Der Zaubercode
gehört hatte. Obwohl die ältere Frau nicht aussah wie Blaise, wiesen ihre Gesichtszüge die gleiche, hübsche Symmetrie auf, die auch Galas Schöpfer besaß.
»Nein, Kind«, antwortete ihr Esther lachend. »Sie war das Flittchen seines Vaters, nachdem seine Mutter gestorben war.«
»Ich war seine Mätresse!« Maya richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und ihre Augen blitzten wütend.
»Ist ein Flittchen das gleiche, wie eine Prostituierte?«, fragte Gala interessiert. »Und wenn ja, was ist der Unterschied zwischen einem Flittchen und einer Prostituierten?« In den Büchern war sie nur auf das Wort Prostituierte gestoßen. Offensichtlich war das ein Beruf, in dem Frauen den Männern sexuelle Dienste anboten. Er wurde in der kolduner Gesellschaft missbilligt, auch wenn Gala nicht wirklich verstand warum. Nachdem, was sie über Sex erfahren hatte, erschien es ihr, als könnte Prostitution eine angenehme — und spaßige — Art und Weise sein, den Lebensunterhalt zu verdienen.
Körperliche Intimität war etwas, das Gala brennend interessierte. Sie wusste, wie ihr Körper auf Blaise reagierte wenn sie sich küssten, hatte einen sexuellen Hintergrund. Dieses Gefühl war eine der faszinierendsten Empfindungen, die sie bis jetzt gespürt hatte, und sie wollte so viel wie möglich darüber erfahren.
Als Antwort auf Galas direkte Frage lachte Esther, aber Maya errötete, bevor sie davonstürmte.
»Oh nein ... habe ich etwas Falsches gesagt?«, wollte Gala von Esther wissen. Ihr offensichtlicher Fauxpas war ihr mehr als unangenehm. »Ich wollte sie nicht beleidigen ...« Sie musste wirklich lernen, wie man richtig mit Menschen umging.
»Mach dir darüber keine Sorgen, Kind«, sagte Esther und musste immer noch lachen. »Maya ist viel zu empfindlich was dieses Thema anbelangt. Ich habe sie nur ein wenig aufgezogen, und du hast nichts Falsches gemacht. Du warst einfach neugierig.«
»Also unterhielt Blaises Vater eine sexuelle Beziehung mit Maya?«, fragte Gala erneut, da sie es verstehen wollte. »Und hat er sie dafür bezahlt?«
Esther zuckte mit ihren Schultern und lächelte. »Also, ja, mein Kind, das hat er. Aber ich denke, Dasbraw hat sich später wirklich in Maya verliebt. Zuerst brauchte er etwas, das ihn vom Tod seiner Frau ablenkte. Er hat sich mit Sicherheit um Maya gekümmert, doch hat sie nicht wegen seines Geldes oder wegen seiner Geschenke mit ihm geschlafen. Aber sie haben trotzdem nicht geheiratet, und das verunsichert das Mädchen. Ich mag es, sie ab und an damit aufzuziehen, um sie zu ärgern. Eines Tages wird sie mich wahrscheinlich erwürgen, während ich schlafe.« Die alte Frau grinste und war offensichtlich ganz entzückt von der Aussicht auf ein solch schreckliches Schicksal — eine Reaktion, die Gala verwirrte.
»Kannst du mir mehr über Blaises Eltern erzählen?«, fragte Gala sie. »Du hast gesagt, seine Mutter starb?«
»Ja«, bestätigte Esther. »Sie wurde durch einen Unfall beim Zaubern getötet, als Blaise noch ein kleiner Junge war. Sein Vater ist viel später verschieden. Von seiner Mutter hat Blaise sein gutes Aussehen mitbekommen, aber seine Intelligenz hat er von beiden Elternteilen geerbt. Dasbraw und Samantha waren beide Mitglieder des Zauberrats.« Gala hörte den Stolz in ihrer Stimme und erkannte, Esther fühlte die Leistungen von Blaises Eltern als ob es ihre eigenen wären. Wahrscheinlich hatte es etwas mit den herrschenden sozialen Strukturen zu tun und damit, dass jeder Zauberer seine Untertanen hatte, entschied Gala.
»Louie, sein Bruder, wurde kurz vor Samanthas Tod geboren. Ich habe den kleinen Kerl ganz alleine großgezogen«, fuhr Esther fort und bekam feuchte Augen.
Gala blickte sie an und erkannte, dass dieses Thema die Frau emotional aufwühlte. Irgendwie hatte sie es geschafft, die einzigen zwei Frauen, die sie getroffen hatten, aufzuregen.
»Es tut mir leid, Kind«, sagte die alte Frau und wischte sich die Tränen weg. »Ich hatte eine viel zu enge Bindung zu diesen Jungen. Als Louie starb war es, als würde ein Teil von mir mit ihm gehen.«
Gala nickte und war sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. Sie fühlte sich schlecht, weil die Frau litt.
Als würde sie spüren, wie unwohl sich Gala fühlte, lächelte Esther sie zittrig an und versuchte, das Thema zu wechseln. »Also, warum hat Blaise dir nicht selbst etwas über sich erzählt?«
»Blaise und ich, wir haben uns erst vor kurzer Zeit getroffen«, erklärte Gala und hoffte, die
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