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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kunstturm war zu einem stummen Opfer des magischen Krieges geworden, und eigentlich überraschte es den Zauberer, daß er noch immer stand. Er wirkte so mitgenommen und zerknirscht, daß selbst die Schwerkraft aufgab.
Rincewind seufzte, setzte den Weg fort und ging zur Bibliothek. Besser gesagt: Er ging dorthin, wo sich einst die Bibliothek befunden hatte.
Er fand die Tür, und es standen auch die meisten Wände, aber das Dach war eingestürzt, und überall zeigte sich schmieriger Ruß. Rincewind blieb stehen, und eine Zeitlang sah er sich wortlos um. Dann ließ er den Teppich fallen und lief los, kletterte über den geborstenen Granit vor der Tür. Das Gestein fühlte sich noch immer recht warm an, und hier und dort schwelten die kläglichen Reste eines Bücherregals.
Verborgene Beobachter hätten einen Rincewind gesehen, der zwischen den rauchenden Haufen hin und her eilte, mit wachsender Verzweiflung nach etwas suchte, verkohlte Möbel beiseite stieß und mit kaum weniger als übermenschlicher Kraft an Teilen der herabgestürzten Decke zerrte. Sie erlebten, wie er ab und zu eine Pause einlegte, um Atem zu schöpfen, sich dann wieder ins allgemeine Durcheinander stürzte. Die von der gläsernen Kuppel stammenden Splitter schnitten ihm in die Hände, und nach einer Weile begann er leise zu schluchzen. Schließlich berührte er etwas Weiches.
Rincewind hebelte einen halb verbrannten Balken zur Seite, schob mehrere Schindeln fort und zwinkerte überrascht.
In der Asche lagen mehrere überreife, halb zerquetschte und vom Feuer gebackene Bananen.
Vorsichtig nahm er eine zur Hand und starrte auf sie hinab, bis das eine Ende abfiel.
Dann verspeiste er den Rest.
     

    » W ir hätten ihn nicht einfach so gehen lassen sollen«, sagte Conina. »Wir konnten ihn wohl kaum aufhalten, o rehäugige und wieselflinke Gemse«, erwiderte der Serif.
»Vielleicht stellt er irgend etwas Dummes an!«
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich«, sagte Krösus zurückhaltend. »Während wir uns außerordentlich klug verhalten, auf einem heißen Strand hocken und nichts zu essen oder zu trinken haben, nicht wahr?«
    »Du könntest mir eine Geschichte erzählen«, schlug Krösus vor und zitterte erwartungsvoll.
    »Sei still.«
Der Serif befeuchtete sich die Lippen.
    »Kommt nicht einmal eine kurze Anekdote in Frage?« brachte er heiser hervor.
Conina seufzte. »Weißt du, das Leben besteht nicht nur aus Erzählungen.«
    »Entschuldige bitte. Ich glaube, ich habe die Kontrolle über mich verloren.«
    Die Sonne kletterte langsam am Himmel empor, und der aus zermalmten Muschelschalen bestehende Sand schimmerte wie ausgestreutes Salz. Bei hellem Tageslicht sah das Meer keineswegs besser aus. Die Wellen rollten wie dünnes Öl.
    Zu beiden Seiten wölbte sich der Strand in Form einer langgestreckten Sichel. Hier und dort wuchsen einige spärliche Büschel Dünengras, das sich allein mit dem Morgentau durchschlug. Nirgends zeigte sich auch nur die Spur eines Schattens.
    »Ich sehe die Sache folgendermaßen«, sagte Conina. »Dies ist ein Strand, und wenn wir in einer Richtung losgehen, finden wir früher oder später eine Flußmündung.«
    »Allerdings stellt sich die Frage, für welche Richtung wir uns entscheiden sollen, o herrlicher Schnee an den Hängen des Berges Eritor.«
    Nijel brummte leise und griff in seine Tasche.
»Äh«, machte er. »Entschuldigt bitte. Könnte uns dieses Ding von Nutzen sein? Ich habe es, äh, gestohlen.«
Er hob die Lampe aus der Schatzkammer hoch.
    »Sie ist doch magisch, oder?« fügte er hoffnungsvoll hinzu. »Ich habe schon von magischen Lampen gehört. Ein Versuch kann sicher nicht schaden.«
    Krösus schüttelte den Kopf.
»Aber du hast doch gesagt, dein Großvater sei damit zu großem Reichtum gelangt!« warf Conina ein.
    »Eine Lampe«, antwortete der Serif. »Er verwendete eine Lampe. Nicht diese. Nein, seine Lampe war alt und zerbeult. Eines Tages kam ein schlauer Hausierer und bot neue Lampen gegen alte an, woraufhin meine Urgroßmutter ein gutes Geschäft witterte und sich auf einen Handel einließ. Die Familie bewahrte diese Lampe in der Schatzkammer auf, um an sie zu gedenken. Eine ausgesprochen dumme Frau, wenn ihr mich fragt.«
    »Hast du sie einmal ausprobiert?«
    »Meine Urgroßmutter?« erkundigte sich Krösus erstaunt.
»Die Lampe!« ächzte Conina.
    »Nein. Warum auch? Niemand gibt eine echte Zauberlampe fort, oder?«
    »Reib mal dran«, schlug die junge Frau vor. »Mal sehen, was dann

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