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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Blick in die Kammer wagte.
     

    R incewind riß die Augen auf.
    »Was ist das?« raunte er.
»Irgendein Tempel, glaube ich«, antwortete Conina.
Rincewind verharrte und blickte nach oben, während die Bürgerschaft von Al Khali ihn in einer Art Brownschen Bewegung umquirlte. Ein Tempel, dachte er. Nun, das Gebäude war groß und beeindruckend, und der entsprechende Architekt hatte alle Tricks angewendet, um es noch größer und eindrucksvoller wirken zu lassen. In den Beobachtern entstand das (vollauf beabsichtigte) Gefühl, sie seien klein und unbedeutend; außerdem wurde ihnen bewußt, daß es ihnen an Kuppeln mangelte.
    Andererseits: Rincewind kannte sich mit heiliger Architektur aus, und sowohl die Fresken als auch die – natürlich – beeindruckenden Mauern darüber erschienen ihm ganz und gar nicht religiös. Zum Beispiel erweckten die dargestellten Personen den Anschein, als vergnügten sie sich prächtig. Rincewind glaubte sicher zu sein, daß sie eine Menge Spaß hatten. Ja, daran konnte eigentlich gar kein Zweifel bestehen. Es hätte ihn sehr überrascht, wenn das nicht der Fall gewesen wäre.
    »Sie tanzen doch nicht, oder?« fragte er in dem verzweifelten Versuch, die von den Augen empfangene Botschaft zu leugnen. »Vielleicht demonstrieren sie eine spezielle Akrobatik.«
    Conina neigte den Kopf und blinzelte im grellen Sonnenschein. »Das glaube ich eigentlich nicht«, sagte sie nachdenklich.
    Rincewind erinnerte sich an seine Moral. »Eine junge Frau sollte so etwas nicht betrachten«, verkündete er ernst.
    Conina musterte ihn und lächelte. »Zauberern ist ein solcher Anblick streng verboten«, bemerkte sie zuckersüß. »Eigentlich müßtest du jetzt blind werden.«
Rincewind sah erneut nach oben, bereit dazu, sich einer visuellen Gefahr auszusetzen. Eigentlich hätte ich mit so etwas rechnen sollen, dachte er. Diese Leute wissen es eben nicht besser. Fremde Länder, fremde Sitten, nicht wahr? Hier herrschen andere Gewohnheiten.
Obgleich einige gewisse Dinge nicht nur den Bräuchen in seiner Heimat entsprachen, sondern auch wesentlich phantasievoller und… freizügiger wirkten.
»Die Tempelfresken von Al Khali sind auf der ganzen Scheibenwelt berühmt«, sagte Conina, als sie sich einen Weg durch die Menge der Kinder bahnten, die Rincewind ständig irgendwelche Dinge verkaufen oder ihn netten Verwandten vorstellen wollten.
»Das wundert mich nicht«, pflichtete er seiner Begleiterin bei und starrte auf die geschäftstüchtige Schar hinab. »Würdet ihr mich bitte in Ruhe lassen? Nein, ich will das nicht kaufen, was auch immer es ist. Nein, deine Schwester interessiert mich nicht. Und dein Bruder ebensowenig. Auch das Es kannst du behalten, Lümmel! He, ihr da, runter von dem Ding!«
Die letzten Worte galten einigen Kindern, die in aller Seelenruhe auf einer Kiste aus intelligentem Birnbaumholz ritten. Truhe folgte ihrem Eigentümer und machte keine Anstalten, sich von ihrer juchzenden Last zu befreien. Vielleicht hat sie Kummer, dachte Rincewind, und daraufhin verbesserte sich seine Stimmung ein wenig.
»Wie viele Menschen leben auf diesem Kontinent?« fragte er.
»Keine Ahnung«, entgegnete Conina, ohne sich umzudrehen. »Wahrscheinlich Millionen.«
    »Wenn ich klug wäre, hätte ich mich von diesem Ort ferngehalten«, sagte Rincewind fest.
Schon seit einigen Stunden befanden sie sich in Al Khali, dem Tor zum geheimnisvollen Kontinent Klatsch. Für Rincewind waren es genau einige Stunden zuviel.
Eine anständige Stadt sollte sich in ein Gewand aus Nebel und Dunst kleiden, überlegte er verdrießlich. Ihre Bewohner sollten zu Hause bleiben und sich nicht auf den Straßen herumtreiben. Sand und Hitze gehören in die Wüste. Und was den Wind betrifft…
Ankh-Morpork war für den berühmten Geruch bekannt, der selbst Leuten mit verstopfter Nase Tränen in die Augen trieb. In Al Khali fiel sofort der Wind auf, der aus weiter Ödnis wehte und von anderen Ländern am Rand der Scheibenwelt erzählte. Eigentlich handelte es sich nur um eine sanfte Brise, aber sie flüsterte und raunte rund um die Uhr, und auf Besucher in der Stadt übte sie schließlich die gleiche Wirkung aus wie ein Reibeisen auf weiche Tomaten. Nach einer Weile gewann man den Eindruck, daß sie einem die Haut von den Knochen schabte und direkt über die Nerven kratzte.
Coninas empfindsame Nase nahm aromatische Nachrichten in Empfang, die aus dem Herzen des Kontinents stammten und von verschiedenen Dingen berichteten: der Kühle

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