Der Zauberer von Linn
Kissen.
Eine Kinderschwester legte ihm das Baby in die Arme, ein häßliches, schrumpeliges Etwas, auf das Clane ein wenig verwirrt niederblickte.
»Ein hübsches Kind«, sagten alle Anwesenden, und das verwirrte ihn noch mehr.
Er konnte nur hoffen, daß es sich in ein solches verwandeln würde, da Madelina eine außergewöhnlich schöne Frau war. Jedenfalls war keinerlei Anzeichen einer Mutation an dem Kind zu entdecken.
Sie nannten ihren Sohn Braden Jerrin Garlan Joquin Dold Corgay Linn.
Zwei Wochen nach der Geburt erreichte die Solar Star ihr zweites Ziel im Weltraum.
Der Planet der Riss stand hell und groß vor ihnen. Es wurde Zeit, an die Arbeit zu gehen.
Clane berief eine Konferenz ein. In einer wohlvorbereiteten Rede erklärte er den Zweck der Reise und seine Pläne. Aufmerksam beobachtete er dabei die Gesichter der anwesenden Offiziere beider Armeen und stellte fest, daß viele von ihnen blaß wurden.
»Aber, Exzellenz«, rief ein Offizier der Linn-Armee aus, »dies ist der Hauptplanet der Riss. Sie besitzen Hunderte von Schiffen und wir nur dieses eine.«
»Meine Herren«, sagte Clane freundlich. »Ich hoffe, wir sind uns alle darüber einig, daß wir ohne gewisse Risiken nichts erreichen können.«
»Ja, aber trotzdem ist das Wahnsinn«, warf General Marak, Clanes Privatsekretär, ein. »Sobald sie uns entdecken ...«
Clane lächelte.
»Mein Plan stützt sich sogar darauf, daß sie uns entdecken. Ein Teil unserer Besatzung wird auf dem Planeten landen und einen Brückenkopf bilden. Ich betraue Czinczar und seine Armee mit dieser Aufgabe.«
Auf fast allen Gesichtern waren Schrecken und Ablehnung zu erkennen. Lediglich Czinczar machte eine Ausnahme. Seine Augen glänzten vor Begeisterung, und Clane wußte, daß er ihn verstanden hatte.
Clane erhob sich.
»Meine Herren Offiziere«, sagte er scharf und gebietend. »Ich hoffe nicht, daß Sie mit Ihren allzuvielen Bedenken schließlich noch die gesamte Besatzung mutlos machen. Kein Raumschiff ist je zerstört worden, das sich im Weltraum befindet. Solange die Solar Star im Orbit um den Planeten verbleibt, wird ihr nichts geschehen. Und was die Landung angeht, so hat uns die Erfahrung gelehrt, daß es immer gelingt, einen Brückenkopf zu errichten und ihn für einige Zeit zu halten. Bis jetzt hat noch niemand eine Methode gefunden, jemanden von der Landung auf einem Planeten abzuhalten.«
Er erklärte nun im einzelnen seine weiteren Pläne. Bevor er die Versammlung auflöste, bemerkte er noch abschließend:
»Selbstverständlich müssen wir damit rechnen, Opfer zu bringen. Aber meiner Meinung nach birgt jeder Plan, ob riskant oder nicht, die Möglichkeit eines Sieges ebenso wie die einer Niederlage. Der Zweck des Brückenkopfes besteht hauptsächlich darin, die Reaktion des Feindes zu beobachten, welche Waffen er einsetzt und wie sich seine Verteidigung gestaltet.«
»Vielleicht hätten wir diese Kenntnisse aus alten Büchern entnehmen können, die vom damaligen Krieg zwischen Riss und Menschheit handeln«, wandte Czinczar ein.
»Vielleicht. Aber ich fand keine Bücher, die uns darüber hätten Aufschluß geben können.«
Czinczars Schultern strafften sich, und er sah Clane gerade in die Augen.
»In Ordnung! Ich stimme der Landung zu. Und hier sind meine Vorschläge ...«
19.
Sie gingen am Rande eines Talkessels nieder. Felsformationen unterbrachen die Eintönigkeit des Geländes. Die Luft war dünn und kalt in den frühen Morgenstunden, aber gegen Mittag wurde es sehr warm.
Die Männer murrten, während sie die Zelte aufstellten. Clane bemerkte, daß sie ihm finstere Blicke zuwarfen, als er mit seinem Boot dicht über das Lager flog, um die Installierung der Schutzmaschine und der molekularen Waffen zu beaufsichtigen.
Schließlich landete er und gesellte sich zu Czinczar, der schweigend den Horizont beobachtete. Clane gab ihm die letzten Anweisungen:
»Sende Spähtrupps aus. Sollte es euch gelingen, Gefangene zu machen, laß es mich sofort wissen.«
Czinczar runzelte die Stirn.
»Und wenn sie eine Atombombe auf uns werfen?«
Clane antwortete nicht sofort. Er blickte über das Lager. Die meisten Zelte standen im Schutz überhängender Felswände, überdies hatten die Männer den Befehl, sich innerhalb der Zelte in den Boden einzugraben. Trotzdem würde die Detonation einer Atombombe, selbst in größerer Höhe, einen nicht geringen Schaden anrichten. Man mußte immerhin mit einer solchen Möglichkeit rechnen. Es war aber
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