Der Zauber von Savannah Winds
verbitterten Mannes, der sich nicht mit der Vergangenheit abfinden wollte?
Greg schob das kaum angerührte Gericht beiseite und schaltete seinen Computer ein. Er würde Fleur eine vorsichtig formulierte E-Mail schicken, um sie zu warnen, dass Don seine Gehässigkeit gegenüber seiner Schwester keineswegs verloren hatte und vielleicht sogar plante, unangekündigt auf einem der Anwesen zu erscheinen.
8
D on unterließ es, in seinem geräumigen Wohnzimmer auf und ab zu wandern. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und funkelte Margot wütend an. »Ich fahre nach Savannah Winds«, verkündete er. »Das muss ein Ende haben, bevor die Sache aus dem Ruder läuft.«
»Und was glaubst du zu erreichen, wenn du mit aufgepflanztem Bajonett auftauchst?« Margot saß in einem der cremefarbenen Ledersessel, die übereinandergeschlagenen schlanken Beine von sich gestreckt, die Hände locker auf dem Schoß verschränkt. Trotz dieser entspannten Haltung war sie entsetzt, dass ihr Vater auch nur erwog, derart überstürzt zu handeln. Er war offenbar nicht aus Erfahrung klug geworden. »Das hast du schon einmal gemacht, vergiss das nicht. Und du weißt, was damals passiert ist.«
»Ich muss sie dort wegholen, bevor es zu spät ist. Das wirst doch selbst du verstehen, oder?«
Margot holte tief Luft. »Ich sehe ein, dass du befürchtest, sie könnte die Wahrheit aufdecken«, sagte sie schließlich. »Endlich holt dich deine Vergangenheit ein – und du kannst nicht viel tun, sondern du musst dich ihr stellen und mit den Folgen zurechtkommen.«
»Ich hätte wissen müssen, dass ich von dir weder Unterstützung noch Mitgefühl erwarten kann«, fuhr er sie an.
Das Mitgefühl und die Zuneigung, die Margot möglicherweise einmal für ihn empfunden hatte, waren längst erkaltet. Sie zuckte mit den Schultern. »Du hast das Chaos angerichtet. Du musst es ausbaden.«
»Sie hasst mich bereits, weil ich das verdammte Testament angefochten habe.« Er zündete sich eine Zigarre an. »Wenn sie herauskriegt … Wenn Annie Tagebücher oder Briefe hinterlassen hat … « Er schloss die Augen und stöhnte. »Ich wette, die Schlampe hat eine Möglichkeit gefunden, ihr mitzuteilen, was geschehen ist. Wie zum Teufel kann ich Fleur bloß davon überzeugen, dass ich nur getan habe, was das Beste für sie war?«
»Das könnte sie anders sehen, und offen gestanden glaube ich nicht, dass dir nur Fleurs Wohlergehen am Herzen gelegen hat. Ich glaube, du hast dich nur darauf gestürzt und alles in die Hand genommen, weil du nicht derjenige sein wolltest, der ausnahmsweise einmal etwas einstecken muss.«
Don ließ sich in einen Sessel fallen und schaute Margot durch den Zigarrenrauch finster an. »Wenn sie auch nur einen Bruchteil davon erfährt, wird sie nie wieder mit mir reden und Annie hat gewonnen.« Er donnerte mit der Faust auf die Armlehne und streute Asche auf den Boden. »Und das werde ich verhindern, Margot.«
Margot betrachtete ihn leidenschaftslos. »Der ein oder andere wird behaupten, dass deine Besessenheit, die eigene Schwester auszustechen, an Manie grenzt. Warum kannst du es nicht einfach gut sein lassen?«
Er zog die Augenbrauen zusammen, seine Miene wurde hart, bevor er langsam den Kopf abwandte und finster auf das große Gemälde an der gegenüberliegenden Wand starrte.
»Sie ist tot«, sagte Margot. »Du dagegen bist noch hier. Du hast gewonnen.« Sie griff nach ihrer Handtasche und der schicken schwarzen Jacke. »Lass es damit zu Ende sein.«
»Aber es ist noch nicht das Ende, oder? Sie hat alles Fleur vermacht – und weiß der Henker, was das Mädchen findet. Annie war eine Hamsterin, sie hat alles aufgehoben, und Fleur könnte in diesem Augenblick Gott weiß was ausgraben.«
»Tja, wenn das so ist, wirst du es bestimmt demnächst erfahren.« Margot stand auf und strich den maßgeschneiderten Rock über den schlanken Hüften glatt.
»Aber wenn sie herkommt und eine Erklärung verlangt, was soll ich ihr dann sagen? Wie kann ich sie dazu bewegen, mir zuzuhören, wenn sie mich so offensichtlich verabscheut?«
»Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du das Theater wegen des Testaments angezettelt hast.« Sie betrachtete ihn kühl. »Anscheinend hast du ein Talent dafür, dir Feinde zu machen, und das nicht nur in der Geschäftswelt. Du hast deine Schwester verstimmt, deine Frauen schikaniert und die arme Beth terrorisiert, der tatsächlich noch immer dein Wohl am Herzen liegt – der Herr möge ihr beistehen. Und nun
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