Der Zaubercode
murrten, wie unbequem es war, so eine lange Zeit auf einem Einspänner verbringen zu müssen. Die beiden Frauen beschwerten sich über das Essen am Wegesrand (welches Gala liebte), die Landschaft (welche Gala in höchstem Maße faszinierte), die Kühle der Nacht (welche Gala sehr erfrischend fand), und die Hitze tagsüber (welche Gala auf ihrer Haut sehr genoss). Aber am Meisten von allem regten sie sich über Galas grenzenlose Energie und ihren Enthusiasmus bei den einfachsten Dingen auf — etwas, das sie nicht einmal ansatzweise verstanden und noch weniger nachvollziehen konnten.
Im Gegensatz zu ihrem ersten ereignisreichen Tag im Dorf, verging die Reise ohne weitere Zwischenfälle. Maya und Esther taten ihr Bestes, um Gala vor den Blicken anderer Menschen zu schützen und Gala gab ihr Bestes, sich damit zu beschäftigen, die Welt um sich herum zu betrachten — und mit heimlichen Versuchen, Magie auszuüben.
Zu ihrer großen Enttäuschung konnte sie nichts von dem wiederholen, was sie zuvor getan hatte. Sie konnte nicht einmal einen Kontakt zu Blaise herstellen. Er hatte ihr ein paar Mal Nachrichten zukommen lassen, ihr gesagt, wie sehr er sie vermisste, aber sie hatte ihm nicht antworten können — eine Form der Schweigsamkeit, die sie extrem unangenehm fand. Es machte sie verrückt, keine Kontrolle über ihre magischen Fähigkeiten zu haben, aber sie konnte nichts dagegen tun. Sie hoffte allerdings, ihr Schöpfer würde ihr letztendlich beibringen können, wie sie Zugang zu diesem verborgenen Teil ihrer selbst bekommen konnte. Wenn sie Blaise das nächste Mal sah, wollte sie ihn nicht wieder weg lassen, bevor sie nicht gelernt hatte, nach Lust und Laune zu zaubern.
Als sie Blaises Gebiet verließen und Kelvins betraten, fielen Gala einige Unterschiede zwischen den Dörfern und Städten der beiden Zauberer auf. Die Häuser, an denen sie jetzt vorbeikamen, waren kleiner und schäbiger, zeigten überall Zeichen der Vernachlässigung, und die Menschen waren ablehnender und weniger freundlich. Selbst die Pflanzen und Tiere schienen irgendwie schwächer zu sein, vertrockneter.
Als sie an einem großen Feld mit traurigen Überresten von Weizen entlangritten, befragte Gala Esther über diese Unterschiede.
»Meister Blaise hat unser Getreide widerstandsfähiger gemacht«, erklärte ihr Esther, »damit wir während der Dürre nicht so viel leiden müssten. Er ist ein großartiger Zauberer, und er kümmert sich um seine Untertanen — im Gegensatz zu Kelvin, den das einen Scheiß interessiert.« Den letzten Teil fügte sie in einem angewiderten Ton hinzu.
Gala runzelte verwirrt ihre Stirn. »Warum machen das nicht alle Zauberer für ihre Untertanen? Ihr Getreide verbessern, meine ich?«
Esther schnaubte. »Ja, warum eigentlich nicht?«
»Es interessiert sie einfach nicht genug«, meinte Maya bitter. »Sie haben keinen Kontakt zu ihren Untertanen und verstehen wahrscheinlich auch gar nicht, was es heißt, Hunger zu haben. Sie denken vielleicht, wir könnten wie sie von Zaubersprüchen und Luft leben.«
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, fügte Esther hinzu, »Ich weiß nicht viel über Zauberei, aber ich denke, Meister Blaise hat einige sehr schwierige Sprüche entwickelt, um das für uns zu machen. Ich weiß gar nicht, ob jeder andere Zauberer sie nachmachen könnte, vorausgesetzt er würde das überhaupt wollen.«
»Könnte Blaise es ihnen nicht beibringen?«, fragte Gala.
»Wahrscheinlich könnte er das, wenn diese Dummköpfe auf ihn hören würden.« Esthers Nasenlöcher bebten vor Wut. »Aber sie haben ihn genau wie seinen Bruder gebrandmarkt und er bewegt sich im Turm schon auf dünnem Eis. Das Getreide widerstandsfähiger zu machen könnte schon dahingehend interpretiert werden, man gebe der Normalbevölkerung Magie und das möchte der Rat auf gar keinen Fall.«
»Aber das ist so ungerecht.« Gala schaute Esther und Maya betroffen an. »Die Menschen leiden Hunger. Sie könnten daran sterben, nicht wahr?«
Maya schaute sie irritiert an. »Ja, Menschen können definitiv des Hungers sterben — das ist etwas, das alle Zauberer realisieren sollten.«
Gala blinzelte verblüfft. Schmiss Maya sie gerade mit den Zauberern in einen Topf? Es schien auch nicht, als würde sie das Wort als Kompliment meinen.
Esther blickte Maya böse an. »Hör auf damit. Du weißt, das Mädchen macht sich Sorgen — sie ist nur sehr behütet aufgewachsen, das ist alles.«
»Eher wie erst gestern geboren«, grummelte
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