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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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gedankenverloren darauf hinab. »Zu wissen, dass ich zu einer solchen Gewalt fähig bin, versetzt mich in Angst und Schrecken. Wenn ich nun auf meinen Vater rauskomme und so etwas meinem eigenen Kind antun würde? Damit könnte ich nicht leben.«
    »Aber du warst noch ein Junge«, sagte sie ruhig. »Du und deine Mutter, ihr seid jahrelang Opfer seiner Gewalt gewesen, und dieser letzte Angriff auf euch beide hat den Zorn und die Kraft hervorgerufen, die du brauchtest, um dich zur Wehr zu setzen. Du hast das einzig Mögliche getan.«
    Sie verstummte, während Greg weiterhin auf seine Hände schaute. »Das schiere Entsetzen und das Bedürfnis, deine Mutter zu beschützen, haben dich zu einer sehr mutigen Tat befähigt«, fuhr sie fort. »Da war ein Junge, der keine Angst um seine eigene Sicherheit hatte und sich gegen einen gewalttätigen Mann wehrte, der durchaus in der Lage war, dich und deine Mutter umzubringen. Das war das erste und einzige Mal, dass du eine Tendenz zur Gewalt hast erkennen lassen, Greg. Du bist nicht dein Vater. Und du wirst es nie sein.«
    »Aber ich wollte ihn töten.«
    »Das wäre unter den gegebenen Umständen jedem so gegangen. Aber er ist nicht gestorben, oder? Stattdessen ist er ins Gefängnis gewandert, und ihr wart von seiner Tyrannei befreit. Und alles nur, weil du tapfer genug warst, gegen ihn anzutreten.«
    Greg wusste, dass sie recht hatte, aber sein Verhalten an dem Tag hatte seine Familie auseinandergerissen und ihm nichts als düstere Erinnerungen und verstörende Ängste beschert. »Mum war Alkoholikerin, und sie kam einfach nicht zurecht, nachdem Dad inhaftiert war. Ich wurde in ein Kinderheim gesteckt, wo ich lernen musste, mit den Albträumen zu leben, die mich um meine geistige Gesundheit fürchten ließen. Mum hatte nichts mehr, wofür sie leben wollte, und trank sich innerhalb eines Jahres zu Tode.«
    Matt und traurig lächelnd, schaute er zu Carla auf. »Du siehst also, dass keiner von uns beiden wirklich befreit war.«
    »Aber du legst diese Fesseln allmählich ab, Greg. Deine Entscheidung, dich einer Therapie und der Hypnose zu unterziehen, hat den Heilungsprozess eingeleitet.« Sie klappte den Notizblock zu und betrachtete Greg ruhig. »Es ist nicht leicht, ich weiß, und du hast noch ein Stück des Wegs vor dir – aber ich kann jede Woche eine Besserung feststellen. Du wirst gewinnen, Greg.«
    »Dank dir.« Er seufzte noch einmal und griff nach seinem Mantel. »Ich bin fix und fertig.«
    »Das wundert mich nicht. Du hast heute Abend viel durchgemacht.« Sie nahm Notizbuch und Handtasche und löschte das Licht. Sie schlossen die Haustür hinter sich und traten in den kühlen Herbstabend hinaus. »Geh nach Hause und schlaf dich aus, Greg! Wir sehen uns nächste Woche.«
    Er stellte den Mantelkragen hoch und lief die Straße hinunter zu seinem Wagen. Sein Körper schmerzte, als habe er sich im Fitnessstudio abgearbeitet, und er war benebelt von Erinnerungsfetzen, Stimmen und Geräuschen aus der Vergangenheit. Dennoch fühlte er sich irgendwie leichter, als belaste die Finsternis, die er so lange in sich getragen hatte, ihn nicht mehr.
    Fleur hatte sich eine entspannte Routine angewöhnt, während die erste Woche langsam in die zweite und dritte übergegangen war. Sie stand im Morgengrauen, beim ersten Vogelzwitschern, auf und füllte die Futterhäuschen mit Nüssen, Rosinen und Körnern, die Annie zu diesem Zweck in der Speisekammer gehortet hatte. Noch in Nachthemd und Hausschuhen kochte sie sich dann eine Tasse Tee, die sie vorsichtig die Treppe hinuntertrug und an den Strand mitnahm. Sie setzte sich ans Ende des wackeligen Stegs, ließ die Beine im Wasser baumeln und beobachtete, wie die Sonne allmählich das Meer und den Wald ringsum vergoldete, während blaue Eisvögel auf der Suche nach dem Frühstück hin und her schossen.
    Wenn sie den Tee getrunken hatte, entkleidete sie sich und sank mit wohligem Schauder in das kristallklare Wasser, das sie wie warme Seide umhüllte. Den Rest des Vormittags verbrachte sie mit der Suche nach Muscheln, interessant geformtem Treibholz und zarten Korallenstücken, die sie mit Draht und Faden zu rustikalen Windspielen zusammenfügte und in die Bäume hängte. Nackt und frei wie ein Kind in einer neu erschaffenen Welt schwelgte sie in der Einsamkeit.
    Sobald die Sonne den Höchststand erreichte, wickelte Fleur einen von Annies hübsch gefransten Schals wie einen Sarong um sich und legte sich auf der schattigen Veranda in die bequeme

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