Der Zaubercode
Frau würde nicht weiter nachhaken.
Das machte Esther auch nicht. Stattdessen blickte sie Gala warm an. »Ich konnte sehen, dass du ihm etwas bedeutest«, sagte sei freundlich, »und ich bin mir sicher, ihr werdet euch auch bald besser kennenlernen.«
Gala lächelte. Es fühlte sich gut an, das zu hören, was Esther ihr gerade sagte. Obwohl sie es für unwahrscheinlich hielt, dass Blaise so viel für sie empfand, war es trotzdem eine schöne Fantasie. Von dem, was sie über menschliche Gefühle wusste, gab es eine Art Umwerbungszeit, während der die Menschen eigentlich sexuelle Beziehungen unterhielten — etwas, das zu Galas Enttäuschung zwischen ihr und Blaise noch nicht vorgekommen war. Natürlich war sie auch nicht menschlich, also wusste sie gar nicht, ob Blaise sich überhaupt in sie verlieben konnte. Sie wusste, er fand sie sehr anziehend, aber sie war sich nicht sicher, ob seine Gefühle über eine körperliche Anziehung hinausgehen könnten.
»Warum gehen wir nicht ins Haus, damit du dich umziehen kannst?«, schlug Esther ihr vor und riss Gala damit aus ihren Gedanken.
Sobald sie das Haus betraten, kam ihnen Maya schon mit einem Kleid in der Hand entgegen.
»Es tut mir leid«, sagte ihr Gala, die sich immer noch Gedanken über ihr vorangegangenes Ungeschick machte. »Ich wollte dich nicht beleidigen—«
»Das ist schon in Ordnung«, erwiderte Maya und warf Esther einen gemeinen Blick zu. »Im Gegensatz zu ihr wolltest du mich ja nicht beleidigen, also musst du dich auch nicht entschuldigen. Du wirst gerade erst erwachsen und hast noch nicht viel von der Welt gesehen. Wie alt bist du überhaupt? Achtzehn, neunzehn?«
Gala dachte einen Augenblick über diese Frage nach. »Ich bin dreiundzwanzig«, antwortete sie, nachdem sie sich eine Zahl ausgedacht hatte. Sie konnte sich vorstellen, es sei wahrscheinlich nicht sehr klug, ihnen zu sagen, wie lange sie wirklich erst in dieser Welt existierte.
»Oh, natürlich.« Maya schien nicht überrascht zu sein. »Zauberer sehen immer jünger aus als sie in Wirklichkeit sind. Unser Blaise sieht auch keinen Tag älter aus als fünfundzwanzig, dabei ist er schon über dreißig.«
Gala lächelte und freute sich, noch etwas über ihren Schöpfer erfahren zu haben. Danach nahm sie das Kleid, welches Maya ihr hinhielt und betrachtete es kritisch. »Denkst du, ich werde darin langweilig aussehen?«, fragte sie und hoffte, dieses Kleidungsstück würde es ihr ermöglichen, unbemerkt durch die Welt zu wandern.
Esther lachte. »Dich langweilig aussehen zu lassen würde höhere Magie erfordern, Kind.«
»Es wird dich wirklich nicht langweilig aussehen lassen«, stimmte Maya ihr zu, »aber du wirst weniger wie eine Dame aussehen, besonders wenn du dich in der Gesellschaft zweier alter Weiber wie uns aufhältst.«
»Sollte dich jemand fragen, sagst du einfach, du seist unser Lehrling«, wies Esther sie an. »Wir sind das, was man die Dorfheiler nennt. Wir kümmern uns um Geburtshilfe, kleinere Verletzungen und ab und an um Babys.«
Gala nickte nachdenklich. Sie erinnerte sich daran, wie Blaise erwähnt hatte, er habe seine Momentaufnahmen von Maya und Esther bekommen. Ihr Beruf erklärte, woher sie so viele Perlen bekommen konnten — und warum diese hauptsächlich von Frauen stammten.
Als sie an die Momentaufnahmen dachte, fiel ihr auch wieder ein, weshalb sie hierhergekommen war. »Ich würde gerne das Dorf erkunden gehen«, sagte sie zu ihnen, da sie ungeduldig war, ihren Plan umzusetzen und die Welt kennenzulernen.
Esther zog ihre Stirn in Falten. »Nicht so schnell. Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? Du siehst aus wie eine Bohnenstange«, sagte sie abschätzig.
Gala war beleidigt. Eine Bohnenstange? Das hörte sich nicht gut an. Sie hatte Bohnenstangen gesehen und ihr war nichts Negatives an ihnen aufgefallen. Sie dachte allerdings nicht, dass es bei Menschen als Kompliment gemeint war. »Ich habe keinen allzu großen Hunger«, antwortete sie und versuchte sich nicht anhören zu lassen, dass sie verletzt war.
»Ah, also ist sie doch eine Zauberin«, sagte Maya wissend. »Sie können von der Sonne leben, genauso wie die Bäume.«
Esther schnaubte. »Sie können ja trotzdem noch essen. Sogar Blaise isst manchmal. Vielleicht kann richtiges Essen ihr ja noch ein wenig Fleisch auf die Rippen zaubern.« Und ohne auf eine Antwort von Gala zu warten, ging sie entschiedenen Schrittes in die Küche.
»Sehe ich wirklich aus wie ein totes Stück Holz?«, wollte
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