Der Zauber von Savannah Winds
Mutter fiel er zu Boden.
Wieder schlug die Schnalle zu. Diesmal traf sie Mary Mackenzie im Gesicht und riss eine tiefe Wunde über Nase und Stirn. Greg spürte warme Blutspritzer auf der Wange und Kupfergeschmack auf den Lippen. Sein Kopf füllte sich mit dichtem rotem Nebel.
»Ich sehe Rot«, flüsterte er, »nichts als Rot. Es ist heiß und dicht und füllt mich mit einer Wut, dass ich am liebsten explodieren möchte.«
Er sah, wie er auf die Beine kam, wohl wissend, dass ihm nur Sekunden zum Handeln blieben, bevor die Schnalle wieder zuschlagen würde – dass sein Vater sie beide umbringen würde, sofern Greg nichts unternahm. Greg schnappte sich ein Messer von der Anrichte, schrie höhnisch auf und rammte es seinem Vater tief in den Oberschenkel.
John Mackenzie brüllte vor Zorn und Schmerz auf und sank auf die Knie. Die Schnalle fiel scheppernd zu Boden, als er das Messer umklammerte und es herauszuziehen versuchte.
Greg wich den Tritten seines Vaters aus und rutschte durch das Blut auf dem Fußboden zu seiner Mutter.
Mary Mackenzie war wie gelähmt, ihr gesamtes Wesen war auf den Mann ausgerichtet, der sich am Boden wand. »Was hast du getan?«, kreischte sie. »O mein Gott, Greg, was hast du getan?«
John Mackenzie brüllte vor Schmerz laut auf, als er das Messer aus dem Bein zog. Blut strömte ungehindert aus der Wunde, doch er merkte es anscheinend nicht, sondern kam unter Mühen auf Greg zu. »Dafür werde ich euch beide umbringen«, knurrte er und kroch Zentimeter um Zentimeter auf sie zu, das blutige Messer erhoben.
Greg packte seine Mutter und versuchte zu entwischen.
Aber John Mackenzie war zwischen ihnen und der Tür – er schleppte sich immer näher, wobei das Messer über den Boden kratzte; seine Augen blitzten mordlustig.
Greg wich zurück, als das Messer knapp an seinem Bein vorbeisauste. Der rote Dunst raubte ihm die Sicht, vor Angst konnte er kaum atmen und nicht klar denken. Er trat aus und traf genau den blutigen Schenkel.
John Mackenzie brüllte, rollte sich zur Seite und krümmte sich vor Schmerzen.
Greg trat das Messer weg, hielt seine Mutter fest im Griff, drängte sie aus dem Zimmer und durch die Diele hinaus in den Garten.
»Ich habe sie herausgeholt«, murmelte er, »aber sie blutet und ist hysterisch. Ich höre Sirenen und sehe das Blaulicht der Polizeistreife. Mein Kopf tut so weh, dass ich kaum stehen kann.« Er warf einen ängstlichen Blick über die Schulter. »Dad hat es in die Diele geschafft«, stammelte er, »aber er liegt in einer großen Blutlache und bewegt sich nicht. Ich glaube, ich habe ihn umgebracht.«
»Geh schlafen, Greg«, sagte sie leise. »Entspann dich, und entfern dich von dem Haus. Geh zurück zu den grünen Feldern und der gewundenen Straße. Schau, wie friedvoll sie ist, spür die warme Sonne auf dem Gesicht und hör die Vögel in den Bäumen zwitschern. Die Dunkelheit liegt weit hinter dir – sehr, sehr weit – , sie kann dich nicht erfassen. Du bist jetzt außer Gefahr.«
Greg spürte, dass Wärme in ihn hineinsickerte; die Dunkelheit löste sich in hellem Sonnenlicht auf. Er entspannte sich, und sein Puls schlug gleichmäßiger, als Carlas sanfte Stimme ihn an diesen friedlichen Ort lockte.
»Schlaf jetzt ein wenig! Wenn du aufwachst, wirst du dich an das erinnern, was passiert ist, aber dann bist du erfrischt und kannst ohne Angst zurückblicken.«
Greg hatte das Gefühl, als tauche er allmählich aus einer ätherischen Welt auf. Während Carla bis zehn zählte, schien diese Welt wie ein weiter Mantel von ihm abzufallen. Er kehrte zu den tröstenden Geräuschen des vorbeirauschenden Verkehrs und dem Ticken der Uhr auf dem Kaminsims zurück.
»Wie geht es dir?« Carla saß auf dem Stuhl neben der Couch, die Hände locker im Schoß gefaltet. Ihr Notizblock lag neben dem Aufnahmegerät auf einem Tisch neben ihr.
Greg schwang die Beine von der Couch und rieb sich über das Gesicht. »Eigenartig«, gab er zu. »Ich war skeptisch gegenüber der Hypnose, wie du weißt, aber … « Ihm fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. »Es ist, als hätte ich einen schlechten Traum gehabt. Dabei weiß ich, dass er durchaus real war, und doch fühle ich mich davon distanziert, als wäre das alles einem anderen zugestoßen.« Er schaute Carla an und seufzte. »Jahrelang habe ich versucht, diese Erinnerung zu begraben«, gestand er.
»Und jetzt ist sie ans Tageslicht gekommen?«
Er verschränkte die Hände zwischen den Knien und schaute
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