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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wichtig ist.
    »Ich zerschlage die Lampe«, drohte Conina ruhig.
Der Dschinn schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln und sprach hastig in das Ding, das er zwischen Schulter und Kinn einklemmte.
    »In Ordnung«, sagte er. »Großartig. Wir sind uns also einig, nicht wahr? Dem Geschäftsabschluß steht nichts mehr entgegen, oder? Wunderbar. Ihre Leute setzen sich mit meinen in Verbindung, einverstanden? Ja, halten Sie mich ruhig auf dem laufenden. Bis dann.« Er ließ den krummen Gegenstand sinken. »Blödmann«, brummte er leise.
    »Ich meine es ernst«, sagte Conina.
»Welche Lampe ist das?« fragte der Dschinn und hüstelte nervös. »Wie viele hast du denn?« erkundigte sich Nijel. »Ich dachte immer, Geister wie du hätten nur eine einzige Lampe.«
    Woraufhin der Dschinn mit erzwungener Geduld erklärte, daß er tatsächlich mehrere besaß. Von Montag bis Freitag wohnte er in einer kleinen, aber recht häufig benutzten Lampe, und das Wochenende verbrachte er für gewöhnlich in einer hübschen Laterne auf dem Land. Wenn er Urlaub machte oder eine Abwechselung brauchte, zog er sich in eine sorgfältig restaurierte Leuchte zurück, die in einem Weinanbaugebiet unweit von Quirm stand – »um die Natur zu genießen«, erklärte der Geist. Darüber hinaus hatte er einige alte Lampen im Hafen von Ankh-Morpork erworben und betonte, sie zeichneten sich durch ein hohes Entwicklungspotential aus. Wenn die dortigen Geschäfte richtig in Schwung kämen, so fügte er hinzu, könnten sie zum okkulten Äquivalent einer Mischung aus Verwaltungszentrum und Nachtklub werden.
    Conina, Nijel und Krösus hörten so verblüfft zu wie Fische, die gerade in eine Vorlesung übers Fliegen geschwommen sind.
»Wer sind die anderen Leute, die sich mit deinen in Verbindung setzen sollen?« fragte Nijel und wußte nicht genau, warum er so beeindruckt war.
    »Keine Ahnung«, erwiderte der Dschinn und lächelte ein Lächeln, das in den Mundwinkeln erstaunliche Agilität bewies und aufwärts kroch. »Solche Ausdrücke gehören einfach dazu, wenn man es in meiner Branche zu etwas bringen will.«
    »Ruhe!« sagte Conina entschlossen und holte tief Luft. »Bring uns jetzt nach Ankh-Morpork.«
    »An deiner Stelle würde ich gehorchen«, meinte Krösus. »Wenn der Mund des Fräuleins wie der Schlitz eines Briefkastens aussieht, sollte man nicht widersprechen.«
    Der Dschinn zögerte.
»Nun, ich beschäftige mich nur selten mit Transportproblemen…«, sagte er.
»Dann hast du jetzt Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln.« Conina warf die Lampe hoch und fing sie wieder auf.
    »Teleportation ist ausgesprochen schwierig«, entgegnete der Dschinn. Verzweiflung schlich sich in seine Züge. »Sie erfordert umfassende Berechnungen. Wenn man zu viele Zahlen zu kontrollieren versucht, bekommt man Kopfschmerzen, und leider habe ich kein Aspirin dabei.« Seine Miene erhellte sich wieder. »Wie wär’s, wenn wir uns am nächsten Dienstag beim Mittagessen träfen und ausführlich darüber…«
    »Wie du willst«, grollte Conina. »Jetzt brauche ich nur noch einen großen, festen Stein…«
    »Schon gut, schon gut. Halt die Lampe fest, in Ordnung? Wir wollen doch nicht, daß sie zerbricht, oder? Nun, ich verspreche dir, mir Mühe zu geben, aber vielleicht mache ich einen großen Fehler…«
    Vor vielen Jahren erbrachten die Astrophilosophen von Krull einen schlüssigen Beweis dafür, daß sich alle Orte an einem Ort befinden und die Entfernung zwischen ihnen nur eine Illusion ist. Diese Erkenntnis stieß auf allgemeine Verwirrung, und einige kluge Köpfe fragten sich, wozu Wegweiser dienten. Es folgte eine fruchtlose intellektuelle Auseinandersetzung, und schließlich bat man Ly Schwatzmaul um Rat, von dem es hieß, er sei der größte Philosoph auf der ganzen Scheibenwelt. 21 Nach gründlichem Nachdenken bestätigte er zwar, alle Orte befänden sich an einem Ort, fügte jedoch hinzu, dieser eine Ort sei sehr groß.
    Damit war die psychische Ordnung bei den Gelehrten wiederhergestellt, und Wegweiser bekamen ihre alte Bedeutung zurück. Es soll nicht verschwiegen werden, daß Entfernung ein rein subjektives Phänomen ist – magische Geschöpfe können es an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen.
    Doch einigen von ihnen gelingt das nicht besonders gut.

    R incewind saß niedergeschlagen in den rußgeschwärzten Ruinen der Bibliothek und überlegte, was ihm so seltsam erschien.
    Nun, eigentlich alles. Die Vorstellung von einer niedergebrannten Bibliothek blieb für

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