Der Zaubercode
machen.
Sehr viel mehr, dachte er und versuchte sich vorzustellen, wie mächtig jemand sein könnte, der in der Zauberdimension geboren wurde. Es war ein wenig zu früh, Galas Fähigkeiten zu erforschen, aber Blaise hatte das Gefühl, sie würde anders als alles sein, was die Welt bis jetzt gesehen hatte.
* * *
Nachdem Gala genug vom Garten hatte, führte Blaise sie wieder zurück ins Haus.
»Ich möchte mehr lernen«, erklärte sie ihm als sie den Flur betraten. »Blaise, ich möchte alles lernen. Kannst du mir dabei helfen?«
Er dachte über ihren Wunsch nach. Sie könnte mehr Momentaufnahmen nehmen und diese Weise mehr von der Welt sehen, oder er könnte versuchen, ihr Bücher zu geben. Es war möglich, dass sie die geschriebene Sprache genauso gut verstand wie die gesprochene, da einige der Momentaufnahmen, die er in die Zauberdimension gesandt hatte — die Momentaufnahmen die den Grundstein für ihr derzeit vorhandenes Wissen gelegt hatten — von Lehrern gewesen waren, die das Lesen unterrichteten.
Er entschloss sich für die zweite Variante, sie zuerst ganz altmodisch aus Büchern lernen zu lassen. So interessant es auch war, in das Leben anderer Menschen einzutauchen, es war trotzdem kein Ersatz für ein gutes Buch. »Warum gehen wir nicht in meine Bibliothek?«, schlug er vor. »Ich möchte sehen, ob du lesen kannst.«
Gala nickte eifrig und er führte sie in diesen staubigen Raum, in dem sich die Bücher befanden. Inmitten der alten Schinken konnte er einige von Augustas Büchern sehen, einschließlich einiger Liebesromane, die seine ehemalige Freundin gerne in ihrer Freizeit gelesen hatte. »Hier«, sagte er, nahm einen von ihnen in die Hand und reichte ihn Gala, »Versuch doch mal, das hier zu lesen.«
Was sie als nächstes machte, fand er eigenartig. Sie schaute sich langsam die erste Seite an. Danach blickte sie schnell auf die nächste. Und dann fing sie an, die Seiten mit immer höherer Geschwindigkeit umzublättern, bis sie so schnell wurde, dass es schien als würde sie die Seiten einfach nur durch ihre Finger gleiten lassen.
Als sie damit fertig war, starrte Blaise sie verwundert an. »Hast du gerade das ganze Buch gelesen und verstanden?«
»Ja.«
Blaise konnte seinen Ohren kaum glauben, nahm ihr das Buch ab und öffnete eine zufällige Seite, auf der er ein paar Absätze überflog. »Und wie hieß der Hauptdarsteller?«
»Ludvig.«
»Und was passierte, nachdem er seiner Frau von Lura erzählt hat?«
»Jurila schrie und schlug ihren Ehemann mit ihrer Reitgerte. In ihren dunklen Augen blitzten Feuer und Wut, und ihre wunderschönen Gesichtszüge waren vor Ärger verzerrt. Ludvig versuchte, sie zu beruhigen, da er sich vor dem fürchtete, was sie machen könnte—«
»Warte kurz«, unterbrach Blaise sie ungläubig, nachdem er ihr dabei zugehört hatte, wie sie ihm den Paragrafen zitierte, welchen er gerade gelesen hatte. »Hast du dir gerade das ganze Buch gemerkt?«
Gala zuckte mit den Schultern. »Ich denke schon. Das war interessant, aber ich würde gerne noch mehr lesen. Viel mehr.«
Blaise schüttelte verblüfft seinen Kopf und griff nach einem anderen Buch, diesmal einem dicken Schinken über die Geschichte der wissenschaftlichen Fortschritte von der Zeit der Zaubereraufklärung bis zur Gegenwart. Dieses kompakte und umfassende Werk musste von den Studenten der Zauberakademie gelesen werden. Er reichte es Gala und meinte: »Versuch das hier mal. Das könnte eine größere Herausforderung sein.«
Sie nahm das Buch und begann, es durchzublättern. Innerhalb von zwei Minuten war sie fertig.
Als sie zu ihm aufsah, glühte ihr Gesicht. »Blaise, das ist so interessant«, rief sie aus. »Ich kann gar nicht glauben, wie wenig bekannt war, bevor Lenard der Große kam. Er entdeckte diese ganzen Sachen über die Natur und darüber, wie das Gehirn funktionierte, ganz zu schweigen von der Zauberdimension—«
Blaise nickte und lächelte trotz seines Schocks. »Ja, er war ein Genie. Und seine Studenten führten seine Arbeit fort. Das war es, worum es in der Aufklärung ging. Lenard und die Zauberer, die in seinen Fußstapfen folgten, erhellten unsere Welt, die Naturwissenschaften und die Mathematik der Realität, die menschliche Psychologie und die Physik—«
»Ach, ich hätte ihn so gerne kennengelernt«, hauchte Gala und ihre Augen waren vor Aufregung riesengroß. »Er erinnert mich an dich ...«
»An mich?« Blaise konnte sein Lachen nicht unterdrücken. »Ich fühle
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