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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und die Bücher waren wirklich ziemlich alt…
    »Außerdem, Brüder… Wer von euch hat in den letzten Tagen die dunkle Bibliothek besucht? Die Magie ist nun in euch und nicht mehr zwischen Buchdeckeln gefangen. Das freut euch sicher, oder? Gibt es irgend jemanden unter euch, der in den vergangenen vierundzwanzig Stunden weniger Magie beschwor als in all den Jahren vorher? Ich bin ziemlich sicher, daß niemand von euch eine andere Ansicht vertritt als ich, oder?«
    Der Quästor schauderte. Tief in seinem Herzen erwachte gerade ein zweiter Spelzdinkel und trachtete verzweifelt danach, sich Gehör zu verschaffen. Es war ein Spelzdinkel, der sich plötzlich nach jenen ruhigen Tagen zurücksehnte, als eine freundliche und gutmütige Magie in alten, ausgetretenen Pantoffeln umherschlurfte und immer Zeit für einen Sherry hatte. Voller Wehmut erinnerte er sich an eine magische Kraft, die sich nicht wie ein heißes Schwert im Gehirn anfühlte – und die darauf verzichtete, Menschen zu töten.
    Grauen packte ihn, als seine Stimmbänder Haltung annahmen, die Warnungen des Selbsterhaltungstriebs ignorierten und Anstalten machten, dem Jungen zu widersprechen.
    Spelzdinkel spürte ganz deutlich, daß der schwarze Zauberstab nach ihm Ausschau hielt, und er stellte sich einen oktarinen Blitz vor, der ihn ebenso verschwinden ließ wie den armen Billias. Er biß die Zähne zusammen, doch der Protest zerrte seine Kiefer auseinander. Die Lungen holten tief Luft. Nur noch wenige Sekunden, und dann…
    Krempel verlagerte sein Gewicht und trat ihm auf den Fuß. Spelzdinkel ächzte dumpf.
    »Entschuldige«, sagte Krempel.
»Stimmt was nicht, Spelzdinkel?« fragte Münze.
Der Quästor hüpfte auf einem Bein, und die Anspannung in ihm ließ jäh nach. Tiefreichende Erleichterung durchströmte ihn, genährt von stechendem Schmerz. Noch nie zuvor war jemand so dankbar dafür gewesen, daß hundert Kilo Zauberer beschlossen hatten, ihm auf den großen Zeh zu treten.
    Sein Stöhnen bewahrte ihn vor einem gräßlichen Schicksal. Münze seufzte und stand auf.
»Es war ein angenehmer Tag«, sagte er.

    Z wei Uhr morgens. Der vom Fluß aufsteigende Dunst kroch schlangengleich durch die Straßen und Gassen von Ankh-Morpork, aber er kroch allein. Zauberer hielten nichts davon, bis nach Mitternacht aufzubleiben, und deshalb gingen auch alle anderen Bürger früh zu Bett, träumten die sorgenvollen Träume von Leuten, die sich plötzlich nicht mehr in ihrer Welt zurechtfinden.
    Auf dem Platz der Gebrochenen Monde glitten die Nebelschwaden einsam über traurig brennende Fackeln und stumme Fenster, hinter denen rote Netzgardinen hingen. Einst galten die diversen Etablissements als Zentrum überaus mysteriöser und exotischer Freuden – von gesülzten Aalen bis hin zu Geschlechtskrankheiten nach freier Wahl boten sie alles an, was Magen und Libido begehrten –, aber jetzt warteten bereitwillige junge Damen vergeblich darauf, in Gesellschaft unter warme Decken zu kriechen.
    Das abgewetzte Kopfsteinpflaster existierte nicht mehr. Statt dessen glänzte nun weißer Marmor, und Statuen säumten leise gurgelnde Springbrunnen. Nur dumpfes Plätschern erklang in der cholesterinartigen Stille, die im Herzen der Stadt zu einem ebenso langsamen wie unerbittlichen Infarkt führte.
    Schweigen umhüllte die dunkle Masse der Unsichtbaren Universität, doch in einem der langen Korridore…
    Spelzdinkel schlich wie eine zweibeinige Spinne durch den Flur und sprang von Säule zu Säule – das heißt, er wankte ziemlich schnell. Schließlich erreichte er die verbotene Tür der Bibliothek. Nervös starrte er in die Finsternis, aus der er kam, zögerte und klopfte vorsichtig an.
    Stille tröpfelte aus dem uralten Holz. Aber es war nicht etwa die Art von Stille, die den Rest der Stadt in ihrem Bann hielt. Nein, es handelte sich um eine höchst wachsame Stille – die Stille einer schlafenden Katze, die gerade ein Auge geöffnet hatte.
    Als sich Spelzdinkel nicht mehr beherrschen konnte, sank er auf Hände und Knie und spähte durch den Spalt unter der Tür. Nach einer Weile beugte er sich zu dem dunklen Loch an der untersten Angel vor und flüsterte: »Hallo! Hm. Kannst du mich hören?«
    Irgendwo in den schwarzen Tiefen der Bibliothek schien sich etwas zu bewegen.
    Spelzdinkel versuchte es erneut, während die Anzeige seines emotionalen Barometers zwischen Schrecken und Hoffnung wechselte. Das Herz pochte ihm bis zum Hals empor, verspürte offenbar den dringenden Wunsch,

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