Der zauberer von Schreckenstein
stand Stephan auf Dampfwalzes Kopf. Jetzt sprang er herunter.
„Da sind sie! Haben einen Haufen Kerzen angezündet. Sehr gemütlich.“
„Völlig neues Streichgefühl!“ flachste Werner.
Ottokar lachte. „Ein Glück, dass das Fenster so weit oben ist!“
Die gute Nachricht verbreitete sich schnell. Fritz stieg Klaus aufs Dach, um hineinzuschauen. „Mann! Die tricksen uns aus. Die ärgern sich überhaupt nicht!“
Bis Dampfwalze mit dem Dietrich zur Tür zurückkam, hatte der kleine Egon Mücke auf der Burg längst verständigt. Wieder klickte das Schloss. „Dann macht sie mal fertig!“ raunte der Muskelprotz „Mit optimaler Höflichkeit.“
Ottokar und Stephan öffneten spaltbreit.
„Fräulein Doktor Hohorn!“ zwitscherte der Schulkapitän hinein, als ahme er die künstliche Fröhlichkeit gewisser Märchentanten nach.
„Eine Unverschämtheit!“ hallte ihre Stimme heraus.
„Nicht doch! Das ist ein Ort der Besinnung!“ rügte Stephan glockenrein im gleichen Ton wie Ottokar. „Wir bringen Ihnen frohe Kunde!“
„Wo sind sie?“
„Alle wohla-hauf!“ zwitscherte Ottokar.
„Wo, hab ich gefragt!“ fauchte sie wieder wie ein Schneidbrenner und zog an der Tür.
Armin wollte ganz schlau sein und auf allen vieren herauskriechen. Behutsam setzte ihm Dieter den Turnschuh auf die Nase. „Kein fauler Zauber!“ Und schob ihn zurück.
Oben ging der ungleiche Dialog weiter.
„Bevor wir Ihnen das sagen, bitten wir Sie um Milde!“ war Stephan fortgefahren.
„Nicht für uns! Nicht doch, mitnichten!“ übernahm Ottokar wieder. „Für die Mädchen. Die sind vor ihrem Misstrauen bis in die Sakristei geflohen.“
„Ein guter Ort für Vergebung!“ merkte Stephan an. „Dort selbst sind sie nämlich“, schloss Ottokar. „Armin, zeig der Dame den Weg!“
Zu dritt zogen sie die Tür zu; der Dietrich drehte sich.
„Amen!“ brummte Dampfwalze. Dann lachten sie los, dass sie sich setzen mussten.
Als Märchentanten nimmt euch jedes Kinderheim!“ meinte Walter.
„Und was jetzt?“ fragte Beni.
„Erst mal Denkpause!“ schlug Hans-Jürgen vor. Und der kleine Egon meldete auf die Burg: „Ein völlig neues Streichgefühl!“
Horns Herzibobbi
Das Schlafen vor der Aktion und in den Pausen brachte nicht die gewünschte Frische. Wie sich die Dinge entwickelten, wurde es eine besonders lange Nacht.
Pummel und Eugen hatten Constanze und Irene gefangen, die mit dem Boot kamen, um nach den verschollenen Mädchen zu suchen. Armin habe mitten in der Nacht wie am Spieß geschrieen. Da sei die Horn wachgeworden und in großer Aufregung mit ihm weggefahren. Wohin, wussten sie nicht.
Pummel und Eugen hatten nicht sofort zugegriffen, waren den beiden vielmehr nachgeschlichen und hatten die Schrecksekunde ausgenützt, als die Mädchen den Weidezaun berührten. Nun saßen Constanze und Irene im Wohnzimmer gefangen, mit dem Trost: „Da könnt ihr fernsehen, wenn das Programm wieder anfängt.“
Viele der Bereitschaftsritter wachten immer wieder auf und gingen dann zu Mücke, um Neuigkeiten zu erfahren, die sich auch nicht als schlaffördernd erwiesen.
Zu guter Letzt saß der gesamte Ritterrat auf dem Friedhof und gähnte denkspielerschöpft dem heraufdämmernden Schultag entgegen.
„Wenn ihr mich fragt“, gähnte Dieter laut aber undeutlich, „fehlt zur Entscheidung, was wir tun sollen, eine wichtige Stimme: der Rex. Sein Brief hat den ganzen Zaubererwirbel drüben ausgelöst. Vor allem bei der Horn.“
Da wurden die müden Ritter etwas munterer.
Strehlau, der auf der Burg die Sprechfunkwache von Mücke übernommen hatte, wiederholte die empfangene Nachricht mit Verwirrung: „Was? Den Rex wecken? Jetzt? Er soll sofort in die Kirche kommen und die Horn heiraten... ? Sagt mal, spinnt ihr? Bitte kommen!“
„Hier Friedhof! Und so was will musikalisch sein!“ quakte der kleine Egon aus dem Apparat. „Nicht heiraten soll er sie, nur breitschlagen! Damit sie süßer wird. Die ist nämlich sauer! Ende!“
Das Ansinnen der Ritter war für Schreckensteiner Verhältnisse nichts Besonderes. Keiner zweifelte daran, dass der Rex kommen würde. Er kam auch. Nicht als Schulleiter, sondern als Beteiligter am großen Zaubern. „Wo steckt sie denn, meine ganz besondere Freundin?“ erkundigte er sich bei seinen Rittern.
Zuerst wurde er in das Geschehen eingeweiht. Hierzu erschienen alle, die noch in Kiesmulden geschlafen hatten. Jeder sagte ihm, wie er die Sache sah und worauf es jetzt, seiner
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