehr mit mir.«
»Wundert dich das?« Greg öffnete die Wagentür.
Don packte sie mit erstaunlicher Kraft. »Das alles ist Annies Schuld«, knurrte er. »Hätte sie mir damals das Geld gegeben, wäre das alles nicht passiert. Die Schlampe mag zwar tot sein, aber sie spielt noch immer ihre bösen Spielchen mit meiner Familie, und das werde ich nicht tatenlos hinnehmen.«
Böse Spielchen? Greg fragte sich, ob der Alte am Ende den Verstand verloren hatte. »Ich glaube kaum, dass es böse war, Fleur ihr Vermögen zu hinterlassen – und bestimmt kein Spiel. Geh nach Hause, Don, und zähl dein Geld, statt dich in Fleurs Leben einzumischen!«
»Ich werd nicht eher ruhen, bis meine Tochter erkennt, dass Annie uns beide aus dem Grab heraus manipuliert. Sobald Fleur die Wahrheit erfährt, wird sie wieder vernünftig werden, glaube mir.«
Greg löste den Griff des alten Mannes von der Wagentür. »Spar dir deine Worte!«, entgegnete er. »Deine Gier hat Fleur verletzt. Es wird lange dauern, bis sie dir verzeihen kann – erst recht, bis sie dir zuhören wird.«
Don beugte sich vor, und die zerkaute Zigarre erschien dicht vor Gregs Gesicht. »Komm mir nicht so!«, brummte er. »Ich weiß, dass du sie verlassen hast – und von den kuscheligen Abenden mit dieser Carla. Ich beobachte dich, Greg Mackenzie, und wenn ich herausfinde, dass du meiner Tochter Unrecht getan hast, mach ich dich fertig.«
Greg hatte nicht vor, sich vor diesem widerlichen Mann zu rechtfertigen. Er hatte sich in seiner Kindheit von einem Experten schikanieren lassen, und Don war ein kleines Würstchen verglichen mit seinem Vater. Er schob ihn beiseite, stieg in den Wagen und schlug die Tür zu. Er überhörte die wütenden Rufe des alten Mannes, ließ den Motor an und brauste vom Parkplatz.
Doch Dons zornige Worte und hinterhältige Andeutungen beschäftigten ihn noch lange, nachdem er in dem kleinen Apartment angekommen war, das er in einem Wohnblock am Südufer des Flusses gemietet hatte. Er warf die schmutzigen Sportsachen in die Waschmaschine und wanderte in dem offenen Wohnbereich auf und ab, bemüht, in Dons merkwürdigem Verhalten einen Sinn zu erkennen.
Der Gedanke, dass Don – oder jemand in dessen Auftrag – ihn beobachtete, bereitete Greg Unbehagen, obwohl er nichts zu verbergen hatte. Er blieb am Fenster stehen, schaute auf die Lichter der Stadt, die den kalten Himmel anstrahlten, und zog die Vorhänge zu.
Tief seufzend stellte er ein Fertiggericht in die Mikrowelle. Don war ein Unruhestifter, und Greg wollte auf keinen Fall, dass sein Schwiegervater seine bösartigen falschen Unterstellungen Fleur unterbreitete. Auch Carla sollte nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, denn sie steckte gerade in heiklen Verhandlungen mit ihrem Mann über das Sorgerecht für die Kinder. Vielleicht wäre es klüger, Carla ab sofort nur noch in der Klinik zu treffen – obwohl er das gelegentliche Dinner in ihrer angenehmen Gesellschaft vermissen würde.
Als Greg sich zu der einsamen Mahlzeit an den Tisch setzte, die widerlich aussah und wie Pappe schmeckte, zerbrach er sich noch immer den Kopf über das seltsame, aber deutlich spürbare Unbehagen, dass Don bei dem Gedanken an Fleurs Anwesenheit auf Savannah Winds befallen hatte. Was könnte Fleur dort vorfinden, das Don beängstigte? Und würde es Fleur tatsächlich in Gefahr bringen, oder entsprang diese Furcht nur dem Geifern eines
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