Der Zaubercode
Maya, weshalb ihr Esther voller Absicht auf den Fuß trat. Das entlockte der anderen Frau ein verärgertes Grunzen.
»Auf jeden Fall, Kind«, wandte sich Esther an Gala, »hat Blaise einen Plan, wie das Getreide auch die anderen Territorien erreicht. Er lässt uns einfach die Körner gegen andere Waren eintauschen. Diese Samen werden dann bei den anderen für genauso gute Ernten Sorgen wie bei uns, da ihre veränderten Eigenschaften an das Erbgut weitergegeben werden.«
Sie ließen das absterbende Feld hinter sich und erreichten endlich das Gasthaus, in dem sie, wie mit Blaise besprochen bleiben sollten. Bevor sie eintraten, gab Maya Gala ein dickes wollenes Tuch, mit dem sie ihren Kopf bedecken musste. »Damit wir nachts nicht von verliebten Raufbolden angegriffen werden«, erklärte sie ihr. »Je weniger Menschen wissen, dass ein hübsches Mädchen hier wohnt, desto sicherer ist es für uns.«
Das braune Gasthaus war klein und heruntergekommen, genauso wie die anderen Häuser, an denen sie auf ihrem Weg hierher vorbeigekommen waren. Es war schwer zu glauben, es könne mehr als ein Dutzend Reisende unterbringen. Ihr Zimmer oben war schmutzig, eng, heiß und eklig — zumindest laut Maya. Laut Esther wurden sie auch noch ausgenommen.
Gala war das egal, sie freute sich einfach, an einem anderen Ort zu sein. Als sie zum Abendessen nach unten gingen, fragte sie den Wirt nach örtlichen Sehenswürdigkeiten, behielt dabei aber ihren Kopf sorgfältig mit dem Tuch bedeckt.
»Oh, du hast Glück«, erzählte ihr der kräftige Mann. »Ende der Woche finden im Kolosseum Spiele statt. Du hast vom Kolosseum gehört, oder etwa nicht?«
Gala nickte, da sie nicht dumm wirken wollte. In den letzten Tagen hatte sie gelernt, Fremden am besten keine Fragen zu stellen, mit denen sie sich stattdessen auch an Maya und Esther wenden konnte.
Er grunzte zufrieden. »Das dachte ich mir. Wenn du heute etwas unternehmen möchtest, der Markt ist noch geöffnet.« Seine Augen wanderten auf Mayas große Oberweite und er fügte hinzu: »Stellt sicher, euer Geld an schlecht zu erreichenden Orten zu tragen. Im Moment gibt es eine Menge Diebe.«
»Danke«, sagte Maya bissig und drehte sich weg, um den Blicken des Wirts auszuweichen. Esther, eingeschnappt weil sie verschmäht worden war, warf ihm einen tödlichen Blick zu, bevor sie sich Galas Arm schnappte und sie wegzog.
Sobald sie aus der Hörweite des Wirts waren, drehte sich Esther zu ihr um und sagte entschieden: »Nein«.
»Auf gar keinen Fall«, fügte Maya hinzu und kreuzte ihre Arme vor ihrer Brust.
Gala blickte sie verwirrt an. »Aber ich habe doch noch gar nicht gefragt—«
»Können wir zum Kolosseum gehen?«, sagte Esther mit einer hohen Stimme und imitierte damit Galas typischen, enthusiastischen Tonfall.
»Ja, können wir bitte?«, ahmte Maya sie nach und machte das sogar noch besser als Esther.
Gala brach in Lachen aus. Sie wusste, sie sollte wahrscheinlich beleidigt sein, aber stattdessen fand sie das Ganze lustig. Die älteren Frauen betrachteten sie mit unbeweglichen Gesichtern und endlich konnte sie lange genug aufhören zu lachen, um zu sagen: »Warum reden wir nicht morgen darüber?«
»Die Antwort wird auch morgen die Gleiche sein«, entgegnete Esther und blickt Gala mit zusammengekniffenen Augen an.
Gala grinste sie an und konnte ihre Vorfreude über das kommende Ereignis kaum unterdrücken. »Keine Sorge, Esther — wir werden es einfach abwarten. Jetzt lasst uns erst einmal zum Markt gehen.«
Und ohne ihre Antwort abzuwarten verließ sie das Gasthaus und ging die Straße hoch, an deren Ende sie eine Ansammlung von Gebäuden sah, was normalerweise bedeutete, dass sich dort das Zentrum befand.
29. Kapitel: Blaise
Als das Haus wieder in Ordnung gebracht war, wusste Blaise nichts mehr mit sich anzufangen und war abwechselnd wütend auf Augusta oder sorgte sich um Gala. Jetzt wusste der Rat zweifellos schon über Gala Bescheid und ergriff wahrscheinlich Maßnahmen, sie zu finden. Hoffentlich wäre Kelvins Gebiet der letzte Ort, an dem sie nachschauen würden — vorausgesetzt Gala machte, um was er sie gebeten hatte und verhielt sich unauffällig.
Trotzdem war das keine akzeptable Situation. Blaise musste etwas unternehmen, um sie längerfristig zu beschützen und er musste es bald machen, bevor diese Dummköpfe vollständig mobilisiert waren. Die Tatsache, dass Gala nicht auf seine Kontaktzauber antwortete beunruhigte ihn ein wenig, auch wenn er
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