Der Zauberhut
passiert.«
»Bestimmt überhaupt nichts«, sagte der Serif.
Nijel drehte den Gegenstand vorsichtig hin und her. Er wirkte seltsam schnittig, so als habe sich jemand bemüht, eine besonders schnelle Lampe herzustellen.
Der angehende Barbarenheld rieb sie behutsam.
Das Resultat war bemerkenswert unbeeindruckend. Ein halbherziges Plop erklang, und neben Nijel bildete sich eine faserige Rauchwolke. Anderthalb Meter davor glitt eine dunkle Linie übers Ufer und formte ein Quadrat, in dem sich der Sand auflöste.
Eine Gestalt sauste aus der dunklen Öffnung hervor, blieb ruckartig stehen und stöhnte leise.
Sie trug einen Turban, ein kleines, goldenes Medaillon, glänzende Shorts und Turnschuhe, die in bunten, spitzen Kringeln endeten. Die Haut wies jene Art von Bräune auf, für die man in Solarien eine Menge Geld bezahlen muß.
»Um Mißverständnissen vorzubeugen… «, sagte die Erscheinung. »Wo bin ich?«
Selbst Conina brauchte einige Sekunden, um sich von der Überraschung zu erholen.
»Dies ist ein Strand«, erwiderte sie.
»Ja, das sehe ich«, sagte der Dschinn. »Ich meine, um was für eine Lampe handelt es sich? Um welche Welt?«
»Das weißt du nicht?«
Das Wesen ignorierte Nijels verblüfften Blick und griff nach der Lampe.
»Ach, dieses alte Ding«, brummte es. »Eigentlich habe ich derzeit ganz woanders Dienst und bin erst wieder im August dran. Offenbar trinkt der zuständige Operator gerade einen Kaffee. Wie üblich.«
»Du hast wohl ziemlich viele Lampen«, vermutete Nijel.
»Um ganz ehrlich zu sein: Meine Lampenverpflichtungen sind recht stressig geworden«, erklärte der Dschinn. »Ich spiele mit dem Gedanken, auf Ringe umzusteigen. Derzeit haben Ringe Hochkonjunktur, und die Börsenquotationen sind vielversprechend. Nun, zur Sache: Was kann ich für euch tun?« Die letzten Worte sprach er in einem Tonfall aus, wie ihn gewisse Leute für Selbstparodien benutzen – in der irrigen Hoffnung, dadurch nicht wie Trottel zu wirken.
»Wir…«, begann Conina.
»Ich möchte etwas zu trinken«, warf Krösus hastig ein und zögerte erwartungsvoll. »Eigentlich solltest du jetzt sagen ›Dein Wunsch ist mir Befehl‹.«
»Ach, solche Bemerkungen sind längst überholt«, entgegnete der Dschinn, holte ein Glas aus dem Nichts und bedachte den Serif mit einem strahlenden Lächeln, das ungefähr eine Mikrosekunde dauerte.
»Wir möchten, daß du uns übers Meer nach Ankh-Morpork trägst«, sagte Conina fest.
Der Dschinn runzelte die Stirn, schnippte mit den Fingern, hielt plötzlich ein dickes Buch 20 in der Hand und blätterte darin.
»Klingt sehr interessant«, sagte er schließlich. »Ich fürchte allerdings, dafür sind einige Vorbereitungen notwendig. Ich schlage vor, wir treffen uns nächsten Dienstag zum Mittagessen und sprechen darüber, in Ordnung?«
»Wie bitte?«
»Derzeit bin ich ziemlich beschäftigt. Nun, ich spreche mit meiner Sekretärin. Sie soll einen Termin mit euch vereinbaren.«
»Sie soll was?«
»Danke für euer Verständnis«, sagte der Dschinn freundlich und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Meine Güte, es ist schon spät.« Er verschwand.
Conina starrte nachdenklich auf die Lampe hinab, und eine Zeitlang gab niemand einen Ton von sich.
Schließlich räusperte sich Nijel. »Was ist mit den großen, dicken Burschen geschehen, die weite Flatterhosen tragen, sich dauernd verneigen und immerzu ›Ich höre und gehorche, o Herr‹ antworten?«
Krösus trank einen hoffnungsvollen Schluck und keuchte entsetzt. Das Glas enthielt Sprudelwasser, und es schmeckte ebenso köstlich wie aufgewärmter Lebertran.
»Das nehme ich nicht so einfach hin«, fauchte Conina. Hastig griff sie nach der Lampe, rieb sie energisch und schien zu bedauern, daß ihr kein Schmirgelpapier zur Verfügung stand.
Wieder kam es zu einer eher schwachen Explosion, und der Dschinn schaffte es erneut, einige Meter abseits der diffusen Rauchwolke zu erscheinen.
Er hielt ein gewölbtes, glänzendes Objekt ans Ohr und lauschte konzentriert. Als er den zornigen Gesichtsausdruck der jungen Frau bemerkte, hob er mehrmals die Brauen und winkte mit der freien Hand. Die Gestenbotschaft lautete etwa folgendermaßen: Ich bedaure sehr, aber leider werde ich mit einigen lästigen Angelegenheiten aufgehalten, und deshalb kann ich Ihnen nicht meine volle Aufmerksamkeit schenken; wenn ich diesen aufdringlichen Anrufer abgewimmelt habe, wird es mir eine Freude sein, auf Ihr Anliegen einzugehen, das zweifellos sehr
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