Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zauberer von Schreckenstein

Der zauberer von Schreckenstein

Titel: Der zauberer von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
die Sache mit dem sogenannten Zauberer aufgeklärt hat. In Rosenfels ist er nicht!“ Sie grinste zum Rex hinüber, der nickte vergnügt, und sie fuhr fort: „Euer Mitschüler Armin hat heute nacht wahrhaft gezaubert. Mit größter Umsicht und Vorsicht hat er uns aus der von euch so hinterlistig gestellten Falle befreit, und ich denke fortschrittlich genug, um einzugestehen, dass es äußerst erfrischend war, euch dieses Schnippchen zu schlagen! Nachdem Constanze und Irene sich nicht selbst befreien konnten, sind wir jetzt quitt, und es besteht in diesem Trimester kein Anlass zu weiteren Streichen!“
    „Buuuuh!“ machten einige Ritter.
    „Ssst! Schweigezeit!“ zischte der kleine Kuno und bekam von Werner prompt einen Rempler.
    „Doch nicht beim Frühstück!“
    Fräulein Dr. Horn watschelte, die schmale Nase neben der noch schmäleren Mauersäges hochgereckt, in ihrer langen Wurstpelle aus dem Esssaal.
    „Hi“ tönte Klaus schrill. „Was hab ich gesagt? — Herzibobbi!“
    Doch die Ritter dachten jetzt nicht an Armin. Ihnen hätte es beinah den Appetit verschlagen. Mussten sie sich das gefallen lassen, von der alten Griesgrämerin belehrt zu werden? Während des Essens, wo man sich bekanntlich nicht aufregen soll! Und das auf ihrer Burg!
    Mücke schüttelte den Kopf. „Diese Selbstgefälligkeit! Widerlich!“
    „Schreckschraube!“ war alles, was dem Seltenfröhlich Fritz einfiel.
    Da hob Beni den Finger, als wolle er etwas melden, und sagte laut:
    „Wir halten die Burg Schreckenstein
    in Zukunft streng schreckschraubenrein!“
    Sein bislang unbekanntes Reimtalent wurde ausgiebig beklatscht. Auch von Hans-Jürgen. Jetzt schmeckte das Essen wieder, und durch die Pause ging auch mehr rein. Vorgebeugt schippten die Ritter wie die Kohlentrimmer, sahen nicht rechts und nicht links, kurzum, es herrschten ideale Bedingungen für den Auftritt zum Beispiel eines Zauberers, der es von Berufs wegen liebt, vor den Augen aller im Mittelpunkt zu stehen.
     
    Simsalabim! Da steht er auf der Schwelle, hebt die Hand und ruft ein keckes „Hallo, Leute!“
    Blicke, Schrecksekunden, dann Stille. Die Ritterschaft brodelte wie ein Geysir zwischen zwei Ausbrüchen.
    Entweder merkte Armin das nicht, oder es störte ihn nicht. Mit einem zusammengerollten Seil in der Hand latschte er unbekümmert in den Saal und auf Emil zu.
    „Dein Lasso! Hab ich dir mitgebracht. War mir sehr nützlich! Die feigen Hühner haben mich wieder eingesperrt — Martina mit Karate! Erst mal hab ich mich ausgeschlafen, dann das Zimmer umgekrempelt — Mann, ich kann dir sagen! —, dabei dein Lasso gefunden, und - Simsalabim — weg war ich!“

    Im näheren Umkreis brodelte es jetzt nicht mehr so. Diejenigen Ritter, die alles hatten verstehen können, betrachteten Armins zweites Missgeschick als eine Art Untersuchungshaft, die sein Schuldkonto verringerte, und kamen nicht darum herum, ihm für seine Flucht am Seil Respekt zu zollen. Da Armin sowieso bei Emil am Tisch saß, blieb er gleich dort und schaufelte mit solchem Heißhunger den andern hinterher, dass es sich erübrigte, ihn nach Einzelheiten zu fragen. Lang würde die Abrechnung nicht auf sich warten lassen, denn Ottokar trat bereits ans Schwarze Brett, läutete mit der Kuhglocke bis Ruhe herrschte und verkündete dann: „Um einundzwanzig Uhr ist heute Bettruhe! Morgen findet mal wieder Unterricht statt.“
    Doktor Waldmann und Sonja lachten laut. Der Rex beendete wie immer die Mahlzeit. Doch an diesem Abend wirkte das silberne Glöckchen wie eine Startschusspistole. Die Ritterschaft stürzte sich auf Armin und umschloss ihn wie eine Burgmauer. Keiner verließ den Esssaal.
    Mochte Armins Schuld auf der Hand liegen, nach Schreckensteiner Regelkodex musste er zuerst in Ruhe angehört werden. In diesem Sinne begann Ottokar mit ruhiger Stimme: „Sag mal, es war ja sehr nett, dass du uns nach all dem Quatsch die Horn heute nacht angeliefert hast. Aber wieso wart ihr dann alle plötzlich weg? Ist das deine Schuld, oder haben sie dich wieder mal überwältigt?“
    Wäre es in der Folterkammer gewesen, man hätte Faules Gebiss klappern hören können. Armin wirkte überhaupt nicht eingeschüchtert. „Meine Idee!“ bekannte er, und seine Augen leuchteten. „Ihr habt gesagt: Du hast sie hergezaubert — jetzt zaubere sie auch wieder weg! Genau das hab ich gemacht!“ Naseweis sah er in die Runde.
    Ottokar, Stephan und Dampfwalze wechselten Blicke. Sie erinnerten sich. „Die Horn!“ schränkte

Weitere Kostenlose Bücher