Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zaubercode

Der Zaubercode

Titel: Der Zaubercode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dima Zales
Vom Netzwerk:
Arm und das Schwert des Verräters flog quer durch den Raum.
    »Jetzt reden wir«, murmelte Barson und schlug Siur so stark ins Gesicht, dass dieser ohnmächtig umfiel.
     

17. Kapitel: Augusta
     
    Der runzelige alte Mann arbeitete an seinem Schreibtisch, als Augusta sein großzügiges Arbeitszimmer betrat. Sein Arbeitsplatz hatte fast die Größe ihres kompletten Wohnbereiches im Turm. Der Vorsitzende des Rates zu sein hatte seine Vorzüge.
    »Augusta.« Er hob seinen Kopf und schaute sie mit seinen hellblauen Augen an. Obwohl Ganirs Gesicht faltig und wettergegerbt war, war sein weißes Haar immer noch voll und fiel mit einem Schnitt bis auf seine schmalen Schultern hinunter, wie er vor sieben Jahrzehnten modern gewesen war.
    »Meister Ganir«, antwortete sie ihm und beugte ihren Kopf leicht. Obwohl sie ihn nicht mochte, respektierte sie den Vorsitzenden des Rats unfreiwillig. Ganir war einer der ältesten und mächtigsten lebenden Zauberer und außerdem der Erfinder der Momentaufnahmen-Sphäre.
    »Du musst nicht so förmlich sein, mein Kind«, sagte er und sie war überrascht von seinem warmen Ton.
    »Wie du möchtest, Ganir«, entgegnete Augusta vorsichtig. Warum war er so nett zu ihr? Das passte so gar nicht zu ihm. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, dass der alte Zauberer sie nicht mochte. Blaise war einmal herausgerutscht, Ganir dachte, sie würden nicht zueinander passen — eine offensichtliche Beleidigung für Augusta, da der alte Mann Blaise und seinen Bruder fast väterlich behandelte.
    Als Antwort auf ihre unausgesprochene Frage lehnte Ganir sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete sie mit einem unleserlichen Blick. »Ich möchte eine etwas heikle Angelegenheit mit dir besprechen«, sagte er und klopfte dabei leicht mit seinen Fingern auf seinen Schreibtisch.
    Augusta zog ihre Augenbrauen nach oben und wartete darauf, dass er fortfuhr. Sie hätte nicht gedacht, ihr Eingreifen bei den Rebellen sei eine besonders heikle Angelegenheit und sie verstand auch nicht, warum er das, was sie gemacht hatte, nicht einfach bei der nächsten Ratssitzung ansprach. Natürlich war es möglich, dass er etwas von ihr wollte — eine Möglichkeit, die sie beunruhigte.
    »Wie du weißt, habe ich mich nicht immer sehr zustimmend verhalten, als du noch mit Blaise zusammen warst«, begann Ganir und sie war entsetzt darüber, dass er ihre eigenen Gedanken von eben so genau widerspiegelte. »Seit der Zeit habe ich meine Einstellung geändert und bedaure mein Verhalten.« Er machte eine Pause und ließ sie die Worte verarbeiten.
    Augusta, die völlig unvorbereitet auf so etwas gewesen war, konnte ihn einfach nur noch anstarren. Sie hatte keine Ahnung, warum er diese alte Geschichte jetzt ansprach, aber es schien kein gutes Zeichen zu sein.
    »Ich wünschte, ich hätte dich damals unterstützt, als ihr noch zusammen wart, du und Blaise«, fuhr der Vorsitzende des Rates fort und die Traurigkeit in seiner Stimme war genauso ungewöhnlich wie sie überraschend war. »Er war einer unserer hellsten Sterne ...«
    »Ja, das war er«, stimmte Augusta ihm zu und runzelte ihre Stirn. Sie wussten beide, was hinter Blaises selbstbestimmten Exil steckte. Es war Ganirs eigene Erfindung, die zu dieser katastrophalen Situation mit Louie geführt hatte — und dazu, dass Augusta den Mann verlor, den sie liebte.
    Dann, aus einer plötzlichen intuitiven Eingebung heraus wusste sie es. Ganirs Einladung hatte nichts mit der Schlacht zu tun, von der sie gerade wiedergekommen war ... sondern alles mit dem Mann, den sie versucht hatte die letzten zwei Jahre lang zu vergessen.
    »Was ist mit Blaise passiert?«, fragte sie scharf und eine übelkeitserregende Kälte breitete sich in ihren Adern aus. Selbst jetzt noch, trotz ihrer wachsenden Gefühle für Barson, reichte allein der Gedanke daran, Blaise befinde sich in Gefahr, aus, sie in Panik zu versetzen.
    Ganirs verblühtes Gesicht sah traurig aus. »Ich befürchte, seine Depression hat einen neuen Tiefpunkt erreicht«, sagte er ruhig. »Augusta, ich denke, Blaise ist abhängig von Momentaufnahmen.«
    »Wie bitte?« Das war keinesfalls das, was sie angenommen hatte zu hören. Sie war sich nicht sicher, was genau sie erwartet hatte, aber mit Sicherheit nicht das. »Abhängig von Momentaufnahmen?« Sie blickte Ganir ungläubig an. »Das hört sich so gar nicht nach Blaise an. Er würde es als eine Schwäche ansehen, in den Erinnerungen eines anderen zu versinken. In seiner Arbeit ja, aber nicht

Weitere Kostenlose Bücher